Völlegefühl, Blähungen, Krämpfe: Lebensmittelunverträglichkeiten können zu Unwohlsein und Schmerzen führen. Für Kunden mit Fructosemalabsorption bringt Stada Anfang Oktober ein Medizinprodukt auf den Markt. Das Präparat stammt vom österreichischen Unternehmen Sciotec Diagnostics Technologies, das der Generikakonzern vor drei Jahren übernommen hatte.
Stada bringt mit Fructosin hierzulande erstmals ein Produkt gegen Fructoseintoleranz auf den Markt. In Österreich wurde das Mittel unter der Marke Xylosolv bereits von Sciotec vertrieben. In Bad Vilbel legte man 2015 für den Kauf der Firma rund 17,2 Millionen Euro auf den Tisch. Übernommen wurden auch die Vertriebsstrukturen sowie die 17 Mitarbeiter. Sciotec bot acht Produkte wie Lactosolv, Daovet, Migrasolv und Daosin an.
Frisches Obst kann bei Kunden mit Fructoseintoleranz zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Dafür gibt es zwei Gründe. Stada bringt mit Fructosin ein Produkt in die Apotheken, das durch Fructosemalabsorption bedingte Beschwerden lindern und verhüten soll. Hintergrund ist ein Transportdefekt im Darm. Betroffenen fehlt das Protein Glut-5 in der Dünndarmschleimhaut, womit der Zucker aufgenommen werden könnte. Stattdessen wird er vergoren.
Vor der Mahlzeit sollen ein bis zwei Kapseln eingenommen werden. Fructosin enthält das Enzym Xylose-Isomerase, das pro Kapsel 6,2 Gramm Fructose in besser resorbierbare Glukose umwandeln können soll. Dieser Wert kann laut Stada als Indikator gesehen werden, wie viele Kapseln ein Betroffener vor einer bestimmten Mahlzeit einnehmen sollte. Das Medizinprodukt enthält keine Laktose, kein Gluten und ist frei von Konservierungsmittel und künstlichen Aromastoffen.
Seltener ist die angeborene hereditäre Fructoseintoleranz. Dabei kann der Zucker aufgrund eines Mangels des Enzyms Aldolase B nicht richtig gespalten werden. Dadurch kann Fructose in der Leber nicht richtig abgebaut werden. Bereits kleine Mengen können lebensgefährlich für Betroffene sein. Kunden sollten einen Arzt fragen, welche Intoleranz vorliegt. Die Unverträglichkeit kann mit einer Blutzuckermessung analysiert werden.
Fructosin ist in drei Packungsgrößen – 10, 30 und 90 Stück (13, 22 und 37 Euro) – erhältlich. Betroffene müssen nicht komplett auf Obst verzichten. Es gibt Sorten, die weniger Fruchtzucker als andere beinhalten. Dazu gehören Bananen, Litchis, Papaya und Rhabarber. Beeren, Sauerkirschen oder Melone können teilweise in Kombination mit Milchprodukten verträglich sein.
Weitere Anbieter von Produkten gegen Fructoseintoleranz aus der Apotheke sind Pro Natura (Fructaid) und Laktonova (Bauchvital, Fructophan). Für Patienten mit Laktoseintoleranz bietet Stada Lactosolv an. Das Nahrungsergänzungsmittel enthält hochdosierte Laktase, die die Verdauung von Milchzucker unterstützt und den Verzehr von Milch und Milchprodukten bei Laktoseintoleranz bekömmlicher macht. Weitere Anbieter sind Lactostop (Hübner) und Lactrase (Pro Natura).
Fruktose ist nicht nur in Obst, sondern auch in zahlreichen Produkten als Zuckerersatz etwa in Ketchup enthalten. Auch Hygieneartikel wie Zahnpasta sowie Arzneimittel und Infusionslösungen können Fructose enthalten.
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