So funktioniert das E-Rezept von CGM Alexander Müller, 10.04.2019 10:20 Uhr
Mit einer Lösung aus einer Hand für Ärzte und Apotheker will die CompuGroup beim E-Rezept vorangehen. Auf der DMEA – der Messe für die Gesundheits-IT-Branche (ehemals conhIT) – wurde das Konzept erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Erster Erfolg: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ließ es sich bei seinem Messe-Rundgang vorstellen. Auch der EDV-Anbieter Lauer Fischer ist daran beteiligt ist.
Mit rund 700 Millionen Verordnungen jährlich zählt das Ausstellen von Rezepten zu den meist genutzten Prozessen im Gesundheitswesen. Umso wichtiger ist es, dass bei einer Digitalisierung dieses Prozesses alles glatt läuft und alle Teilnehmer reibungslos zusammenarbeiten können. Bis Ende des Monats können Projekte bei der Gematik eingereicht werden. Dort werden dann die Spezifikationen in ein einheitliches System „gegossen“. Damit sind die Anforderungen an alle Dienste in diesem Bereich vorgegeben, von denen es theoretisch unendlich viele geben kann.
CGM ist bei der Entwicklung naturgemäß sehr aktiv dabei. Die Gruppe ist mit verschiedenen Systemen Marktführer im Bereich der Praxissoftware und hat mit Lauer Fischer auch eines der führenden Warenwirtschaftssysteme für Apotheken im eigenen Haus. Weil jedes Projekt auf mindestens zwei Systemen laufen muss, gibt es im Apothekenbereich eine Kooperation mit Pharmatechnik, ein Feldtest startet im Juli. CGM tauscht sich aber auch mit dem Verband der Softwarehäuser ADAS aus. Ziel ist es laut Dr. Tino Großmann, General Manager eHealth bei CGM, sowieso, dass jede Arztpraxis und jede Apotheke die Entwicklung von CGM nutzen kann, selbst wenn sie das EDV-System eines anderen Anbieters nutzen. Dieser muss dann nur eine Schnittstelle programmieren.
Das E-Rezept soll denkbar einfach funktionieren. Der Arzt entscheidet – in der Übergangsphase – gemeinsam mit dem Patienten, ob dieser ein Papierrezept wünscht oder eine elektronische Verordnung. Denn ein harter Wechsel ließe sich Großmann zufolge nicht darstellen. Nachdem Versichertenkarte und Arztausweis eingelesen sind, kann der Arzt das E-Rezept mit einer qualifizierten elektronischen Signatur (QES) versehen. Die Verordnung wird dann auf einem Server der Gematik gespeichert, liegt also nicht „irgendwo in der Cloud“.
Der Patient kann mit einer App von CGM alle Verordnungen einsehen, bereits eingelöste und noch offene. Jedes Rezept hat einen QR-Code, wie man es von Flug- oder Bahn-Tickets kennt. In der Apotheke muss sich der Abgebende wiederum mit seinem Ausweis und PIN identifizieren. Erst dann erhält er über den Scan des 2D-Codes Zugriff auf den Server. Das Rezept wird hier ausgebucht und kann nicht erneut eingelöst werden. Der Arzt hat keine Möglichkeit zu sehen, welche Apotheke das Mittel abgegeben hat. Die nächste Zündstufe ist die elektronische Patientenakte, die vor allem das Medikationsmanagement enorm erleichtern soll. Diese Daten sollen aber auf einem anderen Server gespeichert werden.
Für die E-Rezept-Lösung müssen zunächst alle Beteiligten an die Telematik Infrastruktur (TI) angeschlossen werden, die für die Übermittlung geschützter Daten im Gesundheitswesen entwickelt wurde. Bei den Ärzten ist CGM dabei schon sehr weit, wie Uwe Eibich, Vorstandsmitglied und Leiter des Segments Telematik und eHealth-Plattform, ausführt: „Aus unserer Sicht schreitet der Rollout gut voran. Wir verzeichneten zum Jahresende 2018 rund 40.000 Installationen oder Bestellungen für unseren Konnektor beziehungsweise TI-Anschluss. Unsere Konnektoren sind zwischenzeitlich mit mehr als 100 verschiedenen Praxissoftwaresystemen im Einsatz. Die Frist für die Anbindung der Arztpraxen bis Ende Juni ist aus unserer Sicht kein Problem, sofern die Ärzte rechtzeitig bestellen.“
Jetzt sind die Apotheker an der Reihe. Wie bei den Ärzten wurde auch hier eine Vereinbarung über die Finanzierung der Technik geschlossen: Apotheken erhalten gemäß der Einigung mit den Krankenkassen für die Erstausstattung mit Konnektoren und Kartenlesegeräten sowie der Installationspauschale einen Betrag von gut 2600 Euro. Hinzu kommen noch Betriebskostenpauschalen. Apotheken, die an einem Feldversucht für den elektronischen Medikationsplan teilnehmen, erhalten extra 14.000 Euro.