Amazon macht es vor, die Shop Apotheke macht es nach: Beim Versender aus Venlo können Kunden jetzt bestimmte Produkte im Abo bestellen. Dabei sind nicht nur Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel, sondern auch Arzneimittel, die nicht für den Dauergebrauch vorgesehen sind.
Bei Shop-Apotheke werden Kunden bereits seit längerem per Mail erinnert, wenn der zuletzt bestellte Vorrat zur Neige geht. Jetzt kann man gleich vorab ein Abo bestellen. Gleich auf der Startseite wird auf die neue Rubrik hingewiesen. „Bestellen Sie jetzt häufig benötigte Produkte bei Shop Apotheke im Abonnement. Ihre gewünschten Artikel werden Ihnen dann automatisch in von Ihnen festgelegten Intervallen geliefert. Sie müssen sich um nichts weiter kümmern. Natürlich ist das Einrichten eines Abos bei Shop Apotheke kostenfrei und lässt sich jederzeit durch Sie kündigen.“
Als Vorteile des Abo-Services werden genannt:
Wer also bestimmte Produkte automatisch zugeschickt bekommen will, muss ein Abo bestellen statt es in den Warenkorb zu legen. Dabei werden Anzahl und Lieferintervall ausgewählt, die Lieferadresse angegeben und Paketdienst und Starttermin festgelegt. Bestellung prüfen, fertig.
Zur Zahlung wird ein Lastschriftmandat erteilt; derzeit sind laut Unternehmen keine anderen Zahlungsarten möglich. Außerdem werden die hinterlegten Daten auch für alle zukünftigen Bestellungen herangezogen, die manuell oder über den Abo-Service getätigt werden. Im Kundenkonto können die Abos gekündigt werden.
Artikel, für die ein Dauerauftrag angelegt werden kann, sind als Abo-Produkte gekennzeichnet. Wie die Auswahl erfolgt, ist nicht nachvollziehbar. In der Regel sind nur einzelne Artikel betroffen, keine kompletten Sortimente.
Allerdings sind Arzneimittel dabei – anders als etwa bei Amazon, wo seit Jahren Spar-Abos auch für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte angeboten werden. So kann bei Shop Apotheke etwa Voltaren forte bestellt werden, und zwar monatlich bis zu fünf Packungen à 180 g. Man kann diese Höchstmenge sogar überschreiten, indem man bestätigt, dass es sich um eine Sammelbestellung handelt. Dann können bis zu 15 Packungen bestellt werden.
Bei Sinupret forte ist die Bestellmenge auf 15 Packungen à 100 Stück begrenzt; hier können bei Bestätigung einer Sammelbestellung insgesamt 17 Stück bestellt werden. Sinupret extract ist übrigens nicht im Abo erhältlich. Bei Bronchipret sind bis zu 14 Packungen à 100 Stück möglich, bei Canephron Uno sind es zwölf Einheiten à 90 Stück.
Dabei sind diese Schnelldreher nicht für den Dauergebrauch geeignet: Bei Voltaren sollte die Behandlung nach ein bis drei Wochen abgeschlossen sein; tritt nach drei bis fünf Tagen keine Besserung auf, sollte laut Packungsbeilage ein Arzt aufgesucht werden .
Sinupret sollte nur bis zu 14 Tage angewendet werden; bei Bronchipret sollte bei anhaltenden Beschwerden nach einer Woche ein Arzt aufgesucht werden. Bei Canephron uno ist die Selbstmedikation ebenfalls auf zwei Wochen begrenzt.
Die wohl größte Menge kann bei Almased bestellt werden: Pro Monat können sich Verbraucher bis zu 24 Dosen des Proteinpulvers schicken lassen. Auch Artikel, für die eigentlich kein regelmäßiger Bedarf zu erwarten ist, haben Platz auf der Liste der Abo-Produkte gefunden: Pfeilring Nagelzange, Zwilling Nagelschere, Russka Dritte Hand (Rückenbürste), Tweezerman Vergrößerungsspiegel, Scholl Fuß- und Nagelpflegeset,, Golddachs Rasierset Edelstahl und Wengeholz, Dermapunktur Roller 200 und Taoasis Ultraschallvernebler. Kuriosester Fund: Wer es das ganze Jahr über weihnachtlich mag, kann sich monatlich bis zu zwölf Eubos-Adventskalender schicken lassen.
Beim Abo wird der jeweils am Tag der Abwicklung geltende Preis in Rechnung gestellt. Befristete Rabatte und zeitlich begrenzte Sonderangebote gelten also nur für Lieferungen, die während des Angebotszeitraums ausgeliefert werden.
Die Hersteller sind nach eigenem Bekunden nicht in das Abo-Konzept involviert: „Das Abo ist eine Aktivierungsaktion der Shop Apotheke, auf die wir keinen Einfluss nehmen und die wir auch nicht weiter kommentieren können“, sagt eine Sprecherin des Voltaren-Herstellers GlaxoSmithKline. Auch Beiersdorf ist nicht aktiv eingebunden, hier kennt man solche Aktivitäten als eine im Versandhandel durchaus gängige Praxis. Von L‘Oréal heißt es: „Es handelt sich hier um ein Angebot des Handelspartners, das nicht zusätzlich durch den Hersteller L‘Oréal unterstützt wird.“
Auch Bayer ist nach Angaben einer Sprecherin über das Abo-Modell nicht informiert worden und auch nicht in den Service involviert. „Sowohl Apotheker als auch Versandhandelsbetreiber agieren als unabhängige Unternehmer eigenverantwortlich und können im Rahmen der gesetzlichen Regelungen ihre Serviceleistungen individuell gestalten.“ Stada und Aliud haben die Platzierung von Abo-Produkten nach eigenem Bekunden ebenfalls nicht aktiv unterstützt. „Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Eigeninitiative der Shop Apotheke handelt“, so eine Sprecherin. Schwabe wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
Jörg Wieczorek, Geschäftsführer von Hermes, erklärt, als Hersteller in keiner Weise bei der Angebotsgestaltung der Versandapotheken beteiligt zu sein, zumal diese Abos auch nicht spezifisch für einzelne Firmen, sondern für viele Produkte verfügbar seien. „Eine ähnliche Funktion gibt es meines Wissens bei Amazon ja schon seit geraumer Zeit. Inwieweit das für Versandapotheken sinnvoll ist, werden diese ja sicher schnell in ihrem Zahlenwerk feststellen können.“
Kritisch äußert sich Bionorica: „Wir sind weder involviert noch wurden wir über die Aktion informiert. Abos sehen wir bei Medikamenten eher kritisch, es sei denn, der behandelnde Arzt führt den Patienten bewusst durch eine Chroniker-Therapie.“
Das gibt es derzeit im Abo:
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