Generikakonzerne

Schanzensprung mit Actavis APOTHEKE ADHOC, 22.12.2011 16:27 Uhr

Berlin - 

Wenn in Österreich jemand vor die Presse tritt, kann es schonmal krachen. Denn in der Alpenrepublik hat der öffentliche Schlagabtausch eine andere Intensität als hierzulande. Dass Actavis-Chef Dr. Claudio Albrecht dem ganzen Land in der vergangenen Woche einen „Hinterbänklerstatus“ in Sachen Generika attestierte, konnte er sich aber wohl nur leisten, weil er selbst Österreicher ist. Und weil er – das adventliche Bild sei ausnahmsweise erlaubt – zusätzlich zur Rute auch Geschenke mitgebracht hatte.

 

Eigentlich will Albrecht Actavis zu einem Komplettanbieter für die Therapie wichtiger Krankheitsbilder machen und den Krankenkassen ganze Behandlungsprogramme anbieten. Nicht nur Biosimilars, sondern auch Originalprodukte braucht der ehemalige Ratiopharm-Chef daher im Portfolio – in den USA hat er sich ganz aktuell die Vertriebsrechte für eine patentgeschützte Kombination aus Morphin und Oxycodon gesichert. Laut Albrecht sind die Grabenkämpfe zwischen Innovatoren und Generikaanbietern bald Geschichte: „Die Grenzen zwischen den beiden Modellen verschwimmen – in zehn Jahren wird die Generikaindustrie, so wie wir sie heute kennen, verschwunden sein.“

Doch natürlich darf ein Konzern wie Actavis, weltweit immerhin die Nummer 4 in seiner Noch-Branche, auch bei großen Visionen das Brot-und-Butter-Geschäft nicht vernachlässigen. Und so forderte Albrecht in seinem Heimatland erst einmal eine „Generikaoffensive“ – zumal der Informationsstand bei allen Beteiligten aus seiner Sicht mangelhaft ist: „Es scheint noch immer nicht durchgedrungen zu sein, dass Generika deutlich günstiger sind als die Originalpräparate und gleichzeitig denselben therapeutischen Nutzen nachweisen müssen.“ Selbst Osteuropa sei Österreich in Sachen effizienter Substitution weit voraus.

Um seine Landsleute nicht ganz vor den Kopf zu stoßen, sondern Actavis positiv bekannter zu machen, spricht Albrecht jetzt gezielt den Wintersportfan im Österreicher an: Als Sponsor präsentiert der Konzern in den kommenden Wochen die Vierschanzentournee und den IBU Biathlon Weltcup: „Sportsponsoring ist eine viel günstigere Möglichkeit als zum Beispiel nationale TV-Werbung in den einzelnen europäischen Staaten“, sagt Albrecht. Ob sich der gebürtige Tiroler am Ende selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht hat?