Sondierungsgespräche für Verkauf

Stada: Investoren starten Exit

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Berlin -

Sechs Jahre nach der Übernahme durch Finanzinvestoren könnte Stada verkauft werden. Die Eigner können auf starke Zahlen im ersten Halbjahr verweisen. Doch die Hürden für einen Ausstieg sind hoch.

Vorstandschef Peter Goldschmidt hat sich erstmals zu einem möglichen milliardenschweren Verkauf des Unternehmens geäußert. „Aus meiner Sicht befinden sich unsere Eigentümer in einer Orientierungsphase, in der erste Sondierungsgespräche stattfinden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur anlässlich das Halbjahreszahlen. „Die Finanzinvestoren haben keinen Verkaufsdruck. Ich erwarte keine Entscheidung vor 2024.“

Ziel: 10 Milliarden Euro

Zuvor hatten Medien berichtet, dass die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven, die Stada 2017 für 5,3 Milliarden übernommen hatten, ganz oder teilweise aussteigen könnten. Auch über einen Börsengang wurde spekuliert. Bei einem Deal könnte Stada mit zehn Milliarden Euro oder mehr bewertet werden. „Ob und wann Stada verkauft wird, ist ausschließlich die Entscheidung unserer Eigentümer Bain Capital und Cinven“, betonte Goldschmidt. Diese hatten Stellungnahmen zu den Gerüchten abgelehnt.

Für einen Verkauf spricht, dass ein Ausstieg sechs Jahre nach der Übernahme üblich für Finanzinvestoren wäre und das Wachstum von Stada gute Argumente liefert. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 16 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro und der Betriebsgewinn (Ebitda) um 30 Prozent auf 509 Millionen Euro, wie Stada am Dienstag in Bad Vilbel mitteilte. „Wir sind auf dem besten Weg, in diesem Jahr mehr als vier Milliarden Euro Umsatz und eine Milliarde Euro Ebitda zu erreichen“, sagte Goldschmidt.

Im ersten Halbjahr wuchs das OTC-Geschäft um 19 Prozent auf 871 Millionen Euro und damit stärker als das mit Generika (756 Millionen Euro, plus 8 Prozent). Stada führte einige frei verkäufliche Produkte neu ein und übernahm Marken von Sanofi. Auch die Erkältungswelle im Winter half. Angesichts von Medikamentenengpässen in Deutschland habe Stada hohe zweistellige Millionenbeträge investiert, um seine Lagerbestände auszubauen und lieferfähig zu bleiben, sagte Goldschmidt. „Von Problemen bei Wettbewerbern haben wir profitiert.“

Auch das Geschäft mit Spezialpräparaten als dritte Säule legte um 24 Prozent auf 432 Millionen Euro zu, ein Meilenstein war die Einführung des Lucentis-Biosimilars Ximluci in mehreren Ländern, darunter Deutschland und Großbritannien. Unter dem Strich stieg der Gewinn von Stada auf 182 Millionen Euro nach 169 Millionen ein Jahr zuvor.

Gewinn verdoppelt

Unter Bain Capital und Cinven ist Stada stark gewachsen: Der Umsatz legte seit der Übernahme 2017 um rund zwei Drittel zu von 2,3 auf 3,8 Milliarden Euro 2022, während der Betriebsgewinn (Ebitda) sich etwa verdoppelte. Dabei half eine Serie von Übernahmen, für die Stada hohe Gesamtschulden von zuletzt 5,6 Milliarden Euro in Kauf nahm. Auch die Zahl der Beschäftigten wuchs seit der Übernahme kräftig.

Doch auch strukturell ist unter Goldschmidt viel passiert, auch was das weltweite Produktionsnetzwerk angeht. Die US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigte zuletzt den Export des biologischen Wirkstoffs Epoetin aus der deutschen Produktionsstätte in Uetersen. Etwa zur gleichen Zeit bestätigten die EU-Behörden, dass die neue Fabrik im vietnamesischen Tuy Hòa die europäischen GMP-Standards erfüllt. In Turda in Rumänien wird für mehr als 50 Millionen Euro ein Logistik-Hub gebaut.

Als Käufer in Frage kämen wohl vor allem andere Hersteller, die geografisch anders aufgestellt sind und mit Stada eine Lücke schließen könnten. Beispiele wären US-Unternehmen wie Perrigo oder Viatris, für die die Märkte und Kategorien von Stada ein Zugewinn wären.

Problem: Russland-Geschäft

Für einen Verkauf von Stada gibt es einige Hürden. So ist das Umfeld an den Finanzmärkten für große Börsengänge oder Übernahmen schwierig. Ein weiteres Hindernis ist das große Russland-Geschäft von Stada, das rund 15 Prozent zum Umsatz beiträgt. Ein Kauf von Stada inklusive der Sparte dürfte zumindest für Interessenten aus Europa oder den USA kaum zu vertreten sein. Daher wurde über eine Abspaltung der Russland-Aktivitäten spekuliert. Stada hatte sich trotz des Kriegs in der Ukraine nicht aus Russland zurückgezogen und verweist auf die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort.

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