Krätze

Scabioral: Infectopharm bringt eigenes Generikum

, Uhr
Berlin -

Seit Mai 2016 hat Infectopharm mit Scabioral 3 mg die erste in Deutschland zugelassene Ivermectin-haltige Tablette auf dem Markt. Im Januar launcht die 100-prozentige Infectopharm-Tochter Pädia ein Konkurrenzprodukt. Driponin ist bereits bei der Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IFA) gemeldet.

„Driponin wird ab dem 15. Januar in Deutschland in zwei Packungsgrößen zur oralen Behandlung der Krätze (Scabies) verfügbar sein“, teilt Dr. Markus Rudolph Geschäftsführer Infectopharm mit. Das Arzneimittel wird zu vier und zweimal vier Tabletten erhältlich sein. „Mit Driponin wird künftig neben Scabioral 3 mg Tabletten (Originalpräparat von Infectopharm) ein preiswertes Generikum angeboten“, so Rudolph weiter.

Pädia mit Sitz in Heppenheim fungiert als pharmazeutischer Unternehmer. Hersteller der Tabletten ist das französische Unternehmen Europeenne de Pharmacotechnie – Europhartech. In den Niederlanden ist Driponin unter der Namen Gilou 3 mg zugelassen.

Driponin ist zur Behandlung bestimmter Parasiteninfektionen indiziert. Dazu gehören die durch den Fadenwurm Strongyloides stercoralis verursachte Darminfektion intestinale Strongyloidiasis sowie die Mikrofilarämie bei Patienten mit einer durch Wuchereria bancrofti verursachten lymphatischen Filariose. Außerdem wird Driponin zur Behandlung der Scabies beim Menschen eingesetzt, wenn die Diagnose durch parasitologische Untersuchungen gesichert ist. Scabies wird von der Krätzmilbe ausgelöst. Die Weibchen der kleinen Spinnentiere graben Gänge in die obere Hornschicht der Haut. Dort werden Eier und Kotballen abgelegt. Nach dem Schlüpfen beginnt der Lebenszyklus erneut. Die Folgen sind Entzündung, Juckreiz und stecknadelkopfgroße Knötchen.

Wird mit oralem Ivermectin behandelt, ist eine einmalige Gabe von 200 Mikrogramm Wirkstoff pro kg KG empfohlen. Dies ergibt bei eine Wirkstoffmenge von 3 mg pro Tablette die Einnahme von zwei Tabletten bei einem Körpergewicht zwischen 25 und 35 kg, Betroffene zwischen 51 und 65 Kilogramm nehmen vier Tabletten ein, wer zwischen 66 und 79 Kilogramm auf die Waage bringt, muss fünf Tabletten schlucken. Eine Höchstgrenze gibt es nicht. So muss ein Patient von 130 kg neun Tabletten schlucken. Die Einnahme sollte mindestens zwei Stunden vor oder nach einer Mahlzeit erfolgen.

Die Leitlinie präferiert jedoch eine topische Behandlung. Deren Ziel ist es Milben, Larven und Eier abzutöten. Mittel der ersten Wahl ist Permethrin, enthalten in Infectoscab 5 Prozent von Infectopharm. Die Creme kann die im Stratum corneum lokalisierten Parasiten abtöten. Das Arzneimittel wird einmalig am ganzen Körper aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden abgeduscht.

Orales Ivermectin ist nur Mittel der zweiten Wahl und soll erst bei Nichtansprechen auf Permethrin eingesetzt werden. Mittel der ersten Wahl ist die orale Therapie nur bei immunsupprimierten Patienten, stark ekzematöser oder erosiver Haut oder wenn aus diversen Gründen wie körperlicher Behinderung eine topische Therapie nicht möglich ist.

Der Arzneistoff bindet mit hoher Affinität an Glutamat-gesteuerte Chloridkanäle der Nerven- und Muskelzellen von Krätzmilben und erhöht somit die Durchlässigkeit der Membran für Chloridionen. Es kommt zu einer Hyperpolarisation der Zellen und schließlich zu Lähmung und Absterben der Parasiten. Säugetiere besitzen hingegen keine Glutamat-gesteuerten Chloridkanäle.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen
Salbutamol: Versorgungslage ab Januar unklar
Salbutamol, Clarithromycin, Sultamicillin – Verfügbarkeit unter 50 Prozent
Ibuprofen-Zäpfchen: Bedarf kann nicht gedeckt werden
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte