Bis Donnerstag mussten die privaten Gläubiger Griechenlands entscheiden, ob sie bereit sind, ihre Staatsanleihen freiwillig gegen neue Papiere mit geringerem Wert einzutauschen. Die Entscheidung für oder gegen einen Schuldenerlass betraf auch zahlreiche deutsche Pharmakonzerne. Merck, Bayer, Fresenius und andere Hersteller hatten in den vergangenen Jahren griechische Staatsanleihen im Wert von mehr als hundert Millionen Euro angenommen. Um wenigstens einen Teil ihres Geldes wiederzusehen, haben die meisten Gläubiger den Schuldenschnitt akzeptiert.
Die Regierung in Athen hat ihr Ziel erreicht. Der Großteil der Gläubiger hat zugestimmt, auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Da die neuen Anleihen aber gleichzeitig über längere Laufzeiten und eine schlechtere Verzinsung verfügen, gehen Experten davon aus, dass die Verluste letztlich rund 70 Prozent betragen werden. Der Nominalwert der neuen Anleihen beträgt gerade einmal 31,5 Prozent des Werts der ursprünglich ausgegebenen Papiere.
Allerdings sollen die Gläubiger jeweils noch Anleihen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) erhalten, die weitere 15 Prozent des Forderungswerts abdecken und über eine Laufzeit von maximal zwei Jahren verfügen. Damit müsste der griechische Staat den privaten Investoren nur noch 46,5 Prozent seiner Verbindlichkeiten zurückzahlen.
Pharmakonzerne, die staatliche Kliniken in Griechenland belieferten, haben bereits 2010 auf 30 Prozent ihrer Forderungen verzichtet. Damals „beglich“ Griechenland die Rechnungen öffentlicher Krankenhäuser durch die Ausgabe sogenannter Zero-Bonds, Anleihen ohne laufende Verzinsung. Davon betroffen waren unter anderem Bayer, Merck und Fresenius.
Während Bayer seine Anleihen vollständig verkauft hat, blieb Merck auf Papieren in Millionenhöhe sitzen. Ein Konzernsprecher bezifferte den Wertverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr auf rund 75 Prozent. Statt der nominal geltenden 43 Millionen Euro, lag der Wiederverkaufswert nur noch bei knapp elf Millionen Euro. Auch Fresenius hatte gegenüber Griechenland offene Forderungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Auch hier bestätigte eine Sprecherin einen Wertverlust von mehr als 70 Prozent. Beide Konzerne haben die griechischen Anleihen bereits als Abschreibungen verbucht.
Bei der Frage, ob sie einer weiteren Umschuldung zustimmen wollen, haben die Führungsetagen von Merck und Fresenius bis zuletzt um eine Entscheidung gerungen. Die Ablehnung des griechischen Angebots wäre einem Forderungsverzicht gleichgekommen. Gleichzeitig wäre dies ein klares Signal gewesen, dass die private Wirtschaft nicht mehr mit einer Erholung des griechischen Patienten rechne.
So sieht es beispielsweise das hessische Biotech-Unternehmen Biotest. Die Firma hielt Anleihen griechische Anleihen im niedrigen einstelligen Millionenbereich und war ebenfalls von den massiven Wertverlusten betroffen. „Wir werden einem Schuldenschnitt nicht zustimmen“, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag mit.
APOTHEKE ADHOC Debatte