Schindl geht zu CompuGroup Alexander Müller, 17.11.2014 11:39 Uhr
Interessante Personalie bei Compugroup Medical (CGM): Der Anbieter von Arzt- und Apotheken-EDV hat den ehemaligen Pharmatechnik-Geschäftsführer Dr. Mathias Schindl für seine Tochterfirma ifap gewonnen. In der Branche wertet man den Neuzugang als Signal, dass der Konzern den Bereich Arzneimittel- und Therapiedatenbanken ausbauen und womöglich sogar der ABDATA Konkurrenz machen will.
Schindl heuerte Anfang des Monats bei ifap an, wo er die Geschäfte gemeinsam mit Dr. Tim Züwerink führt. Der Biophysiker kennt sich vor allem mit Warenwirtschaftssystemen der Apotheker aus: Beim Softwarehaus Pharmatechnik war er bis März 2013 Marketing- und Vertriebsleiter sowie die rechte Hand von Firmenchef Dr. Detlef Graessner. Außerdem war Schindl Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekensoftwarehäuser (ADAS).
Aus der Welt war der heute 49-Jährige aber keineswegs: So sprang er mit seiner Beraterfirma „m!consult“ als externer Berater ein, als die ABDATA ein Jahr nach dem Wechsel in der WuV-Geschäftsführung mit Gerhard Haas ihren Bereichsleiter verlor. Für die ABDA stellte er außerdem als externer Projektmanager das Modell ARMIN technisch auf die Beine. Auch an der Entwicklung von Securpharm war Schindl beteiligt.
Gut vernetzte Daten werden – da ist sich die Branche einig – in der Gesundheits-IT immer weiter an Bedeutung gewinnen. Themen wie die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) setzen Interaktivität voraus. CGM hat sich mit dem Kauf der Apotheken-EDV Lauer-Fischer in der Branche breit gemacht. In Arztpraxen gehört der Konzern mit Sitz in Koblenz mit verschiedenen Softwaresystemen ohnehin zu den Marktführern.
ifap liefert die Datenbanken für zahlreiche Softwareanbieter. Allein die Datenbank „praxisCenter 3“ nutzen nach Unternehmensangaben mehr als 60 Softwarehäuser mit rund 75 Praxisverwaltungssystemen. Mit i:fox hat die ifap einen Arzneimittel-Therapie-Sicherheitscheck für die Arztpraxis entwickelt. Das „ifap impfCENTER“ wird dagegen auf Grund mangelnder Nachfrage nicht mehr aktualisiert.
Im Geschäft mit Apotheken steht die ifap derzeit noch im Schatten der ABDATA. An die WuV-Tochter liefert die Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IfA) – ein Gemeinschaftsunternehmen von ABDA, dem Großhandelsverband Phagro und dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) – die Produktdaten. Anschließend werden diese mit den Informationen der Krankenkassen zu den Rabattverträgen zusammengeführt. An der ABDATA führt derzeit also kein Weg vorbei.
Das muss aber nicht so bleiben, und die ABDA könnte es noch bereuen, sich Schindls Dienste nicht selbst gesichert zu haben. Die ifap nutzt ihre Datenbanken schon heute für verschiedene Angebote. So gibt es mit „Arznei aktuell“, „Arznei mobil“ und „Arznei check“ gleich drei Apps für mobile Endgeräte, die sich direkt an Patienten wenden.
Dass die CGM die Endverbraucher im Blick hat, ist kein Geheimnis. In Nordrhein-Westfalen (NRW) testet der Konzern auf Basis der ifap-Daten gemeinsam mit Ärzten ein digitales Arzneimittelkonto, das die Medikation automatisiert überprüft. Apotheken sind nicht mit im Boot.
Für Datenbanken, die sich an Endverbraucher richten, wären Informationen zu Rabattverträgen ein nützliches, fast schon notwendiges Tool. Solche Daten wären auch der letzte Baustein für einen Einsatz in den Apotheken: Sollte sich der Konzern aus Koblenz diese Informationen auch noch beschaffen, gäbe es auch für Lauer-Fischer keinen Grund mehr, die ABDATA zu nutzen.
Bislang kamen ifap-Daten in den Apotheken nur in Einzelfällen zum Einsatz, etwa beim Blisterprojekt 7x4 von Kohl. Wenn es Schindl gelingt, die Infrastruktur zu verbessern, dürfte CGM schnell auf den Einsatz in der Fläche drängen. Während die Kassen am liebsten eine staatliche Kontrolle über die Daten hätten, wünschen sich Ärzte und Apotheker mehr Mitsprache. Eine Zertifizierung, wie sie immer wieder für Softwareanbieter und Datenbanklieferanten gefordert wird, würde CGM dann aber womöglich sogar in die Hände spielen.