Generikakonzerne

Hunderttausende streiken wegen Teva

, Uhr aktualisiert am 17.12.2017 18:52 Uhr
Berlin -

Hunderttausende Menschen haben am Sonntag in Israel in einem Solidaritätsstreik ihre Arbeit niedergelegt, um gegen den
massiven Sparkurs beim Ratiopharm-Mutterkonzern Teva zu protestieren. Der vierstündige Ausstand legte bis zum Mittag das öffentliche Leben im Land teilweise lahm. Betroffen waren unter anderem Flughäfen, Häfen und die Börse sowie Banken, Gerichte, Krankenkassen und Behörden.

Allein in Jerusalem demonstrierten am Sonntag hunderte Teva-Mitarbeiter. Sie blockierten zentrale Straßen, wie die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete. Einige Beschäftigte hätten sich zudem in einem Gebäude des Unternehmens verschanzt. Auch in anderen Städten mit Teva-Niederlassungen wie Petach Tikva, Aschdod, Netanjahu und Kfar Saba sei es zu Protesten gekommen. In Aschdod hätten wütende Mitarbeiter Reifen in Brand gesetzt. Der internationale Airport Ben Gurion bei Tel Aviv nahm am frühen Nachmittag dann wieder seinen regulären Betrieb auf.

Die Arbeitswoche beginnt in Israel am Sonntag. Israels Gewerkschaftsdachverband Histadrut hatte aus Solidarität mit den Mitarbeitern von Teva zu einem Generalstreik aufgerufen. Der kriselnde Generikakonzern will binnen zwei Jahren weltweit 14.000 Stellen streichen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er wolle in der kommenden Woche Konzernchef Kåre Schultz treffen. „Das erste Ziel ist es, den Schaden für die Beschäftigten so gering wie möglich zu halten“, meinte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Man müsse alles unternehmen, um eine Schließung in Jerusalem zu verhindern. Außerdem sei es wichtig, dass Teva ein israelisches Unternehmen bleibe.

Teva, hebräisch für „Natur“, ist Weltmarktführer unter den Generikaherstellern und Israels größtes Unternehmen. Weltweit hat die Ratiopharm-Mutter nach eigenen Angaben rund 53.000 Mitarbeiter, damit ist jede vierte Stelle von den Kürzungen betroffen.

Teva beschäftigt hierzulande rund 2900 Mitarbeiter, von denen die meisten am Standort Ulm für Ratiopharm tätig sind. Wie viele dieser Stellen vom Sparkurs des Konzerns betroffen sind, ist noch unklar. In Israel sollen bis Ende 2019 rund 1700 Stellen gekürzt werden, das wäre ein Viertel des bisherigen Personals in dem Land.

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