Generikahersteller

Stada: Albrecht macht Vietnam klar

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Berlin -

Trennen, aber langsam – nach diesem Muster hat der neue Stada-Chef Claudio Albrecht den Vietnam-Markt für Stada wieder glattgezogen. Die seit 1995 bestehende Kooperation mit Khuong Duy hat in der bisherigen Form keinen Bestand mehr. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) werde Stada Vietnam auch bilanziell nicht mehr als verbundenes Unternehmen behandelt.

Allerdings hat Albrecht dafür gesorgt, dass in den kommenden beiden Jahren das bisherige Joint Venture weiterlaufe. Die zweite Kooperation zwischen Stada und Vietnam mit dem Hersteller Pymepharco läuft weiter wie bisher. Dass sich Claudio Albrecht so hinter die Vietnam-Geschäfte geklemmt hat, liegt auch an deren wachsendem Wert für Stada. Mittlerweile ist der vietnamesische Markt für die Zentrale in Bad Vilbel der achtgrößte. Stada will die kommenden zwei Jahre nutzen, um den Umsatz zu halten, nebenbei ein eigenes Vertriebsnetz aufbauen, weitere Produkte auf den Markt bringen und dann in drei Jahren das Wachstum wieder ankurbeln. Dafür hat Stada auch Kontakte zur vietnamesischen Regierung geknüpft.

Und Albrechts Pläne gehen weiter. Vergleicht er Stada mit dem weltgrößten Generikahersteller Teva, dann erzielt sein Unternehmen mit gut zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2016 ein Zehntel dessen, was Teva schafft. Um diesen Abstand zu verringern, will Albrecht mehrere Markenprodukte auf den europäischen Märkten noch weiter verbreiten. Den Anfang hat jetzt das Läusemittel Hedrin gemacht, bis zum Sommer 2018 sollen noch drei bis vier weitere Produkte folgen.

Außerdem hat Albrecht die vorderasiatischen Märkte ins Visier genommen. Denn in Dubai, Iran, Irak, Ägypten, der Türkei und Algerien leben bis zu 400 Millionen Menschen, stellen also einen riesigen Absatzmarkt dar. In den Iran sollen noch in 2018 erste Arzneilieferungen erfolgen. Auf dem europäischen Markt wiederum will Stada seine Generikaprodukte in Großbritannien breiter aufstellen. Die Unternehmensziele von Albrecht lässt er im Interview mit der FAZ nicht ohne Lob an seinen Vorgänger Retzlaff veröffentlichen. Der Mann habe schließlich aus einem Unternehmen mit 90 Millionen Euro einen Milliardenkonzern gemacht.

Dennoch: Den öffentlichen Machtkampf im Pharmakonzern während des Ringens um die Übernahme im vergangenen Sommer kritisiert Albrecht scharf. Er hatte das Geschehen bereits zuvor monatelang aus Beratersicht verfolgt, als er für die Finanzinvestoren Bain und Cinven die Stada-Bücher geprüft hat. Als er dann ins Unternehmen kam, habe er einen „unzähligen Datenwust verschiedener Kanzleien“ vorgefunden, so Albrecht. Vorstand und Aufsichtsrat hätten jeweils andere Kanzleien mandatiert gehabt.

Es gebe weiter viele Vorwürfe gegen Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker, die früheren Chefs Matthias Wiedenfels und Hartmut Retzlaff sowie Ex-Finanzchef Helmut Kraft. Albrecht versprach Aufklärung binnen drei bis sechs Monaten, aber „eher drei als sechs“. Es habe allerdings „keine schwerwiegenden Wirtschaftsdelikte wie Betrug oder Korruption“ gegeben, betonte er.

Und das Ringen ist noch nicht beendet: Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 2. Februar wollen Bain und Cinven einen Gewinnabführungsvertrag von den Aktionären absegnen lassen. Dafür brauchen sie die Zustimmung des US-Investors Paul Singer, der rund 15 Prozent der Anteile hält. Er hatte Stada bereits eine hohe Abfindung abgerungen und könnte neue Forderungen stellen. Auch andere internationale Baustellen hat die Konzernleitung kürzlich bearbeitet: Das Läusemittel Hedrin vertreibt Stada künftig auch in Belgien, Spanien und Portugal selbst. Die Vertriebsvereinbarung mit Sanofi für die entsprechenden Länder wurde in der vergangenen Woche vorzeitig beendet. Außerdem verlegte der Generikahersteller den Firmensitz der spanischen Tochterfirma Laboratorios Stada von Barcelona nach Madrid, um auf Boykottaktionen gegen Produkte von Anbietern, die ihren Sitz in Katalonien haben, zu reagieren.

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