Vor zwei Monaten hat der langjährige Stada-Chef Hartmut Retzlaff sein Amt vorübergehend ruhen lassen. Jetzt verlässt er den Generikakonzern ganz. Grund seien persönliche Umstände. Die Entscheidung sei einvernehmlich getroffen worden.
Retzlaff wird den Vorstand zum 15. August verlassen. Bis zur vereinbarten Beendigung seines Anstellungsvertrags am 31. Dezember 2016 wird er freigestellt. „Wir danken Hartmut Retzlaff sehr für seine unternehmerische Aufbauleistung“, sagte Aufsichtsratschef Dr. Martin Abend. „Wir danken ihm auch jetzt für die klare Weichenstellung.“
Bis zur vereinbarten Beendigung seines Anstellungsvertrags wird Retzlaff von seinen Pflichten aus dem Anstellungsvertrag freigestellt. Er bekommt sein Gehalt bis zum Jahresende und eine Abfindung; in der Summe wird der Betrag zwei Jahresvergütungen nicht überschreiten. Erst vor einem Jahr hatte der Aufsichtsrat den Vertrag des Konzernchefs um fünf Jahre bis zum 31. August 2021 verlängert.
Retzlaff stand 23 Jahre an der Spitze des Konzerns. Er hatte sein Amt Anfang Juni krankheitsbedingt abgegeben – nachdem zuvor der Investor Active Ownership Capital (AOC) Aktien aufgekauft und auf umfassende Reformen gedrängt hatte. Seine Aufgaben wurden unter den beiden verbliebenen Vorständen Dr. Matthias Wiedenfels und Helmut Kraft aufgeteilt.
Anfang August hatte sich Retzlaff überraschend zurückgemeldet: Das Handelsblatt berichtete unter Berufung auf Hinweise aus dem Umfeld des Unternehmers, seine Genesung schreite gut voran und mit einer Rückkehr könne sehr wohl gerechnet werden. Der 62-Jährige mache gute Fortschritte und plane wieder die Führung des Herstellers zu übernehmen.
Wiedenfels hatte seinen Anspruch auf den Chefsessel mehrfach deutlich gemacht: „Ich bin der Vorsitzende dieser Company. Punkt“, sagte er bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. „Sie können so ein Amt nicht interimistisch führen.“ Käme sein Vorgänger zurück, wäre er Mitglied des Führungsgremiums, jedoch ohne Geschäftsbereich. „Er müsste erst wieder zum CEO gemacht werden“, so Wiedenfels.
Einen vermeintlichen Konflikt mit Retzlaff wies er zurück: „Es gibt keine Streitigkeit“, sondern ein „fast freundschaftliches Verhältnis“. Tatsächlich hatten Wiedenfels und Kraft schnell Veränderungen eingeleitet und im „System Retzlaff“ aufgeräumt, sodass eine Rückkehr unwahrscheinlich war. Kritiker hatten von Anfang an gemutmaßt, Retzlaff wolle die „krankheitsbedingte Auszeit“ nutzen, „um sich dauerhaft aus der Schusslinie zu bringen”.
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