Pharmakonzerne

Sanofi: Abschied von Lantus & Co?

, , Uhr aktualisiert am 10.12.2019 11:59 Uhr
Berlin -

Der neue Sanofi-CEO Paul Hudson krempelt den französischen Pharmariesen um. Mit einer neuen Ausrichtung will Sanofi seinen Fokus auf Wachstumsfelder wie etwa Krebsmedikamente legen und das Geschäft mit Diabetes- und Herz-Kreislauf-Medikamenten herunterfahren. Ebenso auf der Agenda steht, sich von Unternehmensteilen zu trennen und die Sparten schlanker aufzustellen.

Stattdessen soll Sanofi sich auf Wachstumsbereiche wie etwa die Krebstherapie konzentrieren. Hudson kündigt in der Pressemitteilung „klarere Prioritäten und einen Fokus auf das Abliefern von Ergebnissen“ an. Der Konzern will drei Geschäftsbereiche implementieren: Specialty (mit den Indikationen Immunologie, seltene Erkrankungen, seltene Blutstörungen, Neurologie und Onkologie), Impfstoffe und Allgemeinmedizin (Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen und Altoriginale). Die Consumer-Sparte wird als eigenständiger Geschäftsbereich mit eigener Entwicklung und Herstellung geführt.

Sanofi geht den Weg, den schon viele andere große Pharmafirmen auf der Suche nach Wachstum und neuen lukrativen Einnahmequellen beschreiten: Geschäfte mit Generika-Konkurrenz nach dem Auslaufen von Patenten werden eingedampft oder abgestoßen, über Zukäufe werden sich neue Wachstumsstories an Bord geholt. Bei Sanofi bedeutet das ein Stoppschild für Diabetes- sowie Herz-Kreislauf-Medikamente und die grüne Ampel bei Krebstherapien. Zu Wochenbeginn haben die Franzosen die milliardenschwere Übernahme des Krebsmedikamentenherstellers Synthorx angekündigt.

Sanofi werde die Forschung und Entwicklung bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einstellen, teilte Sanofi am Montagabend vor dem Kapitalmarkttag an diesem Dienstag mit. Zudem soll der Diabetes-Kandidat Efpeglenatide, der nur einmal wöchentlich gespritzt werden muss, an einen Partner abgegeben werden.

Die eigene Zukunft sieht Sanofi neben Krebsmedikamenten auch bei Impfstoffen, Mitteln gegen seltene Krankheiten und die Bluterkrankheit, sowie dem bereits gut laufenden Medikament Dupixent gegen Hautkrankheiten. Die Pipeline sei mit vielversprechenden Kandidaten zu diesen Therapiefeldern gefüllt, außerdem sieht sich Sanofi gut in China aufgestellt.

Sanofi kämpft in den Vereinigten Staaten mit dem dort besonders ausgeprägten Preiswettbewerb, unter anderem bei Diabetes-Medikamenten. Das Insulin-Geschäft – lange eine wichtige Domäne der Franzosen – ist schon lange keine sichere Bank mehr. Nach dem Patentablauf für Sanofis Blockbuster Lantus, der das erste Insulin seiner Art auf dem Markt war, haben Anbieter nachgezogen.

Der frühere Chef Olivier Brandicourt hatte deshalb bereits wichtige Schalthebel umgelegt. Er verschlankte den Konzern und verordnete einen noch stärkeren Fokus auf jenen Markt mit den derzeit größten Wachstumschancen: neuartige Biotech- und Gentherapien. Dafür kaufte Sanofi auch für viele Milliarden zu.

Vor dem Kapitalmarkttag hat Hudson bereits seine ehrgeizigen Margenziele vorgestellt. Bis 2022 soll die operative Marge bei 30
Prozent liegen und ab 2025 mehr als 32 Prozent erreichen. Im Zuge der Neuaufstellung will Sanofi ab 2022 zwei Milliarden Euro einsparen.

Das Geld soll in Wachstumsprojekte gesteckt werden. Auch der Mittelzufluss soll kräftig zulegen und bis 2022 um rund 50 Prozent
anwachsen. Um das zu erreichen, werde man vor allem eine disziplinierte Ausgabenpolitik fahren. Zudem habe man noch die
Möglichkeit, über Verkäufe Kapital in die Kasse zu bringen, teile Sanofi weiter mit. So denke man über den Verkauf des Anteils am
Entwicklungspartner Regeneron nach.

Analysten zeigten sich durchweg beeindruckt. Die neue Strategie und die angekündigten Prioritäten seien ermutigend, schrieb
Goldman-Analyst Keyur Parekh. Sanofi habe die richtigen Maßnahmen angekündigt, meinte auch Bernstein-Analyst Wimal Kapadia. Der sei stark und liege über den Markterwartungen. Die zukünftige Aufstellung des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten (Consumer Healthcare) als Standalone-Einheit sei wohl der Weg in die Trennung von diesem Bereich.

Bereits Ende November hieß es, das OTC-Geschäft stehe auf den Prüfstand. Noch sei keine Entscheidung über die Sparte für rezeptfreie Medikamente gefallen, doch das Management führe derzeit Gespräche mit Beratern, um die Reaktion der Aktionäre abzuschätzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zu den möglichen Optionen dürften auch eine Abspaltung sowie eine Fusion gehören, hieß es weiter.

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