Bilanzpressekonferenz

Schockwelle nach Celesio-Zahlen

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Für den Vorstandsvorsitzenden der Celesio AG, Dr. Fritz Oesterle, war die Bilanzpressekonferenz des Konzerns am Mittwoch in Stuttgart nicht der bislang gewohnte Spaziergang. Hintergrund sind zum einen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2007, die mittelfristigen Aussichten sowie die Entwicklung im deutschen Großhandelsgeschäft.

Die im M-Dax notierte Aktie des Stuttgarter Konzerns, der sich mehrheitlich in den Händen der Haniel-Gruppe befindet, reagierte heftig auf das Zahlenwerk. Das Papier verlor zum Vortag bis zu 7,6 Prozent seines Wertes und notierte zwischenzeitlich bei 32,72 Euro. Im Umfeld des DocMorris-Einstiegs im April 2007 hatte die Aktie mehr als 55 Euro gekostet.

Europas größter Pharmahändler hat 2007 in Deutschland zwar Marktanteile verloren, insgesamt aber Umsatz und Gewinn gesteigert. Wie Celesio veröffentlichte, legte der Umsatz um 3,6 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zu. Der Jahresüberschuss wuchs um 2,3 Prozent auf knapp 426 Millionen Euro. Die positive Entwicklung sei allerdings „durch massive staatliche Maßnahmen und schwierige Wettbewerbsbedingungen im Großhandel deutlich gebremst“ worden, so Oesterle. Dazu zähle die „von Apothekerverbänden geschürte Reaktion deutscher Apotheker“ auf den Kauf der niederländischen Versandapotheke DocMorris.

Oesterle bemühte sich zweckoptimistisch: „Das, was zurzeit lastend auf unseren Märkten und damit auch auf uns liegt, der Umbruch, die Veränderung etablierter Marktstrukturen, ist die Basis unseres künftigen Erfolges.“ In dieser „Zeit der Marktveränderung“ bereite man sich auf die Zukunft vor. Dies geschehe unabhängig davon, ob damit kurzfristige Belastungen verbunden seien. „Wir werden gestärkt aus dieser vorübergehend schwierigen Phase hervorgehen“, sagte der Vorstandschef.

Allerdings erwarte Celesio in den ersten beiden Quartalen 2008 eine „besonders verzerrte negative Ergebnisentwicklung“. Es werde schwierig, dies im Laufe des gesamten Geschäftsjahres wieder aufzuholen. Die anstehenden Strukturveränderungen könnten bereits 2009 Früchte tragen.

Die Probleme, die nach vielen Rekordjahren erstmals dem Konzernchef eine relative Zurückhaltung abverlangten, sieht Oesterle selbst im zunehmenden Direktgeschäft, den Folgen der Rabattverträge sowie den Kooperationen. Der Konzernchef beklagte, man habe es „immer weniger mit der gewohnten atomistischen Nachfragerstruktur zu tun“. In Großbritannien kämpfe man zudem mit den Folgen der gesetzlich ausgelösten Preisreduktion.

Oesterle räumte ein, dass der deutsche Celesio-Großhandel im zweiten und dritten Quartal Marktanteile verloren habe, fügte aber hinzu: „Seit dem vierten Quartal 2007 hat sich diese Situation gekehrt." Celesio wolle den Verlust der Marktanteile in Deutschland so rasch wie möglich wettmachen. Seinen deutschen Marktanteil bezifferte das Unternehmen für Ende 2007 auf knapp 16 Prozent, das seien rund 1,4 Prozentpunkte weniger als Ende 2006.

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