„So können wir Rezeptboni anbieten“ Alexander Müller, 13.05.2011 11:15 Uhr
Zwei DocMorris-Apotheken in Elmshorn und Pinneberg bieten neuerdings einen Rezeptservice für die Versandschwester in den Niederlanden. Für das Weiterleiten der Rezepte nach Heerlen bekommt Apothekerin Cordula Niemeyer eine prozentuale Vergütung. Ihr Mann Claus Niemeyer ist kaufmännischer Leiter der Apotheken. Mit APOTHEKE ADHOC sprach er über das Konzept, die Zwei-Kanal-Strategie bei DocMorris und den Sinn von Pick-up-Stellen.
ADHOC: Warum sammeln Sie Rezepte für die Versandapotheke?
NIEMEYER: Die Frage, wie man die Vorteile der Versandapotheke und der Markenpartner kombinieren kann, war bei uns von Anfang an ein Thema. Denn es gab immer wieder Kunden, die in der Apotheke direkt nach den Boni der Versandapotheke gefragt haben. Noch brisanter wurde die Frage, als dm und Schlecker anfingen, in Pick-up-Stellen Rezepte zu sammeln.
ADHOC: Und deshalb werden Sie jetzt selbst zur Pick-up-Stelle?
NIEMEYER: Ja, denn mit dem neuen Service können wir unseren Kunden auch Rezeptboni anbieten.
ADHOC: Haben Sie keine Angst, dass Sie Ihre Kunden dauerhaft in den Versandhandel treiben?
NIEMEYER: Das glaube ich nicht. Unser Angebot ist beispielsweise für Chroniker interessant, die nicht auf die Vor-Ort-Apotheken verzichten möchten, aber trotzdem Geld beim Einlösen ihrer Rezepte sparen wollen. Die Akutversorgung wird aber auf jeden Fall in der Apotheke vor Ort bleiben, weil der Versandhandel einfach länger dauert.
ADHOC: Scannen Sie die Rezepte für DocMorris ein?
NIEMEYER: Nein, wir machen so gut wie gar nichts. Die Kunden füllen einen Bestellschein aus und werfen ihn mit dem Rezept in einen Briefkasten in der Apotheke. Natürlich können sie sich jederzeit von uns beraten lassen. Der Briefkasten wird abends geleert, die verschlossenen Bestellungen schicken wir an die Versandapotheke. Das Porto zahlt DocMorris. Auch mit der Abrechnung haben wir nichts zu tun, das läuft über die Versandapotheke. Für alle Beteiligten war wichtig, ein rechtlich sauberes Modell zu entwickeln.
ADHOC: Aber Sie bekommen ein Honorar.
NIEMEYER: Das ist richtig. Für das Weiterleiten der Rezepte bekommt die Apotheke eine Aufwandsentschädigung.
ADHOC: Wie hoch ist Ihre Beteiligung?
NIEMEYER: Über die Höhe haben wir Stillschweigen vereinbart. Das ist aber auch nicht das Entscheidende. Wir wollen unseren Kunden eine Alternative bieten. Jetzt müssen wir abwarten, was passiert: Wie viele Neukunden gibt es? Wie viele Kunden wandern tatsächlich ins Internet ab? Deshalb testen wir das Modell vier Monate. Dann können wir sehen, wie sich die Rezeptzahlen und die OTC-Umsätze entwickelt haben. Das muss man jetzt einfach ausprobieren.