Bei der Stada könnte es tatsächlich einen Wechsel im Aufsichtsrat geben. Der Finanzinvestor Active Ownership Capital (AOC) hat sich bei seinem Antrag für die Hauptversammlung mit Aufsichtsratschef Dr. Martin Abend auf einen Kompromiss geeinigt: Demnach soll ein Apotheker im Kontrollgremium bleiben dürfen.
AOC will den Stada-Aufsichtsrat mit international anerkannten Pharma- und Finanzexperten besetzen. Dafür müssten die bisherigen Mitglieder ihren Posten räumen. In seinem ursprünglichen Antrag hatte der Investor vorgeschlagen, dass alle drei Apotheker – K. F. Arnold Hertzsch (Augustus-Apotheke, Dresden), Dieter Koch (ehemals Apotheke Dänischenhagen) und Constantin Meyer (Kreuz-Apotheke, Seelze) – ihren Hut nehmen müssen.
Auch Dr. Eckhard Brüggemann, Allgemeinarzt aus Herne, sollte seinen Hut nehmen müssen. Selbst Abend, von Hause aus Rechtsanwalt, hätte abdanken sollen. Lediglich Carl Ferdinand Oetker, ehemaliger Generalbevollmächtigter des Bankhauses Lampe und seit kurzem Investor, wurde nicht hinterfragt.
Nun hat sich AOC mit dem Aufsichtsratschef auf eine Zwischenlösung geeinigt: Abend selbst soll bleiben dürfen, genauso wie Koch. Den Pharmazeuten, der im Juli 80 Jahre alt wird und der seit 1983 im Kontrollgremium der Stada ist, hatte der Investor ursprünglich besonders auf dem Kieker.
AOC lobte die neue Beschlussvorlage als „guten Kompromiss zwischen Stärkung des Aufsichtsrats mit breiterer und relevanter Expertise und Wahrung der Kontinuität im Aufsichtsrat im Sinne der Gesellschaft“.
Der Investor schlägt für den Aufsichtsrat neben Gründungspartner Klaus Röhrig als unabhängige Klaus-Joachim Krauth, ehemaliger Finanzchef von Hexal und der Strüngmann-Holding Santo, sowie Dr. Ulrich Wandschneider, bis vor kurzem Asklepios-CEO und demnächst -Aufsichtsratschef, vor. Ursprünglich standen auch Julia Barth, ehemalige Chefjuristin von Sandoz, und der ehemalige Chef der Techniker Krankenkasse, Professor Dr. Norbert Klusen, zur Diskussion.
Anfang Mai hatte AOC gemeinsam mit BNY Mellon Service 5,05 Prozent der Aktien sowie 1,92 Prozent der Optionen gesichert. Ziel ist es, die Stada fit zu machen: Neue Produkte müssten schneller und in mehr Ländern eingeführt werden. Die Beschaffungskosten könnten um 5 Prozent reduziert werden. Auch durch die Ausweitung der Produktion in den 16 eigenen Fabriken und die Optimierung der Verwaltung könnten Kosten eingespart werden.
„Wir finden die Strategie der Stada im Grundsatz gut: Internationalisierung und Fokussierung auf das Markengeschäft“, sagte AOC-Partner Florian Schuhbauer. „Aber dem Management muss auch der richtige Aufsichtsrat an die Seite gestellt werden.“ Dann hätte die Stada Chancen, in der sich rasant konsolidierenden Branche alleine bestehen zu können. „Ich bin davon überzeugt, dass Stada den Aktienkurs in vier bis fünf Jahren verdoppeln kann.“
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