Scabioral: Engpass beendet APOTHEKE ADHOC, 22.11.2017 11:53 Uhr
Früher als angekündigt ist Scabioral (Ivermectin, Infectopharm) zurück. Apotheken können Betroffene jetzt wieder auf direktem Weg statt über den Einzelimport versorgen.
Scabioral ist derzeit die einzige in Deutschland zugelassene orale Therapie gegen Scabies. Dermatologen warnen bereits seit geraumer Zeit vor einem Vormarsch der Krätze. Im September meldete Infectopharm einen produktionsbedingten Lieferengpass für das rezeptpflichtige Arzneimittel. Das Unternehmen wollte den Engpass zum Dezember beendet haben. Nun meldet Infectopharm, „dass ab sofort das verschreibungspflichtige Arzneimittel Scabioral“ zu vier Tabletten „wieder lieferbar ist“.
Ivermectin bindet mit hoher Affinität an Glutamat-gesteuerte Chloridkanäle der Nerven- und Muskelzellen von Krätzmilben und erhöht somit die Durchlässigkeit der Membran für Chloridionen. Es kommt zu einer Hyperpolarisation der Zellen und schließlich zu Lähmung und Absterben der Parasiten. Säugetiere besitzen hingegen keine Glutamat-gesteuerten Chloridkanäle.
Die orale Therapie ist jedoch nur Mittel der zweiten Wahl und soll bei Nichtansprechen auf Permethrin eingesetzt werden. Betroffene nehmen 200 µg/kg KG ein. Die Einnahme sollte mindestens zwei Stunden vor oder nach einer Mahlzeit erfolgen. Bei einem Gewicht zwischen 51 und 65 Kilogramm sind das entsprechend vier Tabletten zu 3 mg. Mittel der ersten Wahl ist die orale Therapie nur bei immunsupprimierten Patienten, stark ekzematöser oder erosiver Haut oder wenn aus diversen Gründen wie körperlicher Behinderung eine topische Therapie nicht möglich ist.
Die Leitlinie sieht eine topische Therapie als Mittel der ersten Wahl vor. Deren Ziel ist es, Milben, Larven und Eier abzutöten. Zum Einsatz kommt Permethrin, enthalten in Infectoscab 5 Prozent von Infectopharm. Die Creme kann die im Stratum corneum lokalisierten Parasiten abtöten. Das Arzneimittel wird einmalig am ganzen Körper aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden abgeduscht.
Neben der medikamentösen Behandlung des Patienten sowie der synchronen Mitbehandlung aller engen Kontaktpersonen ist bei Krätze stets an umfassende Hygienemaßnahmen im Haushalt zu denken.
Die parasitäre Hauterkrankung wird von der Krätzmilbe ausgelöst. Die Weibchen der kleinen Spinnentiere graben sich Gänge in die obere Hornschicht der Haut. Dort werden dann die Eier abgelegt. Nach dem Schlüpfen beginnt der Lebenszyklus erneut. Neben den Eiern werden auch Kotballen in den Gängen angelegt, die wiederum zu Immunreaktionen führen können. Es kommt zu Entzündung, Juckreiz und stecknadelkopfgroßen Knötchen. Übertragen werden die Parasiten durch intensiven Hautkontakt.