Nach dem Scheitern der milliardenschweren Übernahme der Stada keimen bereits neue Hoffnungen auf einen doch noch erfolgreichen Deal auf. Vornehmlich Hedgefonds sollen auf die Finanzinvestoren Bain und Cinven zugekommen sein, um über Bedingungen für ein mögliches neues Angebot zu reden, erfuhr die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX aus informierten Kreisen.
Bain und Cinven hatten am Montagabend mitgeteilt, dass nicht genug Stada-Aktionäre ihr Übernahmeangebot angenommen hatten. Die erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent der Anteilseigner wurde dabei nur um rund 2 Prozentpunkte verfehlt.
Für Konzernchef Dr. Matthias Wiedenfels und Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker ist das Scheitern eine herbe Niederlage. Sie hatten sich massiv für den Deal eingesetzt und ein hervorragendes Angebot ausgehandelt, wie sie fanden. Dass der Betriebsrat das Scheitern prompt öffentlich begrüßte, macht die Sache nicht einfacher.
Die Übernahme war den Kreisen zufolge auch an den Hedgefonds gescheitert. Sie hätten ihre Stada-Aktien nicht den Finanzinvestoren angedient, da sie nach einem erfolgreichen Deal auf ein noch lukrativeres Abfindungsangebot für die verbliebenen Minderheitsaktionäre gerechnet hatten. Die Hedgefonds haben nun Interesse an einem neuen Deal: Dem Vernehmen nach waren sie zu hohen Kursen bei Stada eingestiegen und müssten angesichts des zu erwartenden Wertverfalls ihrer Papiere sonst Verluste hinnehmen.
Das letzte Mal, dass ein ähnlicher Deal im Pharmamarkt platzte, war Anfang 2014. Damals wollte McKesson Celesio übernehmen und ebenfalls mindestens eine Dreiviertelmehrheit einsammeln. Das Ziel lag zum Greifen nahe: 72,33 Prozent der Anteile hatte McKesson eingesammelt; betrachtet man nur die seinerzeit tatsächlich gehandelten Aktien, hätte McKesson sogar 85,56 Prozent im Sack gehabt und den Deal damit durchgebracht.
Verwässert wurde die Quote aber durch zwei Wandelanleihen. Inhaber solcher Schuldscheine können am Ende der Laufzeit entscheiden, ob sie sich bar oder in Aktien auszahlen lassen. Daher mussten deren potenzielle Stimmrechte bei der Auszählung berücksichtigt werden. Das Paket von Großaktionär Haniel beispielsweise war damit nicht 50, sondern nur 42 Prozent wert.
Da bei einer Übernahme für die Schuldscheine – anders als für die Aktien – individuelle Preise vereinbart werden können, hätte McKesson damit rechnen können, von Spekulanten zur Kasse gebeten zu werden. So kam es dann auch: Weniger als jede zweite Anleihe wurde McKesson angedient; umgerechnet in Aktien waren dies jene Stimmrechte, die McKesson am Ende zum Glück fehlten. Dass McKesson derart unbedarft in das Milliardengeschäft ging, hatte wohl niemand erwartet. Im zweiten Anlauf klappte es dann.
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