OTC-Hersteller

Schlindwein wird CEO bei Wörwag

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Berlin -

Bei Wörwag gibt einen Wechsel in der Geschäftsführung: Jochen Schlindwein übernimmt den Posten des CEO. Er hatte zuletzt für Procter & Gamble (P&G) das OTC-Deutschlandgeschäft geleitet – und dem Konzern das Familienunternehmen vorgezogen.

Schlindwein war seit Frühjahr für P&G Health in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Er hatte den Posten nach der Übernahme der OTC-Sparte von Merck übernommen, für die er zuvor verantwortlich war. Doch nach nur wenige Monaten auf neuem Posten schied er beim Konzern aus. Über die Gründe wurde nichts bekannt gemacht; über seinen Abgang war daher intern und extern viel spekuliert worden, auch weil er wenige Tage nach dem Ausscheiden von Dr. Uta Kemmerich-Keil verkündet wurde.

Eine mögliche Erklärung, die zu seinem neuen Job passt: Schlindwein hatte erkannt, dass er bei P&G auf Dauer nur einen eingeschränkten Aktionsradius haben würde. Beim US-Konzern werden wichtige strategische Entscheidungen auf globaler Ebene gefällt; in den Landesgesellschaften werden die Vorgaben entsprechend umgesetzt. Entsprechend klein war das Team in Schwalbach, bevor die OTC-Einheit von Merck in Darmstadt dazu kam. Mittlerweile haben auch Marketingleiterin Christiane Boventer und Vertriebsleiter Werner Nuxoll den Konzern verlassen; Dr. Markus Hammer von P&G ist als Sales Director weiter an Bord.

Schlindwein kennt sich in der Welt von P&G aus: Direkt nach dem Studium in Karlsruhe und Kanada heuerte der heute 48-Jährige im Controlling des US-Konsumgüterriesen an. 2012 wechselte er zu Merck: Zunächst war er in Darmstadt Finanzchef für den Consumer-Bereich, 2014 ging er nach Mexiko, wo er die Verantwortung für das OTC-Geschäft in Zentralamerika übernahm. Im April 2017 durfte er zurück nach Hause und die Leitung der deutschen OTC-Sparte übernehmen.

Bei Wörwag dürfte er nun jene Gestaltungsmöglichkeiten bekommen, die ihm beim Großkonzern auf Dauer gefehlt hätten. 2000 hatten die Geschwister Monika Wörwag und Dr. Marcus Wörwag in zweiter Generation die Geschäftsführung übernommen, doch mittlerweile zieht sich die Familie Stück für Stück aus dem operativen Geschäft zurück.

Im Januar dieses Jahres wechselte Marcus Wörwag in den Beirat; hier sind neben dem Seniorchef verschiedene Finanz- und Branchenexperten vertreten, darunter als Vorsitender der ehemalige Schwabe-Geschäftsführer Professor Dr. Michael Habs. Monika Wörwag wird der Geschäftsführung „für einen Übergangszeitraum“ weiter angehören und den Bereich Unternehmenskommunikation verantworten. Daniela Wörwag ist als drittes Kind des Firmengründers ohnehin nicht im Unternehmen aktiv; sie lebt in Schweden.

Die Familie bleibe für die Unternehmensstrategie zuständig und werde diese aus dem Beirat heraus mitgestalten, heißt es. Gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Gerhard Mayer führt Schlindwein die Firmengruppe also jetzt; Mayer war vorher lange Finanzvorstand beim Medizintechnikhersteller Magquet/Getinge. „Herr Schlindwein hat in der Vergangenheit mehrfach weit überdurchschnittliche Ergebnisse mit seinen Teams erzielen können“, so Habs. „Der Beirat ist überzeugt, dass Herr Schlindwein eine hervorragende Besetzung für die Position des CEO der Wörwag-Gruppe ist und zum weiteren Erfolg des Unternehmens wesentlich beitragen wird. Das Ziel ist dabei, die Wörwag-Gruppe auf ein neues Umsatz- und Wachstumslevel zu führen.“

Wörwag geht auf die Stadtapotheke in Stuttgart-Zuffenhausen zurück. Aus dem seit 1965 bestehenden Betrieb – der Anfang des Jahres von Marcus Wörwag übernommen wurde – wurde 1971 der heutige Hersteller ausgegründet. Das erste Vitalstoffpräparat war Magnerot Classic (Magnesiumorotat). 1985 wurde mit Milgamma (Benfotiamin) das Sortiment ausgebaut. Zu jener Zeit gehörte Wörwag zu den umtriebigsten Pharmaunternehmern in Deutschland.

Generika folgten. 2007 gehörte die Wörwag-Tochter AAA Pharma zu den Rabattvertragspartnern der ersten Stunde. Seit 1993 ist das Unternehmen unter anderem in Ungarn, Russland, Rumänien, Bulgarien und weiteren osteuropäischen Ländern. Außerdem werden die Präparate in Lateinamerika und Asien angeboten.

Wörwag erwirtschaftet insgesamt rund 200 Millionen Euro Umsatz, drei Viertel davon im Ausland. Die Gruppe beschäftigt rund 850 Mitarbeiter, davon etwa 250 in Deutschland. Mehrere Bemühungen, externe Manager mit der Leitung des Unternehmens zu betrauen, waren in den vergangenen Jahren gescheitert. Für das kommende ist ein Umzug der Firma aus den gemieteten Räumen in Böblingen in eine eigene Immobilie geplant.

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