Versandapotheken

Shop-Apotheke: Kein Big Bang beim E-Rezept

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Berlin -

Während das E-Rezept bei Zur Rose für rege Wachstumsfantasien sorgt, ist man beim Konkurrenten Shop-Apotheke deutlich zurückhaltender. CEO Stefan Feltens geht zwar ebenfalls von der Einführung Anfang 2020 aus. Doch mit einem „Big Bang“ rechnet er nicht. Erst auf lange Sicht würden elektronische Verordnungen den Versendern Kunden in die Arme treiben.

„Das E-Rezept wird sich erst mit der Zeit entwickeln. Nicht alle Rezepte werden über Nacht in elektronischer Form vorliegen“, sagte Feltens bei der Hauptversammlung Ende April in Venlo. Mit Blick auf ähnliche Märkte schätzt er, dass es fünf bis neun Jahre dauern könnte, bis 80 Prozent der Verordnungen als E-Rezept vorliegen werden.

Nichtsdestotrotz sieht man auch in Venlo das E-Rezept als „große Chance“. Der Rx-Bereich sei um den Faktor 4 größer als das Segment der OTC-Medikamente und freiverkäuflichen Gesundheitsprodukte. Gleichzeitig sei der Versandanteil mit 1,5 Prozent deutlich unterentwickelt. Bei Shop-Apotheke habe der Rx-Anteil zuletzt bei 30 Prozent gelegen. Derzeit versorge man hier vor allem Chroniker; die Akutversorgung habe man bislang nicht im Fokus, räumte Feltens ein.

Dabei seien rezeptpflichtige Medikamente prädestiniert für den Versandhandel: Die Packungen seien klein und leicht, hätten gleichzeitig aber einen hohen Wert: Der durchschnittliche Warenkorb liege im Rx-Bereich nicht bei 60 bis 75 Euro, sondern bei mehr als 150 Euro. Außerdem gebe es geringe Retourenquoten: Während bei Versendern wie Zalando 40 Prozent aller Bestellungen zurückgeschickt würden, seien es bei Shop-Apotheke weniger als 1 Prozent.

Auf der anderen Seite gebe es eine hohe Quote an Wiederkäufern, 2018 lag diese bei der Shop-Apotheke bei 81 Prozent. Feltens geht davon aus, dass er über den Rx-Bereich extrem dauerhafte Kundenbeziehungen aufbauen kann: Der typische Kunde der Shop-Apotheke sei heute weiblich und werde im Alter zwischen 30 und 40 Jahren gewonnen. Wenn man die Erwartungen erfülle, habe man eine gute Chance, sie nicht nur für Jahre, sondern Jahrzehnte zu binden. „Wenn ihre Familie wächst, wächst ihr Arzneimittelbedarf. Und wenn sie selbst älter wird, braucht sie ebenfalls mehr Medikamente.“ Das sei einzigartig im Vergleich zu anderen Versandhändlern.

Feltens rechnete vor: Geht man – aufgrund der Erfahrungswerte in der Schweiz, den Niederlanden und Schweden – von einem Rx-Versandanteil nach fünf bis acht Jahren von 10 Prozent aus, entspricht dies einer Versechsfachung des derzeitigen Volumens. Die Shop-Apotheke soll nach der Aussage ihres CEO ein überproportional großes Stück vom Kuchen abbekommen.

Feltens sieht sein Unternehmen in einer „deutlich besseren Position“ als den zweiten großen Mitbewerber, DocMorris. „Zu dem Zeitpunkt, an dem das E-Rezept kommt, werden wir fünf Millionen aktive Kunden haben.“ Diese sollen zuerst angesprochen werden und damit die Basis sein, um danach weitere Neukunden zu gewinnen.

Für dieses Jahr strebt Feltens einen Umsatz von 700 Millionen Euro an, nach 540 Millionen Euro im Vorjahr. Als nächste Zielmarke hat er die Milliarde in den Blick genommen, „aber das wird noch etwas Zeit brauchen“. Zusätzlich soll das E-Rezept die Ertragslage verbessern, weil die arbeitsintensive Erfassung von per Post gesendeten Rezepten entfalle und auch die Kosten für die Kundenakquise niedriger ausfielen.

Bereits heute seien Projektteams mit den Vorbereitungen beschäftigt, „damit wir startklar sind, wenn das E-Rezept in Deutschland kommt“. Nach der Kapitalerhöhung in Höhe von 50 Millionen Euro und Ausgabe einer Wandelanleihe in Höhe von 60 Millionen Euro hat Shop-Apotheke nach Angaben des CEO 59 Millionen Euro auf der hohen Kante.

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