Seit einem Jahr gehört Bausch + Lomb zum Pharmakonzern Valeant. Der neue Eigentümer, der gerne den Mitbewerber Allergan übernehmen würde, macht jetzt offenbar Druck auch auf die deutsche Niederlassung: Dem Vernehmen nach wurden Geschäfts- und Vertriebsleitung mit Vorgaben konfrontiert, die zu drastischen Sparmaßnahmen bis hin zu Stellenabbau führen könnten.
Einer internen Mitteilung zufolge sollen bis März 2015 extreme Eingriffe in das Personalbudget in Aussicht gestellt worden sein, wenn die derzeit hohen Umsatz- und Ertragsvorgaben nicht erfüllt werden. Für den Außendienst sollen die Forderungen faktisch bereits zu einer Absenkung der Umsatzprämien auf Null geführt haben.
Doch am Firmensitz am Brunsbütteler Damm in Berlin-Spandau werden angeblich nicht nur Umsätze gefordert, sondern gleichzeitig auch Sparmaßnahmen durchgesetzt. Alle vermeintlich unnötigen Ausgaben wurden dem Vernehmen nach bis auf Weiteres auf Eis gelegt, das betrifft Tagungen und Meetings bis hin zur Weihnachtsfeier.
Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In Teilen der Belegschaft keimt derweil die Sorge, dass irgendwann auch Personalkürzungen auf der Agenda stehen könnten, etwa in Form einer Ausgliederung des Außendienstes oder einer Streichung von Stellen.
Dabei hatte das Team um den ehemaligen Stada-Vertriebsleiter Rüdiger Hoppe zuletzt gute Arbeit geleistet: 2013 kletterten die OTC-Abverkäufe auf Basis der Apothekenverkaufspreise um 12 Prozent auf 108 Millionen Euro. In diesem Jahr könnte die frühe Allergiesaison abermals für Wachstum gesorgt haben.
Auf Basis der Herstellerabgabepreise kommt Bausch + Lomb über alle Geschäftsbereiche hinweg auf Umsätze von rund 220 Millionen Euro, wobei die Hälfte auf den Export entfällt. Der Reingewinn lag zuletzt bei rund 55 Millionen Euro.
Nach Sparten entfallen mehr als drei Viertel der Erlöse auf Arzneimittel wie Vividrin, Artelac, Vidisic, Vivimed/Vivinox, Corneregel, Berberil, Gelaspon, Panthenol, Ocuvite, Dexa/Dexamytrex, Floxal, und Betamann/Timomann. Der Rest verteilt sich auf Kontaktlinsen und Pflegemittel (PureVision, Soflens) sowie augenchirurgische Instrumente, die in Heidelberg von der 1997 übernommenen Tochterfirma Storz gefertigt werden.
Zur Firmengruppe mit mehr als 550 Mitarbeitern gehören auch Dr. Gerhard Mann, Dr. Robert Winzer sowie Chauvin Ankerpharm. Geschäftsführer sind in Berlin Gaëlle Waltinger (Pharma) und Eberhard Kühne (Finanzen). Für Storz und das Rx-Geschäft ist Dirk Badhauser zuständig. Die Produktion in Berlin, dem weltweit zweitgrößten Standort des Konzerns, verantwortet Dr. Frank Küpker. Dr. Günther Bellmann ist für die Geschäftsentwicklung im Pharmabereich zuständig.
Hintergrund für die Vorgaben aus Übersee könnte die geplante Übernahme des Mitbewerbers Allergan sein. Bislang hat Valeant auf Granit gebissen; womöglich will der formal kanadische Konzern sein Angebot noch einmal nachbessern.
Kommt der Deal doch noch zustande, würde ein neues globales Schwergewicht im Bereich der Augenheilkunde entstehen. Unter dem Dach des kanadischen Mutterkonzerns würden Allergan und Bausch & Lomb zur Novartis-Tochter Alcon aufschließen und Anbieter wie Johnson & Johnson (J&J) und Regeneron weit hinter sich lassen.
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