Die Rezeptprüfsoftware ScanAdhoc, die aktuell exklusiv von Noventi vertrieben wird, steht offenbar vor dem Aus. Laut Noventi ist die Bewertung zwar noch nicht abgeschlossen, auf der Service-Website verweist der Apothekendienstleister aber bereits auf seine hauseigene Lösung Scandialog.
Eine negative Nebenerscheinung der Pleite des Rechenzentrums AvP im September 2020 war der drohende Wegfall des Moduls ScanAdhoc, das in Apotheken einen guten Ruf genießt. In wenigen Sekunden überprüft die Software, ob das Rezept korrekt beliefert wurde. Beim Scannen findet die erste Vorabprüfung statt – ob beispielsweise die Abgabefrist überschritten oder das Rezept nicht richtig bedruckt wurde. Abrechnungsrelevanten Daten werden an das Rechenzentrum weitergeleitet und auf eine korrekte Umsetzung der Lieferverträge geprüft, auch individuelle Einstellungen sind möglich.
Eine vierstellige Zahl von Apotheken nutzt das Tool. Wohl auch deshalb sicherte sich Noventi exklusiv die Lizenzrechte. Die Software wurde in der Folge allen Apotheken angeboten – unabhängig von der Warenwirtschaft oder Rezeptabrechnung. „Damit kommen die beiden führenden Softwarelösungen zur Rezeptprüfung aus einem Haus“, lobte sich Noventi seinerzeit mit Verweis auf das eigene Programm Scandialog.
Im Zuge der Sanierung will sich Noventi jetzt offenbar auf die webbasierte Lösung Scandialog konzentrieren. Auf der Produktseite von ScanAdhoc gibt es zwar noch ein Formular für Serviceanfragen, aktiv vertrieben wird das Teil aber nicht mehr. Im Gegenteil: Apotheken, die ein „geeignetes Tool, das Ihre Apotheke verbindlich bei der Rezeptprüfung unterstützt“ suchen, werden direkt zu Scandialog weitergeleitet. Auch auf den Produktblättern von Noventi taucht ScanAdhoc nicht mehr auf.
Ein Sprecher des Unternehmens teilte auf Nachfrage mit: „Es gibt noch keine finale Entscheidung zu dem einen oder anderen Produkt.“ Der Stand sei noch derselbe wie im Januar kommuniziert: „Im Rahmen unserer Fokussierungsmaßnahmen befindet sich ScanAdhoc in Überprüfung. Ein Ergebnis steht noch nicht fest.“ Bis zu einer Entscheidung der weiteren Vorgehensweise werde das Produkt voll funktionsfähig weiterbetrieben, so der Sprecher.
ScanAdhoc war nicht Teil der AvP-Insolvenzmasse, weil die Rechte an der Software bei der polnischen Firma Privat Code lagen. Diese gehörte mehrheitlich AvP-Eigentümer Mathias Wettstein, eine Beteiligung hielt der damalige Chefentwickler Adrian Kraft. Nur wenn Noventi die Exklusivrechte wieder an Kraft abtreten würde, könnte das Modul weiter im Markt bleiben. Danach sieht es aber aktuell nicht aus.
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