Philipp Lahms Firma

Sixtus: Der Zusammenbruch

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Berlin -

Das Geschäftsmodell des Traditionsunternehmens Sixtus steht vor dem Aus. Die Produktion wurde ausgelagert, fast alle Mitarbeiter wurden entlassen oder haben gekündigt. Laut einem Bericht des „Münchener Merkur“ streitet die Firma des Ex-Fußballers Philipp Lahm mit ehemaligen Mitarbeitern noch vor dem Arbeitsgericht um betriebsbedingte Kündigungen.

Lahm, Ex-Kapitän des FC Bayern München und der Fußball-Nationalmannschaft, hatte nach seinem Karriereende den Sportsalben- und Pflegeproduktehersteller Sixtus komplett übernommen. Eingestiegen war er bereits 2015, hatte seinerzeit die Hälfte des Unternehmens übernommen. Doch jetzt steht das 1931 gegründete Familienunternehmen am Abgrund.

Der Merkur zitiert Sixtus-Anwältin Birgit Baudisch, der zufolge noch 31 Mitarbeiter und einen Azubi beschäftigt sind. Nach dem geplanten Umzug von Hausham nach Bad Aibling Ende 2019 sollen davon nur noch eine Teilzeitkraft mit 20 Wochenstunden und ein Azubi bleiben. 20 Beschäftigten hat Sixtus demnach gekündigt, die anderen zehn Mitarbeiter gehen in Rente, haben selbst gekündigt oder hatten ohnehin nur befristete Verträge. Über die Kündigungen wird laut Bericht vor dem Arbeitsgericht in Holzkirchen gestritten.

Das Sortiment soll massiv eingedampft werden: Von ehemals mehr als 200 Präparaten auf nur noch acht, die auch nicht mehr selbst hergestellt werden sollen. Sixtus will hier offenbar auf Lohnhersteller setzen und auch den eigenen Außendienst komplett einstellen und auf Dienstleister zugreifen.

Sixtus-Geschäftsführerin Petra Reindl zufolge richtet sich „Sixtus derzeit unternehmensstrategisch neu aus“. Dadurch sollten Unternehmen und Marke zukünftig wettbewerbsfähig am Markt positioniert werden. Die Apotheken werden künftig nicht mehr von eigenen Außendienstmitarbeitern, sondern über den neuen Vertriebspartner Wellneus betreut. Philipp Lahm zufolge ist das Unternehmen nicht am Ende: Mit der Marke Sixtus werde es weitergehen. „Die Zahlen sind seit vielen Jahren nicht gut, und damit das Unternehmen zukünftig wirtschaftlich arbeiten kann, müssen wir das Geschäftsmodell verändern.“ Er habe „großes Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter, aber ich stelle mich der Verantwortung.“

Lahm ist auch bei der Beratungsfirma Brückenköpfe engagiert – zusammen mit dem Ex-AOK-Chef Jürgen Graalmann. „Die Brückenköpfe sind dabei ein Baustein meines unternehmerischen Engagements“, wird Lahm auf der Homepage zitiert. Bei der Unternehmung Sixtus war er offenbar nicht übermäßig gut beraten.

Sixtus hat Alpenkräuterpräparate produziert, die Haut und Muskeln im Alltag beim Sport schützen, aktivieren oder regenerieren sollen. Die besten Zeiten haben die Sixtus-Werke aber lange hinter sich. Die Ursprünge von Sixtus reichen bis ins Jahr 1931 zurück. Otto Richter, Drogist in Schliersee, stellte in seinem Laboratorium ein Hautöl her, das er nach der Kirche im Ort benennt. Im September 1939 übernahm der Drogist Fritz Becker das Geschäft; er hat in München in der Forschungsabteilung von Dr. Willmar Schwabe gearbeitet und wollte sich selbstständig machen.

Mit der Idee, einen Fußbalsam zu vertreiben, lag er genau richtig. Denn während der Kriegsjahre fand der Sixtuwohl-Fußbalsam bei den Soldaten reißenden Absatz. Selbst die wegbrechenden Umsätze mit Sixtolin konnte Becker ausgleichen: Er lieferte das Sonnenbrandöl für den Nordafrikafeldzug der deutschen Wehrmacht.

Nach Kriegsende hatte die Firma mehr als 100 Mitarbeiter – und Becker ein neues Vermarktungskonzept. 1949 wurde Sixtus Teamsponsor beim Sechstage-Radrennen in München, 1952 Ausrüster der Deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Fortan stattete das Unternehmen bei internationalen Wettkämpfen Spitzensportler aus. Dank der internationalen Beziehungen wurden die Produkte schnell in aller Welt verkauft.

Doch mit der Zeit kam das Sortiment in die Jahre; 2011 kam die Firma noch auf Umsätze von fünf Millionen Euro – 60 Prozent entfielen auf die Fußpflegeprodukte, der Rest verteilte sich zu gleichen Teilen auf Kosmetika und den Sportbereich. Die Firma geriet in wirtschaftliche Schieflage. Parallel zeichneten sich auch Probleme in der Unternehmensnachfolge ab. 2012 gibt es Verhandlungsgespräche mit potenziellen Käufern.

Anfang 2013 hatte Sixtus dann neue Eigentümer. Gemeinsam mit dem damaligen Nemetschek-Chef Ernst Homolka übernahm Franz Kroha das Traditionsunternehmen. Homolka war nach wenigen Monaten wieder weg, stattdessen holte Kroha 2015 Lahm an Bord. Für eine vergleichsweise geringe Einlage erhielt Lahm 50 Prozent der Anteile. 2017 wurde der Ex-Kicker zum Alleingesellschafter.

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