Erste Reaktionen der Großhändler

Skonto-Sperre: Phoenix ist eisern, Gehe kürzt ab Juni

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Berlin -

Die ersten Großhändler informieren die Apotheken über die Folgen der Skonto-Sperre durch den Bundesgerichtshof (BGH). Einer Apotheke wurde durch Gehe/Alliance Healthcare Deutschland (AHD) angekündigt, dass es ab Juni kein Skonto auf Rx-Medikamente mehr geben wird. Auch die Sanacorp will bald konkret werden. Marktführer Phoenix soll sich dem Vernehmen nach besonders eisern zeigen. Anfang kommender Woche sollen die ersten Schreiben verschickt werden.

Für Apotheken fällt mit dem Skonto-Urteil ein wichtiger Einkaufsvorteil weg. Die Großhändler hatten sich nach dem Urteil am 8. Februar mit konkreten Auswirkungen noch zurückgehalten. Nachdem jetzt die Begründung vorliegt, erwarten Inhaberinnen und Inhaber nun Reaktionen – und vor allem Kompensationsvorschläge. Denn viele Betriebe trifft der Verlust hart, fehlende Gewinne von 90.000 bis 100.000 Euro sind im Gespräch. Die Einschränkung können besonders für große Apotheken massiv sein.

Was bietet wer?

Gehe/AHD informierte einen Kunden aus Niedersachsen darüber, dass das Skonto-Urteil ab Juni umgesetzt wird. „Skonto wird auf Null gesetzt“, heißt es. Große Hoffnung auf Kompensationsmöglichkeiten gibt es in der betroffenen Apotheke nicht. Angeboten worden sei eine Datenlieferungsprämie, aber viel Spielraum habe der Außendienst nicht. „Da gibt es nicht viel bis keine Kompetenzen.“

Ein internationaler Konzern wie Walgreens Boots Alliance (WBA) werde sich wegen der eigenen Compliance hüten, gegen das Urteil zu verstoßen. Dass die Entscheidung erst im Juni umgesetzt werden soll, zeigt jedoch, dass man in Frankfurt erst einmal abwarten will, was die Mitbewerber bieten.

Auch die Sanacorp ist mit ersten Apotheken im Gespräch. Ein Inhaber aus Nordrhein-Westfalen erfuhr vom Außendienst, dass in den kommenden zwei bis drei Wochen konkrete Vorschläge gemacht werden sollen, wie der Verlust des Skontos ausgeglichen werden könne. Im Gespräch sei der Verzicht des Packungswertausgleichs.

Der April bleibe noch verschont, die Veränderungen sollen im Mai kommen. „Das und weitere Optionen wie eine Bereinigung der Gebührenstruktur wird das Skonto nicht ausgleichen“, so der Inhaber. „Ich sehe das Urteil als eine Aufforderung an die Politik, es kann nicht Sinn und Zweck sein, dass eine vorgelagerte Handelsstufe die nachgelagerte Handelsstufe subventioniert und am Leben erhält.“

Seitens der Noweda spricht man dem Vernehmen gegenüber Apotheken ebenfalls davon, dass der April wie gewohnt abgerechnet wird. Mehr über die eigenen Pläne verrät man in Essen aber noch nicht. Apotheken erwarten, dass man seitens der Genossenschaft besonders auf die erwarteten Verluste eingeht und Kompensationsoptionen schafft.

Das ist vom Marktführer ein erschreckendes Signal.

Phoenix plant Branchenkennern zufolge ein besonders stringentes Vorgehen. Zunächst sollen die Kunden unter anderem schriftlich über den Wegfall des Skontos informiert werden. Im Anschluss sei angepeilt, mit jeder Apotheke persönlich ins Gespräch zu kommen, um individuell zu sprechen.

Allerdings sollen die angebotenen Konditionen nicht mehr über 3,05 Prozent bei Dekadenzahlung liegen; wer normal zahlt, soll nicht mehr als 2,5 Prozent erhalten. „Ich habe zum Glück noch nichts gehört“, sagt ein Inhaber. Der BGH hatte entschieden, dass Skonti bei Rx-Medikamenten unzulässig sind, sofern der Nachlass ingesamt über die 3,15-prozentige Spanne hinausgeht.

In der Branche ist man über solche Pläne entsetzt: „Das ist vom Marktführer ein erschreckendes Signal“, heißt es. „Das wird ihm Kunden kosten. Die Großhändler verstecken sich frech hinter dem Urteil, ohne nach echten Alternativen z u suchen. Die gibt es wie etwa beim Handelsspannenausgleich, der Verzicht auf Ausschlüsse, die Skontierung von OTC-Produkten und Warenplatzierungsprämien.“

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