Zurück zum Traditionsnamen

Sanofi: OTC-Sparte wird Nattermann

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Berlin -

Vor drei Jahren hat Sanofi das OTC-Geschäft auf den Prüfstand gestellt; Angelini und Stada übernahmen bereits diverse Marken. Jetzt werden offenbar die Weichen für eine mögliche Trennung gestellt: Hierzulande firmiert die Sparte künftig unter ihrem alten Namen Nattermann & Cie.

Ab 1. Juli firmiert der Bereich Consumer Healthcare in Deutschland unter dem Namen A. Nattermann & Cie GmbH. Am Status als 100-prozentige Tochtergesellschaft von Sanofi ändert sich nichts. Auch nach außen wird das Unternehmen „den einheitlichen Marktauftritt konsequent verfolgen und als Sanofi auftreten“.

Hintergrund ist laut Sanofi die Strategie des Mutterkonzerns, „sich auf die Anwendung der Innovationsplattform zur Entwicklung erstklassiger Therapien und Impfstoffe zu fokussieren“. Der Bereich Selbstmedikation sei für Sanofi aber „eine wichtige strategische Säule, um Verbraucher:innenn in der Zusammenarbeit mit den Apotheker:innen hochwertige therapeutische Lösungen zur Verfügung zu stellen“, so das Unternehmen.

Die Tochtergesellschaft soll selbständig auf dem deutschen Markt agieren und ihren Kundenservice „noch besser auf Apotheker:innen und Verbraucher:innen ausrichten“. Der Firmensitz wurde bereits von Köln nach Frankfurt verlegt, Geschäftsführerin wird ab 1. März die derzeitige OTC-Chefin Theresa von Fugler. Weitere Geschäftsführer sind Susanne Dilsen, Leiterin des Produktionsstandorts Köln, und Marcus Lueger, Chief Financial Officer von Sanofi in Deutschland.

Das Selbstmedikationsgeschäft im deutschen Markt sei ein wichtiges Geschäftsfeld für Sanofi, betont von Fugler. „Mit Firmensitz in Frankfurt und einer für das gesamte Unternehmen wichtigen Produktionsstätte in Köln sind wir stark vertreten. Die neue Aufstellung ermöglicht es der Organisation, agiler und marktadäquater zu handeln, unsere starken Marken zu positionieren und unseren Kunden erstklassigen Service zu bieten.“

Zurück in die Zukunft

Mit Nattermann kehrt das Unternehmen zu seinen Ursprüngen zurück. 1906 in Köln von Apotheker August Nattermann und Kaufmann Rudolf Lappe gegründet, wuchs der Hersteller in den 60er- und 70er-Jahren rasant, bevor er von der ersten Negativliste hart getroffen wurde. Die Übernahme des US-Herstellers Lemmon brachte nicht den erhofften Befreiungsschlag, und so wurde das Familienunternehmen 1986 an den französischen Chemie- und Pharmakonzern Rhône-Poulenc verkauft. Der fusionierte seinerseits 1999 mit mit dem deutschen Konkurrenten Hoechst zu Aventis. Fünf Jahre später übernahm die wesentlich kleinere Sanofi mit politischer Unterstützung den Konzern.

Ein Jahr zuvor wurden im Februar 2003 die Nattermann-Marken Bronchicum, Cholagogum, Contramutan, Essentiale, Melrosum, Monapax an Klosterfrau übertragen; der Kölner Traditionshersteller hatte 1979 bereits mit Hoechst das Gemeinschaftsunternehmen Cassella-med und die Firma 1998 komplett übernommen – samt der Marken Soledum, Nasic, Enelbin, Limptar und Metifex.

Nattermann tritt seitdem nur noch als Lohnhersteller auf – allerdings in großem Stil: 450 Mitarbeiter:innen erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro und einen Gewinn zwischen 40 und 50 Millionen Euro. Der überwiegende Teil des Geschäfts entfällt auf den Konzernverbund. Hergestellt werden vor allem OTC-Medikamente, darunter Doliprane und Essentiale, aber auch Novaminsulfon und Polamidon.

Zu den wichtigsten OTC-Marken von Sanofi hierzulande gehören Thomayprin bei Kopfschmerzen, Dulcolax und Laxoberal bei Verstopfung, Buscopan bei Bauchschmerzen, Mucosolvan bei Husten und Antistax bei Erkrankungen der Beinvenen. Mit Umsätzen von 225 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (rAVP) war Sanofi im vergangenen Jahr die Nummer 5 in der Apotheke.

Erste Ausverkäufe

Der Mutterkonzern hatte seine OTC-Sparte schon vor Jahren zur Disposition gestellt; 2019 wurden die Marken Boxagrippal und Heumann-Tee an Angelini verkauft, im vergangenen Jahr gingen Silomat, Bronchoforton und Frubiase an Stada. Sanofi will sich eigentlich auf Wachstumsmärkte wie Onkologie fokussieren, andererseits lieferte das Geschäft solide Erträge – zumindest bis zum Beginn der Corona-Krise.

Die Sparte geht zu einem großen Teil auf das traditionsreiche OTC-Geschäft von Boehringer Ingelheim zurück, das 2016 im Rahmen eines Spartentauschs an Sanofi gegangen war: Der französische Konzern hatte im Gegenzug seine Veterinärsparte Merial abgegeben. Sanofi ist mit einem Anteil von rund 4 Prozent die Nummer 3 im weltweiten OTC-Markt hinter Bayer und GSK/Pfizer und vor Johnson & Johnson und Reckitt Benckiser.

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