Fünf Monate nach dem Aus von Kytta Balsam kommt das Produkt zurück in die Apotheken – als Kosmetikum. Preis und Zusammensetzung haben sich nicht geändert, nur der Vertriebsstatus ist ein anderer. Das berichtet PHARMA ADHOC.
Der „Kytta Wärmebalsam“ kommt zum 1. Oktober auf den Markt. Die Zulassung des „Kytta Balsam F“ war Ende April erloschen. Der Darmstädter Hersteller sah keine Möglichkeit, sein Produkt ohne weitere Studien durch die Nachzulassung zu bringen.
Der wärmende Balsam enthält Beinwellwurzelextrakt und Methylnicotinat; für die Kombination aus pflanzlichen und chemischen Wirkstoffen gelten laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) strenge Maßstäbe. Aktuell sind zwar noch mehrere solcher Kombinationen auf dem Markt. Meist handelt es sich aber um Kombinationen mit Campher wie Franzbranntwein oder Präparate auf Basis ätherischer Öle.
Es sei zunehmend schwieriger, die Anforderungen für Produkte dieser Art zu erfüllen, erklärte Hans Rittinghausen, der bei Merck für die Kategorie Mobility zuständig ist, zur Marktrücknahme des Wärmebalsams im April. Der Balsam habe neben den Hauptpräparaten der Dachmarke, Kytta Salbe und Kytta geruchsneutral, ohnehin eine untergeordnete Rolle gespielt und sei auch schon länger nicht mehr aktiv beworben worden, so Rittinghausen. Der bewährte Beinwell-Extrakt stehe den Patienten natürlich weiterhin zur Verfügung.
Den Balsam als Pflegeprodukt zurückzubringen, ist eine smarte Idee. Für Kosmetika gelten keine vergleichbar strengen Anforderungen wie vor Arzneimittel. Werben kann Merck nun freilich nicht mehr wie zuvor mit der Indikation „schmerzhafte Muskel- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen“. Außerdem ist das Produkt nun nicht mehr apothekenpflichtig und könnte früher oder später über den Graumarkt auch im Mass Market auftauchen.
Zur Marke Kytta gehören verschiedene Salben und Cremes, die mit dem Beinwellwurzel-Extrakt versetzt sind. Vor drei Jahren war die geruchsneutrale Variante eingeführt worden; parallel wurde das Design komplett überarbeitet.
Unter der Dachmarke gibt es außerdem ein Sedativum. Die Dragees enthalten Baldrian, Hopfen und Passionsblume und werden zur Beruhigung eingesetzt. Die Dachmarke über Indikationen hinweg wäre unter heutigen Maßstäben nicht mehr erlaubt. Merck hatte das Kytta-Werk Sauter Ende der 1990er Jahre übernommen.
Neben Wärmepflastern gibt es auch andere Salben mit wärmender Wirkung. Darunter fallen Präparate mit Capsicum-Extrakt: Finalgon kommt auf Erlöse von rund zehn Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) und liegt nach Angaben des Herstellers mit einem Marktanteil von 50 Prozent im Bereich der Wärmecremes vorn. Wichtigste Mitbewerber sind Hexal (Advel Thermobalsam), Beiersdorf (ABC Salbe), Wörwag (Capsagamma dolor), Recordati (Dolobene Hot) und Mylan dura (Hot Thermo). Allerdings ist das Segment etwas in die Jahre gekommen.
Insgesamt ist der Bereich der topischen Muskel- und Gelenkschmerzmittel hart umkämpft; zahlreiche Neueinführungen haben den Markt in Bewegung versetzt. Nach Zahlen von IMS Health werden pro Jahr knapp 35 Millionen Packungen in den Apotheken verkauft; der Umsatz zu Herstellerabgabepreisen (ApU) liegt bei knapp 200 Millionen Euro. Weniger als 4 Prozent entfallen auf verschreibungspflichtige Produkte – der Bereich gehört zu den Klassikern im Selbstzahlermarkt.
GlaxoSmithKline (GSK) liegt mit Novartis unter den Schmerzsalben unangefochten an der Spitze; weitere wichtige Marken sind Thermacare (Pfizer), Doc (Hermes), Diclo-ratiopharm (Ratiopharm), Traumeel (Heel), Mobilat (Stada) und Proff (Dr. Theiss).
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