Ex-Hexal-CEO zurück aus Russland

Stada: Eder wird Deutschland- und Europachef

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Berlin -

Wechsel bei Stada: Dr. Stephan Eder, früherer Vorstandschef von Hexal, übernimmt in Bad Vilbel die Verantwortung für das gesamte Europageschäft. Damit ist er auch zuständig für den deutschen Markt. Zuletzt war er für das Russlandgeschäft verantwortlich.

Vor zwei Jahren war Eder von Hexal zu Stada gekommen und hatte die Verantwortung für das Russlandgeschäft übernommen. In Wien, Louvain und St. Gallen hatte er BWL studiert, bevor er für McKinsey arbeitete und schließlich die Biotechfirma 55 Pharma Drug Discovery & Development mitgründete und als Finanzchef führte. Ab 2007 hatte er erst für Novartis und danach für Hexal/Sandoz gearbeitet, unter anderem in Russland und Großbritannien/Irland. Ab 2017 war er in Holzkirchen als CEO von Hexal für das Deutschlandgeschäft verantwortlich.

Bei Stada übernimmt er das Europageschäft von Dr. Steffen Wagner, der als CEO von Advanz Pharma nach London gewechselt ist. Der britische Hersteller ist hierzulande nur mit einem Produkt vertreten, dem Antibiotikum Xydalba (Dalbavancin), das das Unternehmen als Lizenznehmer von Allergan vertreibt. Wagner war seit 2018 bei Stada und hatte vor einem Jahr als Europachef die Verantwortung für den deutschen Markt von Eelco Ockers übernommen, der heute CEO von Plantlab ist, einem niederländischen Spezialisten für vertikalen Pflanzenanbau in Gewächshäusern.

Russland als Problem

Eders Wechsel von Moskau nach Bad Vilbel fällt in eine Zeit, in der der russische Markt für Stada zum Problem geworden ist. Kreml und Duma hatten ein neues „Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Wirtschaft“ verabschiedet, der die Verstaatlichung von Werken und Vermögen von Firmen ermöglicht, „die zu mehr als 25 Prozent im Besitz von Ausländern aus unfreundlichen Staaten sind“. Um einen Konkurs zu verhindern und Arbeitsplätze zu retten, so die offizielle Begründung, könnten Gerichte bei solchen Unternehmen, die das Land verlassen oder den Betrieb ohne Zwang eingestellt haben, eine externe Verwaltung einsetzen. Nach drei Monaten können die Anteile versteigert werden, etwa an Oligarchen, die Putin die Treue halten. Nach der treuhänderischen Übernahme der Deutschlandtochter von Gazprom durch den Bund ist ein solches Szenario alles andere als unwahrscheinlicher geworden.

Der Konzern hatte 2005 die Firma Nizhpharm übernommen, zwei Jahre später die Pharmagruppe Makiz. Für knapp 600 Millionen Euro kaufte der Konzern zuletzt ein breites OTC-Portfolio von Takeda in Russland, Georgien, Aserbaidschan, Weißrussland, Kasachstan und Usbekistan. Es war eine der größten Aktionen überhaupt, die den Konzern laut CEO Peter Goldschmidt zur Nummer 1 im russischen OTC-Markt und mit mittlerweile 3000 Mitarbeitern zum zweitgrößten Arbeitgeber in der pharmazeutischen Industrie machte. Rund 14 Prozent des gesamten Konzernumsatzes von drei Milliarden Euro entfallen auf Russland – das Land ist einer der wichtigsten Märkte für den Konzern. Anders als andere westliche Hersteller betreibt Stada zwei große Fabriken vor Ort – die nach der Logik der russischen Machthaber jederzeit verstaatlicht werden könnten, zumal in den Verträgen verschiedener Firmen solche Klauseln sogar explizit enthalten sind.

In der Ukraine hatte Stada erst vor knapp drei Jahren den Hersteller Biopharma zugekauft – auch weil die Regierung in Kiew nicht von der russischen Einheit von Stada abhängig sein wollte. Immerhin mehr als 1 Prozent des Umsatzes entfallen auch auf diesen Markt. Das Werk in der Nähe des Flughafens Kiew sei zwar noch intakt, aktuell würden aber nur Wartungsarbeiten durchgeführt, so Goldschmidt Anfang März. Viele der rund 440 Mitarbeiter:innen seien auf der Flucht. Der Konzern hatte laut Goldschmidt seinen Angestellten die Löhne für zwei Monate vorab ausgezahlt, um sie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.

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