Nach Marktanalysen aus der Industrie liegen die Abverkäufe in den ersten fünf Monaten in der stationären Apotheke ein Viertel unter Vorjahr. Im Versandhandel gehen Branchenkenner von einem leichten Wachstum aus – allerdings profitieren offenbar nur DocMorris und Shop-Apotheke, während die deutschen Versender ebenfalls verlieren.

Noch werfen die Unternehmen die Flinte nicht ins Korn: „Es ist aus unserer Sicht zu früh, den Sonnenschutzmarkt schon valide zu beurteilen, da die Hauptmonate Juni und August noch vor uns liegen“, sagt Frank-Simon Basel, der mit seinem Team beim Eucerin-Hersteller Beiersdorf das Apothekengeschäft betreut. „Wir versprechen uns gerade für die stationäre Apotheke in den nächsten Wochen einen positiven Einfluss dadurch, dass viele Deutsche in diesem Jahr Urlaub im Inland machen werden oder zu Hause bleiben. Unser Ziel ist es, mit unseren intensiven Maßnahmen jetzt zur Hochsaison wieder eine anziehende Nachfrage in die Apotheke vor Ort zu bekommen.“

Ganz ähnlich sieht man die Sache bei Stada: „Selbst wenn der Urlaub im Süden dieses Jahr für Viele ausfällt, die Sonne scheint auch in Deutschland und unsere Haut braucht Schutz“, sagt Beate Rosenthal, seit Kurzem Marketingleiterin Deutschland beim Hersteller von Ladival. „Eincremen ist und bleibt unumgänglich, um Hautalterung und Hautkrebs vorzubeugen. Daher tun wir unser Bestes, um die Menschen für Sonnenschutz auch Zuhause zu sensibilisieren und an Ladival als Marke Nummer 1 in der Apotheke zu erinnern.“

Ab kommender Woche ist laut Rosenthal eine „aufmerksamkeitsstarke Social-Media-Kampagne“ geplant. „Außerdem bieten wir Konsumenten derzeit eine attraktive Rabattaktion für Ladival-Produkte an. Damit wollen wir auch unsere Partner, die Apotheker, unterstützen.“

Aufklärung und Rabatt sind auch die Stichworte bei La Roche-Posay. „Urlaub, Sonne, Meer und Sonnencreme gehören für die meisten Deutschen untrennbar zusammen – und jedes Jahr schnellt der Abverkauf von Sonnenschutz in den Urlaubsmonaten nach oben. In diesem Jahr ist Einiges anders: der Abverkauf von Sonnenschutzprodukten ist deutlich niedriger als in den Vorjahren für alle großen Marken. Der Markt steht in dieser Kategorie bei minus 13 Prozent“, erklärt Vertriebsdirektor Dr. Michael Ruess.

Viele Menschen planten keine Fernreisen, sondern verbrächten den Urlaub zu Hause oder in der näheren Umgebung. Der Faktor Sonnenschutz werde dabei oft vernachlässigt: „Apotheker berichten uns von Kunden mit ernstem Sonnenbrand. Vielen Deutschen scheint immer noch nicht klar, dass auch zu Hause effektiver Sonnenschutz sehr wichtig ist: Im Garten, auf dem Balkon, beim Sport wie Joggen oder Radfahren, auf dem Spielplatz und im Planschbecken ist die UV-Strahlung besonders intensiv und Sonnenschutz nötig.“ Effektiver Sonnenschutz sei die beste Vorsorge gegen Hautkrebs; Anthelios werde von Dermatologen und Kinderärzten empfohlen.

Katharina Bornhofen, General Manager La Roche-Posay, ergänzt: „Wir sehen: Es braucht weiterhin starke und jetzt auch angepasste Aufklärung durch die Marken aber vor allem auch in der Apotheke. Als Marktführer für Sonnenschutz aus der Apotheke sehen wir uns in der Pflicht, das Bewusstsein für Lichtschutz zu schärfen und aufzuklären. Dies tun wir weiterhin stark in unseren Digitalkampagnen und PR-Aktivitäten und dieses Jahr noch stärker: Erstmalig sind wir ab nächster Woche im Radio präsent.“

In der Apotheke gibt es laut Bornhofen spezielle Angebote: 5-Euro-Sofortrabatt auf Körper- und Gesichtsprodukte von Anthelios in allen teilnehmenden Apotheken oder 20 Prozent auf alle Produkte von La Roche-Posay, Vichy und CeraVe. „Die Apotheke profitiert am besten von den medialen Maßnahmen, wenn sie für maximale Sichtbarkeit sorgt und die Kunden direkt anspricht“, so Ruess.

Mit seiner breit gefächerten Marke Avène konnte der französische Hersteller Pierre Fabre genau beobachten, wie der Kosmetikbereich in diesem Jahr auf den Kopf gestellt wurde: Während Bereiche wie Körperpflege, getrieben durch die Kategorie Handpflege, seit dem Ausbruch von Covid-19 und den damit verbundenen Hygieneregeln ein dreistelliges Umsatzwachstum zeigen, sind Kategorien, die stärker den Fokus auf Beauty wie beispielsweise Anti-Aging oder Make-up haben, stark rückläufig. „Daran sieht man, dass die Endverbraucher seit der Pandemie andere Schwerpunkte legen“, so die beiden Marketingleiterinnen Gaby Wurth und Stefanie Häfele.

Durch die Reisebeschränkungen habe natürlich auch der Sonnenmarkt gelitten; der Osterurlaub sei sonst oftmals der erste Umsatzpeak gewesen. Doch in Freiburg sieht man auch Chancen: „Da sich seit der Kontaktsperre auch das Freizeitverhalten der Endverbraucher sichtlich geändert hat, ist es umso wichtiger darauf hinzuweisen, die Haut auch bei Gartenarbeit oder Sport im Freien adäquat zu schützen.“ Aus diesen Gründen werde die Beratung des Apothekenpersonals umso wichtiger, gerade auch beim Sonnenschutz. „Wir unterstützen unsere Partner tatkräftig bei der Beratung und mit gezielten und valorisierenden Maßnahmen, den Abverkauf des Sonnenschutzes entsprechend anzukurbeln.“

Bei Galderma hofft man ebenfalls, den Rückstand noch aufholzen zu können: „Insgesamt leidet die Sonnenschutz-Kategorie stark unter den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie. Der gesamte Sonnenschutzmarkt verliert bislang zweistellig“, heißt es vom Hersteller von Cetaphil/Daylong.

Da Sonnenschutz aber nicht nur auf Reisen, sondern auch im Alltag und natürlich auch in den Ferien in Deutschland sehr wichtig sei, habe man auch in diesem Jahr ein neues Produkt eingeführt. „Für alle, die nicht gerne viel mit sich herumtragen und doch gut geschützt sein wollen, gibt es neu von uns den praktischen Cetaphil Sun Daylong Sun to go Stick – Sonnencreme und Lippenstick SPF50+ in einem, das Must-have für jede Handtasche“, sagt Marion Bock, Head DACH and General Manager Germany bei Galderma.