Kurze Wege sollen Einführung erleichtern

„Smart Factory“: Digitale Arzneimittel-Produktion bei Boehringer Ingelheim

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Berlin -

Boehringer Ingelheim hat seine erste „Smart Factory“ am Stammsitz eröffnet. Ministerpräsidentin Dreyer würdigt das Unternehmen als wichtigen Partner auf dem Weg zum Biotechnologie-Zentrum Rheinland-Pfalz.

Kurze Wege von der Forschung bis zum neuen Medikament in der Apotheke – dies soll eine neue Tablettenfabrik des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim ermöglichen, die am Mittwoch am Stammsitz in Rheinhessen eröffnet wurde. Dort wurde die Fabrik als erstes Gebäude als „Smart Factory“ angelegt. Dies bedeute, „dass alle Maschinen und Anlagen vollständig digital vernetzt sind und dass fast alle Prozesse sich selbst steuern“, sagte Deutschland-Chefin Sabine Nikolaus. Damit werde die Notwendigkeit für manuelle Eingriffe auf ein Minimum reduziert, weil die Fabrik auf der Grundlage von Produktionsdaten, Qualitätsparametern und Umweltbedingungen selbstständig auf veränderte Bedingungen reagieren kann.

„Wir verstehen schneller, was in der Fabrik vor sich geht und können entsprechend reagieren“, sagt Dr. Anja Preißmann, Leiterin Human Pharma Supply Deutschland. „Durch das flexible und digital integrierte Konzept der neuen Tablettenfabrik und die enge Verzahnung mit der Entwicklung können wir unsere neuen Produkte schneller und effizienter als bisher auf den Markt bringen. Das ist nicht nur ein Vorteil für unser Unternehmen im Wettbewerb, sondern auch für die Patientinnen und Patienten weltweit.“

Der Standort Ingelheim stehe für die Produktion von Medikamenten mit hochkomplexen Fertigungstechnologien, so Nikolaus. Auf einer Grundfläche von 2.800 Quadratmetern besteht die Solids-Launch-Fabrik aus drei Etagen: Im Untergeschoss befinden sich Technik- und Lagerräume sowie Umkleideräume. Im Obergeschoss befinden sich weitere Technik-, Büro- und Sozialräume. Im Erdgeschoss befindet sich das Kernstück der neuen Fabrik, die Produktionsanlagen. Sie enthalten zwei Produktionslinien für kleine und mittlere Chargengrößen, die unter anderem für klinische Studien und die Markteinführung produzieren können. Die Fabrik wird mit einem durchgängigen Automatisierungskonzept papierlos betrieben. Wärmerückgewinnungssysteme für Lüftung, Drucklufterzeugung und Abwasser sollen für verringerte CO2-Emissionen im Vergleich zu konventionellen Fabriken sorgen.

In der Produktionsanlage sollen alle Neueinführungen von Arzneimitteln in Tablettenform für die weltweite Markteinführung hergestellt werden, wie das Unternehmen mitteilte. In der „Solids-Launch-Fabrik“ (SOL) mit rund 75 Beschäftigten werden effiziente Produktionsabläufe für neue Tabletten entwickelt, ehe die Medikamente dann an unterschiedlichen Standorten in die reguläre Produktion gehen. Die Bezeichnung Solids oder Solida steht für Medikamente in fester Form, also Tabletten, im Unterschied zu anderen Darreichungsformen wie Kapseln oder Flüssigkeiten. Mit rund 90 Millionen Euro gehört SOL zu den den drei größten aktuellen Investitionsvorhaben von Boehringer Ingelheim, neben Investitionen in Biberach und Wien.

An der Eröffnung nahm auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) teil, die an den ersten Spatenstich im Jahr 2018 erinnerte. Die Landesregierung hat sich zu Beginn der laufenden Wahlperiode im Mai das Ziel gesetzt, Rheinland-Pfalz zum „Innovationsvorreiter“ in Deutschland zu machen. Schwerpunkte sollen die hochtechnisierte Industrie 4.0, Biotechnologie, Smart Farming und grüner Wasserstoff sein. Für diese Vorhaben sei Boehringer Ingelheim ein ganz wichtiger Partner, sagte Dreyer und fügte hinzu: „Wir haben das Momentum auf unserer Seite.“

Als Vorsitzender der Unternehmensleitung sagte Hubertus von Baumbach, Boehringer Ingelheim erwirtschafte 95 Prozent der Umsätze außerhalb von Deutschland. Ein freier Zugang zu den internationalen Märkten sei daher ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für das Unternehmen. „Was wir brauchen, sind langfristig stabile Märkte.“

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