Versender auf Kaltakquise

Shop Apotheke schreibt Apotheken an

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Berlin -

Shop Apotheke benötigt mehr Partnerapotheken für die Expresslieferungen. Die niederländische Versandapotheke spricht aktuell gezielt Vor-Ort-Apotheken an, um sie mit ins Boot zu holen. Der börsennotierte Versender verspricht, „neue Wege“ zu gehen und „sich über eine Gesundheits-Plattform für stationäre Apotheken“ zu öffnen.  

Anders als Konkurrent DocMorris will Shop Apotheke keinen Marktplatz mit möglichst vielen Apotheken vor Ort aufbauen, sondern nur einige wenige Partner an Bord nehmen, um Kunden die Same-Day-Delivery anbieten zu können. Seit 2019 macht der Versender Kund:innen in Teilen von Nordrhein-Westfalen – Raum Köln, Raum Ruhrgebiet, Raum Düsseldorf – das Angebot, ihre Ware vom Zentrallager noch am selben Abend zu erhalten. Seit Anfang des Jahres gibt es diesen Service auch in Berlin, München sowie Augusburg und Stuttgart. Möglich macht dies die Zusammenarbeit mit zwei Apothekern vor Ort.

Mittlerweile können laut Shop Apotheke „alle Metropolregionen“ noch am selben Tag der Bestellung bis 22 Uhr beliefert werden. Auf der Hauptversammlung Ende April sprach das Management nebulös von neuen Standorten, die dafür in Deutschland eröffnet wurden. Der „Same-Day-Delivery-Service“ sei ein halbes Jahr früher ausgeweitet worden als geplant, freut man sich im niederländischen Sevenum. „Damit können nun mehr als 20 Millionen Menschen in ganz Deutschland von einer taggleichen Lieferung am Bestelltag profitieren.“ Für sie ist das Angebot in der derzeitigen Testphase kostenfrei.

Wie viele und welche Regionen tatsächlich dabei sind, wollte der Versender auf Nachfrage aber nicht verraten. Auf der Website muss man seine individuelle Postleitzahl eingeben, um zu sehen, ob die taggleiche Lieferung möglich ist. In der Regel erscheint dabei aber der Hinweis: „Leider befindet sich Ihre PLZ noch nicht im Liefergebiet.“ An der Erweiterung des Liefergebiets der „Premium Abend-Lieferung“ werde mit Hochdruck gearbeitet, heißt es auf der Internetseite.

Tatsächlich sucht Shop Apotheke offenbar nach wie vor händeringend Apotheken, die als Partner mitmachen. Der Versender ist auf Kaltakquise und schreibt Apotheken an. So staunte ein Inhaber aus NRW nicht schlecht, als er Anfang August eine Mail des Online-Konkurrenten im Postfach hatte.

Eine Mitarbeiterin aus dem Team „SameDay Delivery“ des Versenders beschrieb in der E-Mail die Pläne: „Mit 6,8 Mio. aktiven Kunden geht Shop Apotheke Europe als M-Dax Unternehmen neue Wege und öffnet sich über eine Gesundheits-Plattform für stationäre Apotheken. Unsere Vision ist es, unseren Kunden gemeinsam mit starken Partnern, eine deutschlandweite Same- & Next-Day Zustellung zu ermöglichen.“

Momentan würden die Kund:innen im Ruhrgebiet vom Standort in Venlo aus beliefert. „In Zukunft möchten wir den ‚Now!-Service‘ jedoch gemeinsam mit einem Partner anbieten.“ Dabei prüft Shop Apotheke offenbar die Websites der Vor-Ort-Apotheken und vertraut auf den Rat der Großhändler: „Durch die von Ihnen dargestellten Inhalte auf Ihrer Website und die Empfehlung unseres Logistikers, sind wir auf Ihre Apotheke aufmerksam geworden.“ Bei Interesse sollen sich die Apotheken telefonisch melden.

Wie viele Apotheken bereits Partner der niederländischen Versandapotheke sind und ob nun doch ein Marktplatz, wie ihn Mitbewerber DocMorris/Zur Rose aufbaut, geplant ist, teilte das Unternehmen auf Nachfrage nicht mit.

Anfang des Jahres beteiligten sich Manfred Weyerer mit der West-Apotheke in Fürstenfeldbruck und Martin Stahn mit der Spielberger-Apotheke in Berlin Spandau. Die Bestellung wird von der „Partner-Apotheke“ ausgeführt, zu deren jeweiligen Konditionen. Deshalb ist eine Preisanpassung im Bestellvorgang möglich. Es gelten die AGB der jeweiligen Apotheke; über denen das Logo von „Shop Apotheke Now!“ zu finden ist. Geliefert wird im Auftrag des niederländischen Versenders über Fahrer von Angel, einem Logistikprojekt des Spediteurs Fiege aus Greven.

Das Angebot umfasst nur ausgewählte Produkte. Wer sich alle „Now!“-Produkte anzeigen lässt, erhält eine Liste mit 9115 Artikeln, darunter OTC-Präparate wie Ibuprofen und Tebonin, Nahrungsergänzungsmittel und Parfüm sowie Versandklassiker wie Nicorette und Kinderwunsch-Pakete. Preislich rangieren die Produkte zwischen unter 10 Euro und 360 Euro. Verschreibungspflichtige Arzneimittel sind ausgenommen, da zunächst das Original-Rezept vorliegen muss. Mit der Einführung des E-Rezepts dürfte der Service ausgeweitet werden.

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