Seifert soll Alliance-Chefin werden Carolin Ciulli, 11.02.2019 10:35 Uhr
Die Zeit von Wolfgang Mähr als Vorstandschef von Alliance Healthcare Deutschland (AHD) geht planmäßig im April zu Ende. Er sprang in schwierigen Zeiten ein, um das Deutschlandgeschäft von Walgreens Boots Alliance (WBA) wieder auf Vordermann zu bringen. Seine Nachfolgerin steht offenbar bereits fest: Seine Vorstandskollegin Aline Seifert soll übernehmen.
In Frankfurt will man die Personalie offiziell noch nicht bestätigen. Der Aufsichtsrat treffe sich dazu im März, sagt ein Unternehmenssprecher. Branchenkennern zufolge gilt Seifert als gesetzt, zumal eine externe Suche keine Ergebnisse geliefert habe. Der Vorstandsposten bei Alliance gilt seit Jahren als Schleudersitz; die anstehenden Sparrunden dürften die Sache nicht einfacher machen. Doch Seifert hat beim OTC-Hersteller Omega bereits bewiesen, dass sie mit solchen schwierigen Situationen umgehen kann.
Seifert kam im Oktober 2017 als Direktorin Finanzen und IT in die Geschäftsleitung von Alliance. Nur neun Monate später wechselte sie Anfang Juli in den Vorstand. Die studierte Betriebswirtin ist eine Finanzexpertin. Sie diplomierte 2002 an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg im Bereich Business Administration. Direkt nach dem Studium wechselte sie in die Pharmaindustrie.
Sie begann ihre Karriere im Finanzbereich von Novartis und war in unterschiedlichen Funktionen mit stetig wachsender Verantwortung tätig. So war sie von 2008 bis Ende 2013 bei Sandoz in verschiedenen Positionen für die globale Ausrichtung zuständig. Danach wechselte sie zu als Finanzdirektorin zum OTC-Hersteller Omega. Bei der Perrigo-Tochter durchlebte sie schwierige Zeiten. Es gab verschiedene Führungswechsel. 2016 verließ kurz nach dem Weggang von Vertriebsleiter Christian Kotschate auch Geschäftsführer Stephan Tomat das Unternehmen, das rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Zudem verlief das Geschäft entgegen der Erwartungen. Seifert sprang ein und übernahm im September 2016 als General Manager das Ruder.
Nach vier Jahren verließ sie den Abtei-Hersteller und wechselte in den Großhandel. Auch bei Alliance wurde ihre strategische Finanzplanung geschätzt: Bei ihrer Berufung von der Geschäftsleitung in den Alliance-Vorstand lobte Aufsichtsratschef Richard Oppenheim ihre positiven Impulse, die sie innerhalb kürzester Zeit gesetzt habe. „Daher ist ihre Berufung in den Vorstand der nächste logische Schritt, um die Umsetzung der Geschäftsstrategie mit zu verantworten“, sagte er.
Seifert übernimmt den Frankfurter Großhändler in einer turbulenten Phase. Das Unternehmen steht vor großen Umstrukturierungen. Mehrere Niederlassungen sollen geschlossen werden. Alliance verfügt mit 25 Vertriebszentren im Vergleich zu den Mitbewerbern über das dichteste Netz an Niederlassungen.
Mähr ist seit 2013 für Konzernchef Stefano Pessiona tätig und wurde im April 2018 nach Frankfurt gerufen. Er folgte auf Stefan Syrén, der den Großhändler nach weniger als einem Jahr verlassen hatte. Kurz nach Amtsantritt setzte Mähr ein Sparprogramm durch: Mitarbeiter mussten erneut auf eine zugesagte Tariferhöhung verzichten. Übertarifliche Zulagen wurden komplett und in allen Fällen verrechnet.