Für Sidroga waren die letzten Jahre eine regelrechte Aufholjagd. Als die Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann den Teehersteller im April 2007 übernahmen, lag nicht nur das Geschäft des einstigen Marktführers, sondern auch der Teemarkt in der Apotheke insgesamt am Boden. Mit Anzeigen, TV-Reklame und Apotheken-Aufstellern arbeitete sich Sidroga wieder an die Spitze - und brachte den Markt jetzt erstmals wieder aus der Verlustzone.
Seit September 2009 wurden 6000 so genannte Langzeitdisplays in den Apotheken installiert. Die Aufsteller kosten die Firma inklusive Auslieferung zwar rund 350 Euro pro Stück; den Abnehmern werden außerdem großzügige Konditionen eingeräumt. Dafür verpflichten sich die „Premium-Partner“ aber auch, mindestens drei Jahre lang das Vollsortiment von Sidroga sowie die Produkte der Schwesterfirma Siemens & Co. (Emser, Nasanita) in den Drehständern zu platzieren.
Entsprechend legte Sidroga in den vergangenen Jahren zweistellig zu; zwischen April 2010 und März 2011 wurden laut IMS Health in den Apotheken 5,9 Millionen Packungen des Herstellers im Wert von 19,2 Millionen Euro verkauft. Das sind 15,4 beziehungsweise 16,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum; alle anderen Anbieter verloren zur gleichen Zeit an Absatz und Umsatz.
Firmenchef Olaf Hirsch ist stolz auf die eigenen Zahlen, aber auch darauf, nicht nur bei den Konkurrenten gewildert, sondern den Teemarkt ein Stück weit zurück in die Offizin geholt zu haben: Insgesamt wurden in den Apotheken laut IMS 16,5 Millionen Packungen (plus 0,1 Prozent) im Wert von 56,3 Millionen Euro (plus 1,5 Prozent) verkauft. Laut Hirsch sind vor allem jene Teilmärkte gewachsen, in denen Sidroga werblich aktiv war: Kinder-, Wellness- und Erkältungstees legten jeweils um mehr als 7 Prozent zu.
Laut Hirsch liegt der Anteil der Apotheken am gesamten Teemarkt nach Packungen bei 13,2 Prozent - für 2010 hatte IMS noch 12,5 Prozent nach Absatz und 29 Prozent nach Umsatz ausgewiesen. Trotz des schwachen Winters hätten die Apotheken erstmals wieder zulegen können, während Drogeriemärkte und Discounter verloren hätten.
Noch vor einem Jahr hatte man bei Sidroga nachdenklichere Töne angeschlagen: Mit dem Verkauf gesundheitsfördernder Tees sei in der letzten Dekade eine „Kernkompetenz der Apotheker“ aus den Augen verloren worden. Alle Beteiligten hätten Fehler gemacht, auch die Teeanbieter. „Tee hat eine ganz andere Rolle und viel mehr Aufmerksamkeit in der Apotheke verdient“, so Hirsch. Für die Apotheken sei der Markt „ein gesunkener Schatz, den es zu heben gilt“.
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