Scanacs kämpft sich zurück Laura Schulz, 02.02.2024 18:02 Uhr
Im November musste der angeschlagene Direktabrechner Scanacs die Pleite verkünden, nun gibt es einen Neustart: Zum 1. Februar hat eine neue Gesellschaft den Geschäftsbetrieb vom Insolvenzverwalter übernommen. Auch Firmengründer Frank Böhme ist an Bord.
Hinter der neuen Gesellschaft stecken die Gesellschafter der Guten-Tag-Apotheken (Elac) und der Softwareanbieter Pro Medisoft. Unter der neuen Leitung wurden nicht nur alle Mitarbeitenden übernommen, sondern auch die Scanacs-Plattform samt E-Rezept-Direktabrechnung und Online-Zuzahlungsprüfung laufen wie gehabt. Zum Monatswechsel sei der Geschäftsbetrieb auf die neue Gesellschaft übertragen worden. Für die Kunden gehe es nahtlos weiter.
Mit dem Rückenwind durch den flächendeckenden E-Rezept-Rollout hätte die Neuaufstellung des Rezeptdirektabrechners finalisiert werden können, heißt es weiter. Für Böhme geht es jetzt weiter: „Der starke Anstieg der direkt abgerechneten E-Rezepte der letzten Monate sowie die Treue unserer Kunden und Partner, haben uns darin bestätigt, für den Fortbestand der Scanacs-Plattform zu kämpfen. Mit der Elac und der Pro Medisoft haben wir nun zwei strategische Partner gefunden, damit die Direktabrechnung im Apothekenmarkt zum Standard wird“, so der Scanacs-Gründer.
„Die Elac steht für Unabhängigkeit und Zukunft. Deshalb ist eine Beteiligung an der Scanacs strategisch richtig. Wir stärken damit die deutsche Apothekenlandschaft, indem wir den Weg der direkten Rezeptabrechnung zwischen Apotheke und Krankenkasse aktiv unterstützen“, so Elac-Cehef Uwe Berlekamp.
Pro Medisoft hatte sein Warenwirtschaftssystem vor Jahren an Noventi verkauft, das Schwesterunternehmen KLS baut Kommissionierer. Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Laura Seibold: „Wir freuen uns, gemeinsam mit starken Partnern, Innovationen im deutschen Gesundheitswesen voranzutreiben und unsere Software-Expertise aus dem Apotheken- und Ärztemarkt in die Weiterentwicklung der Direktabrechnung einzubringen.“
Plattform lief weiter
Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens übernahm Insolvenzverwalter Dr. Christian Heintze von der Restrukturierungskanzlei BBL die Geschäfte, Löhne und Gehälter der Angestellten waren über das Insolvenzgeld gedeckt. Die Plattform wurde mit den bestehenden Mitteln weitergeführt, um die Abrechnung von E-Rezepten weiterhin sicherzustellen. Auch die Zuzahlungsprüfung konnte wie gewohnt über Scanacs vorgenommen werden. „Es war wichtig, dass es einen nahtlosen Übergang für alle Kunden gibt. Das ist erfreulicherweise in kürzester Zeit mit kompetenten Partnern gelungen. Das spricht für das besondere Produkt und die Qualität von Scanacs, aber auch vor allem für die Mitarbeiter“, so Heintze.
Dass es mit Scanacs zu Ende gehen könnte, hatte sich abgezeichnet. Ende August 2023 war eine geplante Finanzierungsrunde gescheitert; als Investor hatte CompuGroup Medical (CGM) noch ein letztes Mal Geld nachgeschossen, um eine geordnete Abwicklung zu ermöglichen. Seitdem wurden neue Investoren gesucht, um die Plattform fortzuführen. Gesellschafter waren neben CGM – der börsennotierte Konzern war mit 15 Prozent beteiligt – verschiedene Privatpersonen aus dem Umfeld von Böhme.
Automatisierte Prozesse und in Echtzeit geprüfte E-Rezepten sollen Apotheken ermöglichen, selbstständig gegenüber gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen. Die Erstattungen erfolgen dann direkt auf das Konto der Apotheke. Scanacs stellt dabei die Verbindung zwischen Apotheke und Krankenkassen her, ist also selbst kein Rezeptabrechner. Das soll die Prozesse für die Apotheken beschleunigen und das Risiko eines insolventen Abrechners ausschließen. Allerdings hatte es zuvor Wirbel um Doppelabrechnungen gegeben.