Antigen und Adjuvans kombinieren

Sanofi und GSK: Gemeinsame Impfstoffentwicklung

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Berlin -

Für eine schnelle Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 arbeiten einige Pharmaunternehmen zusammen, so auch die beiden Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK). Ein geeigneter Impfstoff wird laut Aussagen beider Unternehmen voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 in klinische Studien aufgenommen. Insofern diese erfolgreich sind, rechnen die Unternehmen in der zweiten Hälfte des Folgejahres mit einer Markteinführung. Sanofi arbeitet darüber hinaus mit dem Unternehmen Translate Bio – auch hier soll ein wirksamer mRNA-Impfstoff gefunden werden.

Sanofi und GSK planen, klinische Studien der Phase I mit dem möglichen Impfstoffkandidaten in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 einzuleiten. Insofern die Studien erfolgreich und ohne Komplikationen verlaufen, so gehen beide Unternehmen davon aus, dass die weiteren Entwicklungsschritte, die für eine Markteinführung nötig sind, bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen sein werden. Das heißt, dass ein geeigneter Impfstoff noch mindestens ein Jahr auf sich warten lässt.

Innerhalb des gemeinsamen Projektes steuert Sanofi das S-Protein Covid-19-Antigen bei, das auf einer rekombinanten DNA-Technologie basiert. Diese Technologie hat eine genaue genetische Übereinstimmung mit Proteinen auf der Oberfläche von Sars-CoV-2 erzielt. GSK hingegen wird die Pandemie-Adjuvans-Technologie mit einbringen. Durch die Verwendung eines Adjuvans kann die pro Dosis erforderliche Menge an Impfstoffprotein reduzieren werden. Folglich können mehr Impfstoffdosen produziert werden. Die Kombination eines Antigens auf Proteinbasis mit einem Adjuvans wird bereits in einer Reihe von Impfstoffen verwendet. Einige der Impfstoffe werden mit einem solchen Adjuvans versetzt, um die Immunantwort zu verstärken. Unter der Anwendung eines Kombinations-Impfstoffes konnte eine länger anhaltende Immunität erzielt werden.

Der Vorstandsvorsitzender von Sanofi, Paul Hudson, befürwortet die Zusammenarbeit: „Angesichts der aktuellen globalen Gesundheitskrise auf der Welt ist klar, dass kein Unternehmen alleine vorgehen kann." Aus diesem Grund ergänze Sanofi sein Fachwissen und seine Ressourcen weiterhin mit weiteren Pharmaunternehmen wie GSK. „Durch die Kombination unserer wissenschaftlichen Fachkenntnisse, Technologien und Fähigkeiten glauben wir, dass wir dazu beitragen können, die weltweiten Bemühungen, um die Entwicklung eines Impfstoffs zu beschleunigen, um so viele Menschen wie möglich vor Covid-19 zu schützen“, so Emma Walmsley, Geschäftsführerin von GSK. Die Unternehmen haben eine gemeinsame Task Force unter dem gemeinsamen Vorsitz von David Loew, Global Head of Vaccines, Sanofi, und Roger Connor, President Vaccines, GSK, eingerichtet. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es die Ressourcen beider Unternehmen zu mobilisieren, um nach Möglichkeiten zu suchen, die Entwicklung zu beschleunigen.

Sanofi entwickelt auch gemeinsam mit dem Unternehmen Translate Bio einen möglichen mRNA-Impfstoffkandidaten gegen Covid-19. Gemeinsam werden mehrere Kandidaten parallel untersucht, um schnellstmöglich einen wirksamen und sicheren Sars-CoV-2-Impfstoff für die klinische Entwicklung zu finden. „Die Teams von Translate Bio und Sanofi Pasteur haben im Rahmen unserer laufenden Zusammenarbeit mit mRNA-Impfstoffen ermutigende präklinische Daten für mehrere Ziele bei Infektionskrankheiten erstellt. Diese Arbeit wird als starkes Fundament dienen wie wir direkte gemeinsame Forschungsanstrengungen gegen COVID-19 zur Bekämpfung dieser Bedrohung der öffentlichen Gesundheit koordinieren“, sagte Ronald Renaud, Vorstandsvorsitzender von Translate Bio.

Translate Bio ist ein Unternehmen das sich auf die Entwicklung von Messenger-RNA (mRNA) -Therapeutika spezialisiert hat. Es wurde bereits mit der Herstellung mehrerer mRNA-Konstrukte begonnen. Dabei nutzt das Unternehmen die vorhandenen Daten der eigenen mRNA-Plattform. Diese Plattform entsteht durch millionenfache Analysen von körpereigenen RNA-Sequenzen. Durch diese Erkenntnisse kann dann eine umfangreiche hauseigene Nukleotidsequenz-Bibliothek entwickelt werden. Mit dieser mRNA-Therapieplattform konnte eine 100-Gramm-Einzelchargenproduktion im klinischen Stadium etabliert werden. Aktuell würden Produktionsflächen so weit ausgebaut, dass mindestens zwei 250-Gramm-Chargen pro Monat möglich sein werden. Wieviele Einzeldosen am Ende pro Monat produziert werden würden, sei auch abhängig davon, wie groß die tatsächliche Impfdosis sein wird. Sanofi und Translate Bio versichern, dass die mögliche Produktionsmenge pro Monat in einer Pandemie angemessenen Stückzahl erfolgen wird, genauere Angaben liegen bislang nicht vor.

mRNA-Impfstoffe

Das noch relativ neue Prinzip der mRNA-Impfstoffe bietet aus Sicht der Unternehmen einen innovativen Ansatz. Diese Impfstoffe liefern eine Nukleotidsequenz, die das Antigen oder die Antigene codiert, die aufgrund ihres hohen Potenzials zur Induktion einer schützenden Immunantwort fähig sind. mRNA-Impfstoffe stellen aus mehreren Gründen auch eine potenzielle Alternative zu herkömmlichen Impfstoffansätzen dar: Ihre hohe Wirksamkeit, die Fähigkeit, die Proteinproduktion ohne Kerneintritt zu initiieren, ihre Fähigkeit zur schnellen Entwicklung und ihr Potenzial für eine kostengünstige Herstellung. Forscher sehen in diesem Ansatz auch eine Möglichkeit für die Entwicklung von Impfstoffen für Krankheiten, in denen eine Impfung heute noch keine Therapieoption darstellt.

 

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