Die Staatsanwaltschaft Trier und das Bundeskriminalamt ermitteln gegen Geschäftsführer und Gesellschafter des Reimporteurs CC Pharma. Den fünf Beschuldigten werden gewerbsmäßiger Betrug und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen. Gestern wurden die Geschäftsräume des unter anderem auf Zytostatika spezialisierten Unternehmens in Densborn in der Eifel durchsucht. Auch bei weiteren möglicherweise verstrickten Firmen sowie Privatwohnungen und Objekten auf Zypern wurden überprüft. Die Beamten stellten Beweismittel, darunter auch Medikamente, sicher.

Die Beschuldigten sollen laut Staatsanwaltschaft Zytostatika und HIV-Präparate aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland eingeführt und an Apotheken und Patienten betrügerisch weiterveräußert haben. Die Zytostatika waren laut Ermittlungen in der EU für den türkischen Markt hergestellt und an türkische Großhändler ausgeliefert worden.

Geschäftsführer und Gesellschafter von CC Pharma sollen die Arzneimittel über von ihnen geführte zypriotische Unternehmen illegal nach Deutschland eingeführt, umverpackt und in den Verkehr gebracht haben.

Die HIV-Präparate, die nach Angaben eines Staatsanwaltssprechers ebenfalls in der EU hergestellt wurden, waren demnach ursprünglich für Südafrika bestimmt. Die Beschuldigten sollen die Präparate illegal bezogen und nach Deutschland weiterverkauft haben. Bei den Virusstatika befürchten die Ermittler zudem qualitative Einbußen: Die Wirksamkeit der Medikamente könnte durch Überlagerung oder nicht ausreichende Kühlung reduziert worden sein.

Seit Herbst 2009 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen CC Pharma, nachdem einige Arzneimittelpackungen beim norwegischen Zoll und bei Gesundheitsbehörden aufgefallen waren. Zurzeit wertet die Staatsanwaltschaft die sichergestellten Beweismittel aus.

Bei CC Pharma wollte sich niemand zu den Vorwürfen äußern. Das 1999 von Klaus Wilhelm Gerke (Pharma Gerke) gegründete Unternehmen liefert rund 270 Produkte in 900 Varianten an Apotheken, Krankenhausapotheken und Kliniken. 2009 erwirtschaftete CC Pharma einen Umsatz von 270 Millionen Euro; das Unternehmen beschäftigt 260 Mitarbeiter.