Ob Günther Jauch, Collien Ulmen-Fernandes oder Christian Ulmen: Werbung für die Shop-Apotheke ist zum Ärger der Apothekerschaft derzeit dauerpräsent. Aber auch vor persönlichen Anrufen bei Kunden und Kundinnen wird nicht Halt gemacht, wie eine Inhaberin berichtet. „Meine Mutter wurde kürzlich von der Shop Apotheke angerufen.“ Man wollte ihr die Vorzüge der Online-Apotheke erklären, so die Apothekerin. Mit einem entsprechenden Hinweis sei das Gespräch jedoch schnell beendet gewesen.
Kürzlich klingelte bei einer älteren Dame das Telefon. Am Apparat war eine Mitarbeiterin von Shop Apotheke. „Man hat sich quasi gleich zu erkennen gegeben“, berichtet die Apothekerin, Tochter der betroffenen Dame und selbst Inhaberin einer Apotheke. „Man wollte meiner Mama direkt anpreisen, wie schnell die Belieferung bei einer Online-Bestellung funktioniert“, berichtet sie. „Außerdem wurde betont, dass man bei einer Rezepteinreichung auch Geld sparen kann.“
Doch leider erwischten sie eine Person mit direktem Apothekenbezug: „Als meine Mama erwähnte, dass ich Apothekerin bin, haben Sie sofort aufgehört zu werben“, so die Inhaberin. „Das Gespräch war dann erstaunlich schnell zu Ende.“ Sie finde solche Anrufe „recht dreist“. „Was leider die meisten Kunden im Alltag nicht verstehen, ist dass die Apotheker in Deutschland einzelne Kaufleute sind“, erklärt sie. „Daher können wir natürlich nicht mit den Preisen im Internet mithalten.“ Dennoch könne sie verstehen, „dass zu Zeiten der Inflation jeder Kunde schaut, wo sein Geld bleibt“.
Shop Apotheke landet laut dem Medienmagazin „DWDL“ auf Platz 1 im Markenranking. Dies habe die Online-Apotheke dem massiven Werbedruck in den zurückliegenden Wochen zu verdanken. Hier wurde auf Prominenz gesetzt: So werben Günther Jauch, Christian Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes für die Vorzüge des E-Rezeptes. Somit liegen die Werbespots der Shop-Apotheke im Ranking noch vor Top-Marken wie Amazon oder McDonalds.
Vor Kurzem hat das Management in blumigen Worten erklärt, weiter massiv in die Werbung zu investieren und dafür Ertragseinbußen hinzunehmen. Statt bei 2 bis 4 Prozent soll die bereinigte operative Marge (Ebitda) nur noch bei 1,2 bis 2,2 Prozent des Umsatzes liegen. Konkret heißt das, dass zwischen 30 und 55 Millionen Euro auf dieser Ebene erwartet werden – bislang waren zwischen 45 und 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden.
Mit anderen Worten: Ein mittlerer zweitstelliger Millionenbetrag wird auf Ertragsseite geopfert und in Werbung investiert. Vor dem Hintergrund, dass für das vierte Quartal zwischen 45 und 265 Millionen Euro angepeilt werden und wohl realistisch ein Betrag unter 100 Millionen Euro erzielt werden kann, bleibt nur eine Lesart: Jeder Umsatzeuro wird gerade massiv erkauft.
Laut CEO Olaf Heinrich ist das kein Problem: Anhand von Kohorten könne man sehen, dass diese Kundinnen und Kunden besonders lange treu blieben. Die Anfangsinvestition führe irgendwann zum Break-even, daher habe man sich entschieden, diesen Weg zu gehen. Theoretisch könnte man das Marketing auch einstellen, Aufträge kämen dann immer noch. Viele Rx-Kunden bestellten bereits zum zweiten, dritten oder sogar vierten Mal. Jetzt schnell in dieses Geschäft hineinzuwachsen, sei die Strategie. Für dieses und auch für das kommende Jahr.