Sanofi und Abbott haben sich zusammengetan, um ein integriertes System aus Glukosemessung und Insulinverabreichung zu entwickeln. Die vernetzte Versorgung soll das Diabetesmanagement für die Betroffenen vereinfachen. Der erste Schritt soll die Datenübermittlung sein. Nahezu zeitgleich haben Novo Nordisk und Medtronic eine Zusammenarbeit mit derselben Zielstellung verkündet.
„Menschen, die mit Diabetes leben, erhalten heute so umfangreiche Daten von verschiedenen Geräten, dass viele sich überfordert fühlen. Wir möchten ein digitales Ökosystem rund um FreeStyle Libre schaffen, das den Betroffenen das Leben erleichtert, durch eine konsolidierte Übermittlung der Daten“, erläutert Jared Watkin, Leiter der Sparte Diabetes Care bei Abbott.
FreeStyle Libre ist ein 2014 eingeführtes, sensorbasiertes Glukose-Monitoring-System von Abbott, das die Glukosekonzentration in der Gewebeflüssigkeit mit Hilfe eines Sensors auf der Rückseite des Oberarms misst. Tag und Nacht werden Werte ermittelt, etwa alle 15 Minuten aktualisiert sich dabei der Sensor. Das System wird daher Flash Glucose Monitoring (FGM) genannt – in Abgrenzung zu Continuous Glucose Monitoring Systemen (CGMS). Laut Firmenangaben verwenden es über 1,5 Millionen Menschen in 46 Ländern.
Ergänzend zum Sensor gibt es die App FreeStyle LibreLink, mittels derer die Anwender des Systems ihre Echtzeit-Glukosekonzentration erfassen, den Glukosetrend der letzten acht Stunden und einen Pfeil mit der Richtung des Trends auf dem Smartphone anzeigen lassen können. Der Plan hinter der Kooperation ist nun, dieses Echtzeit-Monitoring mit den Applikationstechnologien von Sanofi zu verbinden: Zukünftig könnte es also Insulin-Smartpens geben, die ihre Dosierung in Echtzeit an die Bedürfnisse des Diabetikers anpassen, ohne dass der etwas machen muss. Der Sensor sendet die Glukosewerte an den Pen und der stellt sich automatisch ein.
In einem ersten Projektschritt soll es um die automatische Datenübertragung mittels einer Cloud-Software von Sanofi gehen. Sie soll Menschen mit Diabetes und ihren Ärzten dabei helfen, optimierte Therapieentscheidungen im Hinblick auf Medikation, Ernährung und Lebensstil zu treffen. „Die Partnerschaft mit Abbott ist ein wichtiger Schritt hin zu einem vernetzten Ökosystem, mit dem wir Betroffenen durch ein personalisiertes glykämisches Diabetesmanagement mehr Kontrolle und Lebensqualität bieten möchten“, erklärt Gustavo Pesquin, Leiter der Sparte Diabetes und Herzkreislauferkrankungen bei Sanofi. Die vernetzten Smartpens, die dazu in Zukunft zum Einsatz kommen sollen, befinden sich derzeit noch in der Entwicklung, genauso wie die zugehörigen Apps und die Cloud-Software von Sanofi.
Sanofi arbeitet bereits seit 2017 gemeinsam mit Google an ähnlichen Projekten: Das Joint Venture Onduo soll ebenfalls Lösungen für Diabetes-Patienten entwickeln, die Software und Medizin verbinden, beispielsweise um Geräte zur automatischen Insulindosierung zu entwickeln. Im Juni gab Sanofi bekannt, seine Zusammenarbeit mit Google zu vertiefen. Demnach soll es Googles Kompetenz in der maschinellen Datenanalyse ermöglichen, Wirkstoffe künftig noch schneller zu entwickeln und neue Erkenntnisse über Krankheiten und deren Therapien zu erweitern. Auch Googles Fähigkeiten im Bereich Cloud Computing sollen zum Einsatz kommen.
Auch Novo Nordisk und Medtronic wollen mit dem gleichen Konzept auftrumpfen. Dabei sollen die Smartpens von Novo Nordisk mit Daten aus den CGMS von Medtronic gefüttert werden. Anders als Sanofi hat Novo Nordisk allerdings schon ein grobes Markteintrittsdatum angekündigt: Die Smartpens NovoPen6 and NovoPen Echo Plus sollen schon im kommenden Jahr verfügbar sein.
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