Veroval: Helfen Antibiotika? Patrick Hollstein, 11.11.2016 08:04 Uhr
Der Patient von heute ist mündig; bevor er in Arztpraxis oder Apotheke kommt, hat er schon bei Google recherchiert. Auch Selbsttests liegen im Trend: Nach Stada hat auch Paul Hartmann mit Veroval eine entsprechende apothekenexklusive Produktlinie auf den Markt gebracht. Jetzt kommt der zehnte Test auf den Markt, der den Antibiotika-Verbrauch reduzieren soll.
Der neue Veroval-Test heißt „Helfen Antibiotika?“ und kostet wie die meisten anderen Tests von Hartmann 19,90 Euro. Bestimmt wird die Konzentration an C-reaktivem Protein (CRP) im Blut, die als Antwort des Immunsystems auf eine beginnende bakterielle Infektion hinweist. Bei viralen Infektionen ist der Wert nicht erhöht, sodass der Patient schon im Vorfeld abschätzen kann, ob der Gang zum Arzt lohnt oder nicht. Die durch eine Leistungsbewertungsstudie belegte Genauigkeit beträgt nach Herstellerangaben mehr als 95 Prozent.
Im Juli hatte Hartmann die ersten neun Tests auf den Markt gebracht. Die Idee kam aus dem Ausland: Eine Tochterfirma hatte einen Selbsttest im Sortiment, in Heidenheim startete man ein Pilotprojekt. „Wir haben uns den Markt angeschaut und überlegt, warum beispielsweise die Tests der Stada bislang nicht so erfolgreich waren“, sagt Florian Teuscher, der bei Hartmann das Apothekengeschäft leitet. Fazit: „Die Kits der Konkurrenz waren zu nah am Arzt positioniert. Kein Verbraucher kann sicher mit Fachbegriffen wie Helicobacter pylori oder okkultes Blut im Stuhl umgehen. Wichtig ist die klare Ansprache: Welches Ergebnis bringt der Test und was sagt das aus?“
Entwicklungsarbeit musste Hartmann nicht mehr leisten, die Kits wurden bei Lieferanten wie NanoRepro, Owen Mumford, IVT Imuno und Care Diagnostica zugekauft. Um die Positionierung kümmerte sich das Hartmann-Team selbst. „Uns war wichtig, nicht einzelne Tests anzubieten, sondern ein Gesamtkonzept“, so Teuscher.
Bei Hartmann ist man mit der bisherigen Resonanz sehr zufrieden. Der Sell-in sei gut: 1200 Apotheken hat Hartmann bereits mit den Produkten ausgestattet. Zusätzlich gibt es Bodenaufsteller, HV-Displays und Elemente für Regalplatzierung. Bei Apothekern und PTA komme das Konzept gut an, sagt Teuscher. Vor Ort wird das Team anhand eines Tests auf die Anwendung geschult, außerdem gibt es Tipps zur Ansprache der Zielgruppe: Frauen zwischen 25 und 59 Jahren mit ausreichend Budget und Verstand.
Der Abverkauf sei bislang zufriedenstellend. Rund 3000 Kits werden laut Teuscher pro Monat abgegeben. Um Veroval bei den Endverbrauchern bekannter zu machen, ist für die kommenden Wochen eine Kampagne mit Radiospots und Online-Bannern geplant. Kooperationen gibt es laut Teuscher bereits mit dem Bauer-Verlag (Cosmopolitan) und den Konsumgöttinnen.
Das Sortiment wird sukzessive erweitert: Nach dem neuesten Test zur Abgrenzung von viralen und bakteriellen Infektionen sollen im kommenden Jahr vier weitere Veroval-Produkte dazu kommen. Bislang werden folgende Tests vertrieben: Magenvorsorge (Helicobacter pylori), Darmvorsorge (verborgenes Blut im Stuhl), Allergie (Katzenhaar/Gröserpollen/Staubmilben), Eisenmangel, Cholesterin, Gluten-Intoleranz (Zöliakie), Harnwegsentzündung (Leukozyten/Nitrit/Protein). Außerdem gibt es einen Schwangerschaftstest und einen Schnelltest zum Nachweis der Spermienkonzentration in der Samenflüssigkeit.