Studie zum Apothekenmarkt

Sempora: Phoenix vor MVDA, Alphega statt Gesund leben

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Berlin -

Corona-Krise und die bevorstehende Einführung des E-Rezept treiben die Apothekenkunden verstärkt in die Arme des Versandhandels mit Arzneimitteln. Zu dieser Einschätzung gelangt die aktuelle Apothekenmarkt-Studie von Sempora Consulting: Der Rx-Versandhandel dürfte laut Studie rasch auf 10 Prozent Marktanteil steigen. Insgesamt sei das Jahr 2020, wie schon die Jahre zuvor, von Veränderungen und Dynamiken im deutschen Apothekenmarkt geprägt: Fortsetzende Konsolidierungsprozesse aufseiten des Versandhandels und des Großhandels genauso wie die geplante Einführung des E-Rezepts stellen den Apothekenmarkt vor neue Chancen und Herausforderungen, so die Autoren der Studie.

Sempora hat im Februar und März, noch vor Auftreten eventueller Effekte durch Covid-19, die entscheidenden Akteure im Apothekenmarkt zu aktuellen Themen befragt. Dabei wurden die Meinungen und Einschätzungen von 40 Entscheidern aus Pharmaunternehmen, von 135 Apothekern und von 1164 Konsumenten eingeholt. Trotz eines hohen Vertrauens gegenüber den stationären Apotheken nehme der Trend in Richtung Versandhandel weiter zu. Laut Befragung haben 67 Prozent schon einmal im Versandhandel bestellt und auch die Einlösung von Rezepten bei Versendern gewinnt an Beliebtheit: 35 Prozent der befragten Konsumenten haben ihre Rezepte schon einmal bei einer Versandapotheke eingelöst (plus 3 Prozentpunkte zum Vorjahr) und 23 Prozent tun dies sogar regelmäßig (plus 4 Prozentpunkte zum Vorjahr). Auch finden fast ein Drittel der Befragten den mit der Einlösung eines Rezeptes verbundenen Bonus trotz des aktuell noch hohen Aufwandes attraktiv.

„Durch Corona hat der Versandhandel viele neue Kunden gewonnen – zum nächsten Wachstumsschub wird das E-Rezept beitragen“, so die Studie. 35 Prozent der Konsumenten gaben an, dass das E-Rezept den Apothekenversandhandel für sie attraktiver machen würde. Nur 44 Prozent würden nach aktuellem Stand ihr E-Rezept exklusiv in der stationären Apotheke einlösen. 19 Prozent würden E-Rezepte nur im Versandhandel einlösen. 36 Prozent gaben an, ihre E-Rezepte in beiden Kanälen einzulösen. „Wenn man davon ausgeht, dass aktuell der Rx-Marktanteil des Versandhandels bei circa 1,3 Prozent liegt, sind die Annahmen der Marktexperten, dass der Rx-Marktanteil des Versandhandels auf 10 Prozent wachsen wird mehr als realistisch“, resümiert Autor Tobias Brodtkorb.

54 Prozent der befragten Industrieentscheider gehen davon aus, dass die Veränderungen bei MVDA/Linda und der Zusammenschluss der Großhändler Alliance und Gehe zu deutlichen Verschiebungen im Apothekenkooperationsmarkt führen werden. 52 Prozent der Hersteller vertreten laut Studie die Ansicht, dass MVDA/Linda weiter deutlich an Mitgliedsapotheken verlieren wird, während Phoenix durch die Aktivierung von selbigen an Marktbedeutung gewinnen wird (44 Prozent).

Durch den geplanten Zusammenschluss von Alliance und Gehe halten 75 Prozent der Hersteller den Ausbau von Alphega für wahrscheinlich, während hingegen 44 Prozent erwarten, dass die Kooperation Gesund Leben eingestellt wird. 81 Prozent der Hersteller sind der Ansicht, dass es für Apothekenkooperationen zunehmend schwierig wird, sich im Markt mit Alleinstellungsmerkmalen zu positionieren. Bei der aktuellen Beurteilung der Gesamtleistung durch die Hersteller führt Easy – wie im Vorjahr – mit der Schulnote 2,2 vor Guten Tag (Elac) mit der Note 2,6. „Hersteller müssen die Zusammenarbeit mit Apothekenkooperationen neu bewerten und dabei den Nutzen der Kooperation für das eigene Geschäft kritisch hinterfragen“, folgert Brodtkorb.

Innerhalb der letzten Jahre hat die Auswahl an Kundenmagazinen in der Apotheke in vielfältiger Weise zugenommen. 74 Prozent der befragten Apotheker finden die aktuelle Anzahl der Kundenmagazine zu hoch. Trotz der neuen Anbieter ist die Dominanz der Apotheken Umschau im Markt weiterhin hoch. Nur 35 Prozent der Apotheker sehen das Magazin MyLife (Burda/Noweda) als ernsthafte Konkurrenz zur Apotheken Umschau und nur 9 Prozent würden zukünftig auf die Umschau verzichten. 43 Prozent der befragten Hersteller halten die Apotheken Umschau für unverzichtbar für das Bewerben ihrer Marken.

54 Prozent der Apotheker geben an, dass die Umschau ihre Kundenfrequenz erhöht und 45 Prozent sogar, dass dadurch die Kundenbindung steigt. 63 Prozent sehen zudem die Fernsehwerbung als starke Unterstützung für die stationäre Apotheke. Die überlegene Position zeigt die hohe gestützte Bekanntheit bei den Konsumenten (87 Prozent). MyLife hingegen laut Sempora kennen – trotz intensiver Marketingbemühungen – nur 8 Prozent der Apothekenkunden.

 

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