Stada ist einer der größten Arzneimittelhersteller in Russland. Nun dürften die westlichen Sanktionen den Konzern treffen. Er kann sich aber auf gute Geschäfte in anderen Regionen verlassen.
Stada erwartet wegen des Kriegs in der Ukraine Einbußen in seinem wichtigen Russland-Geschäft, zeigt sich aber nach einem starken Geschäftsjahr zuversichtlich. Er mache sich derzeit keine Sorgen um die Nachfrage in Russland, so Vorstandschef Peter Goldschmidt. Es sei vielmehr eine Herausforderung, die Lieferkette und die Produktion sicherzustellen. „Entscheidend ist aus wirtschaftlicher Sicht vor allem die Entwicklung des Rubels“, sagte Goldschmidt. Da Stada in Euro bilanziert, würde ein weiter schwacher Kurs der russischen Währung den Hersteller treffen.
Russland ist einer der wichtigsten Märkte für Stada und trägt rund 14 Prozent zum Umsatz bei. Der Konzern beschäftigt dort 2100 Menschen, etwa ein Sechstel der weltweiten Belegschaft, und ist einer der größten Anbieter vor Ort. „Einbußen in Russland können wir mittelfristig mit Wachstum in anderen Ländern kompensieren“, sagte Goldschmidt. Stada will an seinem Geschäft in Russland festhalten. „Unser Auftrag, sich um die Gesundheit der Menschen zu kümmern, bedeutet, dass wir den Patienten stets die benötigten Medikamente zur Verfügung stellen, auch in Krisen- und Konfliktsituationen."
Auch der Krieg in der Ukraine, wo Stada rund 440 Beschäftigte hat, treibt Goldschmidt um. In Kiew hat der Konzern eine Fabrik nahe dem Militärflughafen. Sie stehe noch, aber Raketen seien in der Nähe eingeschlagen, sagte er. Die Beschäftigten seien wohlauf.
Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Stada um 8 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro:
In Europa hätten zahlreiche Länder, darunter Frankreich und Spanien, zweistellige Zuwächse verzeichnet. Insgesamt erzielte Stada in den europäischen Märkten ein Umsatzwachstum von 12 Prozent, davon 7 Prozent auf organischer Basis ohne Akquisitionen. Zwei Drittel oder 16 der 24 Länder der Region verzeichneten zweistellige Umsatzzuwächse. „Indem wir über dem Marktdurchschnitt gewachsen sind, konnte Stada die notwendigen liquiden Mittel generieren, um weiter in unsere Mitarbeiter, unser Portfolio und unsere Pipeline für die Zukunft zu investieren.“
Der Gewinn wuchs um knapp 45 Prozent auf 264 Millionen Euro. Negative Sondereffekte, die 2020 das Ergebnis belastet hatten, entfielen. Stada gelang es 2021 auch, die geringe Nachfrage nach Erkältungsmitteln in der Pandemie auszugleichen – etwa mit Zukäufen und starken Verkäufen von Nahrungsergänzungsmitteln. In Zeiten der Maskenpflicht verlief die Erkältungs- und Grippesaison vielerorts glimpflich.
Stada ist nach eigenen Angaben viertgrößter Anbieter von OTC-Präparaten und Generika in Europa. Zudem setzt der Konzern verstärkt auf Spezialpharmazeutika wie Parkinson-Therapien. Mit den Finanzinvestoren Bain und Cinven im Rücken, die Stada 2017 übernommen hatten, hat das Unternehmen viel Geld für Zukäufe ausgegeben und dabei eine relativ hohe Verschuldung in Kauf genommen.
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