„Zum Arzt gehen, ohne zum Arzt zu gehen“ – mit diesem flotten Spruch wirbt der Telemedizinanbieter Kry seit September für seine Online-Sprechstunden, die seit Kurzem auch von den Krankenkassen bezahlt werden können. Die Plakatwerbung ist im Rhein-Main-Gebiet und Berlin bis einschließlich Oktober zu sehen. Interessant ist allerdings, dass Kry in seinem Heimatland Schweden „offline“ geht: Dort eröffnete Kry nämlich kürzlich normale Arztpraxen und bietet seinen Kunden innerhalb von 24 Stunden eine traditionelle Untersuchung an. Das könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein.
Am 1. September öffnete Kry die Türen zu seinen ersten beiden Gesundheitszentren in Stockholm. „Das Ziel ist eine optimale Verbindung von digitaler und physischer Versorgung: Patienten können weiterhin rund um die Uhr über die App medizinischen Rat einholen. Zusätzlich können sie sich nun – falls nötig – auch für eine körperliche Untersuchung in einem der Kry-Gesundheitszentren in Stockholm anmelden – und das innerhalb von 24 Stunden“, so das Unternehmen auf Anfrage von APOTHEKE ADHOC. Durch die Kombination von digitaler und physischer Versorgung biete man den Stockholmern eine „schnelle, nahtlose medizinische Hilfe zu einer großen Bandbreite von Symptomen“.
Außerdem betreibt Kry bereits Gesundheitszentren in Lund, Malmö und Nyköping – und auch in Stockholm sind weitere in Planung. Ob Kry demnächst auch in Deutschland Arztpraxen eröffnen will, dazu wollte sich eine Sprecherin nicht äußern – ausschließen wollte sie das aber auch nicht.
In Schweden wirbt Kry mit folgenden Aussagen für die neue ambulante Versorgung: „Wir haben jetzt an mehreren Orten in Stockholm Gesundheitszentren eröffnet. Bei uns bekommen Sie schnell einen Termin im Gesundheitszentrum, normalerweise am selben Tag. Pflege war noch nie einfacher: Ein Termin im Gesundheitszentrum innerhalb von 24 Stunden, suchen Sie jedes Mal den gleichen Arzt auf, Abends und am Wochenende geöffnet.“ Die erste Diagnose soll weiterhin über Videoanrufe in der Kry-App erfolgen. Ist ein persönlicher Arztkontakt erforderlich, werden die Patienten in Schweden in die Kry-Praxen geschickt. In Deutschland werden solche Patienten an niedergelassene Ärzte verwiesen.
Seit Dezember 2019 bietet das schwedische E-Health Unternehmen seine App für Videosprechstunden auf dem deutschen Markt an. „Die Patienten können innerhalb weniger Minuten über die App mit einem Arzt sprechen und erhalten bei Bedarf ein Rezept, eine Überweisung oder eine Krankschreibung“, wirbt das Unternehmen. Nach eigenen Angaben ist Kry mit mehr als zwei Millionen durchgeführten Videosprechstunden europäischer Marktführer im Bereich digitaler Arztbesuche und eines der führenden Digital-Health Unternehmen in Europa.
Laut Kry steigt das Interesse an Online-Sprechstunden seit März auch infolge der Corona-Krise: „Die Nachfrage nach Kry-Sprechstunden steigt täglich“, so eine Sprecherin. Im Vergleich zum Vormonat Februar habe sich die Zahl der Videosprechstunden demnach um 219 Prozent erhöht. Noch größer sei die Nachfrage nach Videosprechstunden rund um virale Symptome: Deren Zahl stieg um 344 Prozent. Das schlägt sich auch in den App-Registrierungen nieder, die im ersten Quartal 2020 um 162 Prozent gestiegen seien.
Kry hatte mit DocMorris kooperiert, bevor sich der Mutterkonzern für mehr als 40 Millionen Euro den Mitbewerber Teleclinic einverleibte und die Partnerschaft nach weniger als einem halben Jahr beendete.
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