Kommentar

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Berlin -

Windstar Medical wertet mit einer Umfrage die Apotheken ab – überraschend ist dies nicht. Gerade dieser Absatzkanal dürfte der größte Mitbewerber des Anbieters von freiverkäuflichen Gesundheitsprodukten sein, der mit preisgünstigeren Varianten bekannter Markenprodukte im Drogerieregal lockt. Die Inhaberinnen und Inhaber sollten sich davon nicht beunruhigen lassen. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.

Selbstbewusst titelt Windstar Medical: „Apotheken verlieren beim Einkauf von rezeptfreien Produkten klar an Bedeutung“. Natürlich werden die Umfrageergebnisse genutzt, um die Apotheke als Absatzkanal klein zu reden. Doch beim Blick auf das Panel wird deutlich, dass die Gruppe keine Apothekenkunden, sondern Shopper aus dem Mass Market befragt hat.

Denn die Teilnehmenden mussten mindestens einmal in den vergangenen drei Monaten rezeptfreie Produkte gekauft haben und dieser Einkauf musste in mindestens einer der folgenden Einkaufsstätten erfolgen: Drogeriemarkt, Supermarkt oder Discounter. Dass diese Kundengruppe nicht an die Apotheke denkt und auf den Preis schaut, überrascht nicht.

Damit entlarvt sich auch die Schwärmerei der Windstar-Chefin Dr. Dominique Friederich, der die Qualität von preisgünstiger Ware lobt: „Bei den Konsument:innen scheint sich jetzt endgültig die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass Qualität bei OTC-Produkten nicht zwangsläufig eine Frage des Preises ist und qualitativ hochwertige Gesundheitsprodukte in einer Vielzahl von Vertriebskanälen zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind“, sagte sie.

Abgesehen davon, dass OTC für „over the counter“ und damit apothekenpflichtige Produkte steht: Friederich unterschlägt nicht nur, dass Windstar selbst relativ erfolglos versucht hatte, in den Apotheken Fuß zu fassen. Und sie vergisst dabei die nötige Beratung, um die entsprechenden Produkte richtig einzusetzen. Gerade kranke und oft ältere Menschen, die eine Einordnung benötigen, stehen in der Drogerie oder im Supermarkt alleine vor einer großen Auswahl und können keine Hilfe erwarten.

Gleichzeitig dürfen die Zahlen und Abwanderungen und das Image der Apotheken nicht ignoriert werden. Apotheken müssen jeden Tag aufs Neue in der Beratung zeigen, dass dort die pharmazeutischen Expertinnen und Experten arbeiten – und dass eben kein Drogerieanbieter an diesem Image wackeln kann. Die Inhaberinnen und Inhaber sollten kein Unternehmen mit solch einer Umfrage – von Windstar selbst „Studie“ genannt – durchkommen lassen und es eines Besseren belehren.

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