Verkaufsprozess zieht sich

Stada trotzt Flaute bei Erkältungsmitteln Patrick Hollstein, 28.08.2024 08:13 Uhr

Stada-CEO Peter Goldschmidt kann gute Zahlen vorlegen, der Eigentümerwechsel zieht sich allerdings. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Gute Geschäfte mit Generika und Spezialpharmazeutika haben Stada im ersten Halbjahr Schub gegeben. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf zwei Milliarden Euro, trotz der Flaute im Erkältungsbereich.

Während der Umsatz mit Generika um 12 Prozent auf 838 Millionen Euro zulegte und das Geschäft mit Spezialpharmazeutika um 14 Prozent auf 217 Millionen Euro wuchs, gab es im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten einen vergleichsweise geringen Zuwachs von 3 Prozent auf 768 Millionen Euro. Als Grund gab Stada eine relativ milde Erkältungs- und Hustensaison an, die bei vielen eigenen Marken zu einer stark nachlassenden Kundennachfrage geführt habe. Ohne diesen Effekt hätte das Segment ein zweistelliges organisches Wachstum erzielt.

Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 186 Millionen Euro, 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

„Der anhaltende Wachstumskurs von Stada ist ein Beleg für die Stärke und Widerstandsfähigkeit unserer Drei-Säulen-Strategie mit Consumer Healthcare, Generika und Spezialpharmazeutika“, so CEO Peter Goldschmidt. „Unser kontinuierliches Wachstum über dem Marktdurchschnitt belegt eindrucksvoll, dass unsere starke Unternehmenskultur Leistung fördert.“

Generika

Hauptreiber dieses Wachstums war unter anderem die Einführung der komplexen Generika Rivaroxaban und Dabigatran in mehreren europäischen Ländern. Der Konzern profitierte nach eigenen Angaben außerdem von einer positiven Marktanteilsentwicklung im Heimatmarkt Deutschland, Italien, Polen, Frankreich, Irland und der Schweiz sowie in nordischen Ländern, wo Produkte mit dem Wirkstoff Methylphenidat auf den Markt gebracht wurden. „Diese positive Entwicklung des Segments beruhte vor allem auf einer erfolgreichen Strategieumsetzung mit hoher Liefersicherheit und wettbewerbsfähigen Preisen“, heißt es.

Biosimilars

Zum Erfolg des erweiterten Portfolios mit aktuell sieben vermarkteten Biosimilars trugen unter anderem das Parkinsonmittel Lecigon und das Orphan-Medikament Kinpeygo für eine seltene Nierenerkrankung bei. Zulegen konnten auch Hukyndra (Adalimumab), Oyavas (Bevacizumab) und Ximluci (Ranibizumab). Movymia (Teriparatid) verteidigte laut Konzern seine Position als europäischer Marktführer nach Umsatz vor der Referenzmarke.

Mit dem Ustekinumab-Biosimilars Uzpruvo konnte sich mit Stada der erste Anbieter nach Ablauf der bestehenden Exklusivitätsrechte des Originalpräparats positionieren; durch geschicktes Vorgehen beim Patentschutz sowie Anpassung an nationale Preis- und Erstattungssysteme habe man das neue Produkt Ende Juli auch in Deutschland sowie in 13 weiteren europäischen Ländern einführen können.

OTC und Freiwahl

Starke Umsätze gab es laut Konzern durch Erweiterungen der Kopfhaut- und Haarpflegeserie – international Nizoral und in Deutschland Terzolin. Auch die 2023 von Sanofi übernommenen Antistax-Venenmittel leisteten demnach durch eine erfolgreiche Reaktivierung in den Apotheken einen starken Beitrag zur Geschäftsentwicklung. Die Ausweitung des Eunova-Sortiments, die weitere Aktivierung des Elektrolytpräparats Elotrans Reload und neue Produkteinführungen im Bereich der Zoflora-Desinfektionsmittel trugen laut Stada ebenfalls zum Wachstum im Bereich Consumer Healthcare bei.

Zahlen ohne Russlandgeschäft

Die Halbjahreszahlen sind bereinigt um das Russland-Geschäft. Die Stada-Eigentümer, die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven, hatten entschieden, es auszugliedern. Hintergrund sind Pläne für einen Verkauf oder einen Börsengang von Stada. Das Geschäft, das zuletzt mehr als 15 Prozent zum Umsatz beitrug, galt dabei als große Hürde. Stada hatte sich trotz des Ukraine-Kriegs nicht aus Russland zurückgezogen und auf die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort verwiesen. Im Vorjahr hatte wegen Abschreibungen in diesem Bereich unter dem Strich ein Minus gestanden.

Verkauf zieht sich

Die Gespräche über einen milliardenschweren Verkauf oder Börsengang von Stada mit seinen rund 11.500 Beschäftigten dauern länger als erwartet. Die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven sind dem Vernehmen nach weiter in Verhandlungen mit Interessenten wie Beteiligungsfirmen und Pharmaunternehmen. Parallel werde ein Börsengang vorbereitet.