Generikakonzerne

Stada: Neuer Sturm auf die Trutzburg

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Berlin -

Der Übernahmekampf um den Pharmakonzern Stada könnte bald in eine neue Runde gehen. Nur wenige Tage nach der gescheiterten ersten Offerte bringen sich Bain Capital und Cinven wieder in Stellung. Die beiden Finanzinvestoren erwägen, bei der Finanzaufsicht einen Antrag auf Befreiung von der einjährigen Sperrfrist zur Abgabe eines erneuten Übernahmeangebots zu stellen. Dies teilte Stada am Dienstag in Bad Vilbel mit.

In Bad Vilbel prüft man jetzt, ob man dem Antrag zustimmen würde und will dann die Öffentlichkeit weiter informieren. Falls Stada und die Finanzaufsichtsbehörde dem Antrag zustimmen würden, wäre der Weg für eine neue Offerte von Bain und Cinven frei. Beide waren erst vor wenigen Tagen mit dem ersten Gebot über 66 Euro je Aktie, das Stada inklusive Schulden mit etwas mehr als 5,3 Milliarden Euro bewertet hatte, knapp gescheitert.

Das Investorenduo verfehlte die – bereits abgesenkte – erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent allerdings nur um rund 2 Prozentpunkte, so dass schnell die Gerüchte über eine neue Offerte die Runde machten. Stada selbst hatte sich Ende Juni offen dafür gezeigt, sich über das Votum der Aktionäre hinwegzusetzen. An der Börse hatte die gescheiterte Übernahme deshalb auch nur kurz zu einem deutlichen Verlust geführt. Das Papier konnte sich schnell von seinem starken Minus nach dem Scheitern erholen und stand zuletzt mit 62,50 Euro wieder knapp unter dem von Bain und Cinven gebotenen Preis.

„Wir respektieren das knappe Votum unserer Aktionärinnen und Aktionäre und verstehen es als Auftrag, unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben“, hatte Konzernchef Dr. Matthias Wiedenfels nach dem Platzen des Deals zugesichert. „Wir betrachten diese Entscheidung aber auch als Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit von Stada, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.“

Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker sagte: „Ich bin fest davon überzeugt, dass es Stada als unabhängigem Anbieter von Generika und Markenprodukten mit einer am Markt klar anerkannten Wachstumsstrategie gelingen wird, den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Wir werden auch weiterhin alles daran setzen, für unsere Aktionärinnen und Aktionäre signifikanten Mehrwert zu schaffen.“

Für Wiedenfels und Oetker ist das Scheitern eine herbe Niederlage. Sie hatten sich massiv für den Deal eingesetzt und ein hervorragendes Angebot ausgehandelt, wie sie fanden. Dass der Betriebsrat das Scheitern prompt öffentlich begrüßte, macht die Sache nicht einfacher.

Die Übernahme war Kreisen zufolge nicht nur traditionsbewussten Ärzten und Apothekern gescheitert, sondern auch an Hedgefonds. Sie hätten ihre Stada-Aktien nicht den Finanzinvestoren angedient, da sie nach einem erfolgreichen Deal auf ein noch lukrativeres Abfindungsangebot für die verbliebenen Minderheitsaktionäre gerechnet hatten. Die Hedgefonds haben nun Interesse an einem neuen Deal: Dem Vernehmen nach waren sie zu hohen Kursen bei Stada eingestiegen und müssten angesichts des zu erwartenden Wertverfalls ihrer Papiere sonst Verluste hinnehmen.

Das letzte Mal, dass ein ähnlicher Deal im Pharmamarkt platzte, war Anfang 2014. Damals wollte McKesson Celesio übernehmen und ebenfalls mindestens eine Dreiviertelmehrheit einsammeln. Das Ziel lag zum Greifen nahe: 72,33 Prozent der Anteile hatte McKesson eingesammelt; betrachtet man nur die seinerzeit tatsächlich gehandelten Aktien, hätte McKesson sogar 85,56 Prozent im Sack gehabt und den Deal damit durchgebracht.

Verwässert wurde die Quote aber durch zwei Wandelanleihen. Inhaber solcher Schuldscheine können am Ende der Laufzeit entscheiden, ob sie sich bar oder in Aktien auszahlen lassen. Daher mussten deren potenzielle Stimmrechte bei der Auszählung berücksichtigt werden. Das Paket von Großaktionär Haniel beispielsweise war damit nicht 50, sondern nur 42 Prozent wert.

Da bei einer Übernahme für die Schuldscheine – anders als für die Aktien – individuelle Preise vereinbart werden können, hätte McKesson damit rechnen können, von Spekulanten zur Kasse gebeten zu werden. So kam es dann auch: Weniger als jede zweite Anleihe wurde McKesson angedient; umgerechnet in Aktien waren dies jene Stimmrechte, die McKesson am Ende zum Glück fehlten. Dass McKesson derart unbedarft in das Milliardengeschäft ging, hatte wohl niemand erwartet. Im zweiten Anlauf klappte es dann.

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