Warentest

Schadstoffe in Lippenpflegeprodukten

, Uhr
Berlin -

Ob Winter oder Sommer – Lippen trocknen schnell aus und wollen sowohl bei Kälte als auch Hitze gepflegt werden. Welche Produkte sich gut für das empfindliche Körperteil eignen, hat Stiftung Warentest untersucht: 18 von 35 Produkten können aufgrund kritischer Inhaltsstoffe demnach nicht empfohlen werden. Drei Apothekenmarken konnten überzeugen.

Im Vergleich zur Körperhaut ist die Lippenhaut deutlich dünner. Da auch Schweiß-und Talgdrüsen fehlen, neigen die Lippen eher dazu auszutrocknen. Umso wichtiger sind eine rückfettende Pflege und UV-Schutz. Ihre Pflege ist mit Vorsicht zu genießen, denn aufgetragene Stoffe können über den Mund direkt oder zeitverzögert in den Organismus gelangen.

Unter diesem Gesichtspunkt hat Warentest die Lippenpflegemittel auf schädliche Stoffe wie Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons (Moah), Mineral Oil Saturated Hydrocarbons (Mosh) und Polymer Oligomeric Saturated Hydrocarbons (Posh) untersucht. Diese Verbindungen basieren auf wahrscheinlich krebserregenden Erd- oder Mineralölen, sie können im Körper akkumulieren und werden nur langsam ausgeschieden. Außerdem wurde der UV-Schutz der Produkte analysiert.

Die gesundheitlichen Folgen dieser sogenannten Mosh, Moah und Posh sind noch nicht vollständig geklärt. Gesetzliche Grenzwerte sind nicht vorhanden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht allerdings schon die Menge an Mosh, die über Lebensmittel aufgenommen wird, kritisch. Daher schneiden in dem Test besonders Naturkosmetika gut ab, da ihre Rezeptur auf erdölbasierte Zutaten verzichtet. Nur in einem Naturkosmetikum konnten Spuren von Mosh nachgewiesen werden (Granatapfel-Lippenbalsam von Bee Natural).

Empfohlen werden können laut Warentest 15 Pflegemittel, darunter Produkte von dm, Rossmann und Lidl. Lediglich bei drei von diesen 15 Lippenpflegestiften stimmte der deklarierte mit dem nachgewiesenenen UV-Schutz überein. Das günstigste empfehlenswerte Lippenpflegemittel, das keine Schadstoffe enthält, ist der Stift von Lidl für 29 Cent. Am tiefsten in die Tasche greifen muss der Kunde bei Dr. Hauschka und Rituals mit je 8,50 Euro. Auch bei Bepanthol Lippencreme (Bayer) und Produkten von Dr. Hauschka und Weleda konnten keine kritischen Schadstoffe nachgewiesen werden.

Zur Kategorie der nicht empfohlenen Pflegemittel zählen zum Beispiel Marken wir Bebe, Labello und Blistex. Hier wurden mindestens einer der potenziell krebserregenden Substanzen gefunden. Auch Eucerin Lip Aktiv ist durch die Prüfung durchgefallen. Sebamed hat den Test auf Schadstoffe zwar bestanden, konnte aber nicht im UV-Schutz überzeugen, da dieser nur eingeschränkt vorhanden war. Bei den Lippenpflegestiften La Roche-Posay Nutritic Lippen und Vichy Aqualia Thermal Lippenbalsam wurde ein geringer Gehalt an Mosh und Posh gefunden, obwohl laut Deklaration keine mineralölbasierten Inhaltsstoffe enthalten sein sollten. Daher empfiehlt Warentest, auch auf diese Produkte zu verzichten.

Warentest kritisiert auch die Aufmachung einiger Lippenpflegeprodukte: Marken wie Chupa Chups, Minions und Pepsi seien nicht kindgerecht, da durch den fruchtigen Geschmack besonders Kinder angelockt werden würden – durch das Ablecken erhöhe sich die Gefahr, mehr Mosh und Moah aufzunehmen. Mosh können sich zum Beispiel im Fettgewebe oder in der Leber anreichern. Ob die kritischen Substanzen tatsächlich gesundheitsschädigend wirken, ist bislang nicht vollständig geklärt. Ein kurzer Blick auf die Zutatenliste kann gegebenenfalls Hinweise auf das Vorhandensein der umstrittenen Inhaltsstoffe geben. Neben Minerail Oil, Paraffinum Liquidum, können auch zum Beispiel Cera Microcristallina, Polyethylene und Polybutene Anzeichen für Mosh, Moah und Posh sein.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte