L-Polamidon: Tabletten defekt Nadine Tröbitscher, 20.07.2017 13:32 Uhr
Wiederholt kam es bei L-Polamidon-Tabletten in den Stärken 5 mg und 20 mg von Sanofi zu Lieferschwierigkeiten. Nun räumt das Unternehmen ein, die betroffenen Stärken bis auf Weiteres nicht liefern zu können.
Sanofi setzt alles daran, schnellstmöglich eine Lösung für die technische Fragestellung zu finden. Man werde voraussichtlich einen längeren Zeitraum benötigen, um die entsprechenden Änderungen im Herstellungsprozess vorzunehmen und zu etablieren. Genauere Angaben zum Zeitpunkt können aktuell jedoch nicht gemacht werden. Sanofi teilt mit: L-Polamidon-Tabletten werden „bis auf Weiteres nicht lieferbar sein“.
Noch befindet sich Ware im Handel, die den Patienten bedenkenlos verordnet und abgegeben werden kann. Die Tabletten im Umlauf „sind nicht gefährdet“, teilt das Unternehmen mit. Zudem kommuniziere man vorsichtig und frühzeitig den Lieferengpass. Zudem sind die anderen Zubereitungen wie Lösung zur Substitution und Tropfen nicht betroffen und „uneingeschränkt verfügbar“.
Ärzte sollten der aktuellen Verfügbarkeit wegen keinen neuen Patienten auf die Tabletten von Sanofi einstellen. Alternativ hat Hexal seit Juni L-Poladdict in den Markt eingeführt und sein Portfolio erweitert. Die Tabletten mit dem Wirkstoff Levomethadon sind in den Stärken 5 mg, 20 mg und 30 mg erhältlich. Die unterschiedlichen Dosierungen sollen eine individuelle Therapie sichern.
Levomethadon wird zur oralen Substitutionstherapie bei opioidabhängigen Erwachsenen eingesetzt, die sich in einer medizinischen, sozialen und psychotherapeutischen Behandlung befinden. Die Dosierung wird individuell festgelegt und richtet sich nach dem Auftreten von subjektiven und objektiven Entzugserscheinungen. Dabei ist die möglichst niedrigste Erhaltungsdosis anzustreben. Die Patienten werden über mehrere Tage eingestellt. Am ersten Tag kann die Gabe morgens und abends erfolgen, je nach Wirkung. Innerhalb von ein bis sechs Tagen sollten dann die Patienten auf eine einmalige morgendliche Gabe eingestellt sein. Die maximale Erhaltungsdosis sollte 60 mg nicht überschreiten. Ausnahmen sind jedoch möglich, sofern ein Missbrauch ausgeschlossen werden kann.
Die Tabletten werden in einer kindergesicherten Blisterverpackung ausgeliefert. Zum Einsatz kommen die Arzneimittel sowohl für den Take-home-Bedarf, als auch für die Sichtvergabe. Levomethadon ist ein vollsynthetisches Opioidanalgetikum, das in seiner Struktur Morphin ähnelt. Der Wirkstoff hat eine morphinartige Wirkung und unterdrückt Entzugssymptome ohne dabei „high“ zu machen. Eine Wirkung tritt nach etwa ein bis zwei Stunden ein und kann im Rahmen der Therapie nach anfänglichen acht Stunden bis zu 48 Stunden andauern.
In Deutschland werden derzeit etwa 78.500 opioidabhängige Patienten im Rahmen der Substitutionstherapie behandelt. Laut Hexal hat sich in den letzten 15 Jahren der Anteil an Levomethadon verdoppelt und liegt aktuell bei 33 Prozent.