Medizintechnikanbieter

Sanimed: Erst Kampfpreise, dann Stellenabbau

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Berlin -

Der Reha- und Medizintechnikanbieter Sanimed hat einen drastischen Stellenabbau angekündigt. Mehr als jeder dritte Beschäftigte ist betroffen. In Apotheken stößt die Nachricht auf Verwunderung, denn das Unternehmen aus Ibbenbüren habe mit „Kampfpreisen“ den Apotheken Konkurrenz gemacht, sagt eine Inhaberin. 

Sanimed will am Hauptsitz 180 von rund 500 Stellen streichen. Das Unternehmen steht vor einem massiven Umbruch. Von einer „existenziellen Krise“ ist die Rede. Nach herausfordernden Geschäftsjahren sei ein im Sommer 2024 eingeleitetes umfassendes Sanierungsprogramm unumgänglich gewesen, heißt es vom Anbieter. „Nach intensiven Gesprächen mit Betriebsrat und Verhandlungen mit dem Gesellschafter konnten wir die Liquidation abwenden. Allerdings wird Sanimed nicht mehr das Unternehmen sein, das es einmal war”, so die Geschäftsführer Sven Wellmeier und Dirk Doetkotte.

Sanimed kündigt Strategiewechsel an

Mit dem Stellenabbau will sich die Firma, die seit Jahren defizitär arbeitet, sanieren. Die Belegschaft sei am Montag informiert worden. Finanziell stehe das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. „Nur durch eine vollständige Neuausrichtung wird Sanimed überleben und Arbeitsplätze in Ibbenbüren gesichert. Dies bedeutet, dass sich das Unternehmen zukünftig auf ein reduziertes Angebot an Warengruppen und reduzierter geografischer Ausrichtung mit rund 250 verbleibenden Mitarbeitenden konzentrieren wird.”

Geschäftsführer zuversichtlich

In der aktuellen Situation gehe es darum, das Unternehmen, den Standort und möglichst viele Arbeitsplätze zu retten, heißt es. Die betroffenen Mitarbeitenden seien umfassend informiert worden. Es werde gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Sozialplan erarbeitet. „Ein umfassender Restrukturierungs- und Sanierungsprozess wurde eingeleitet“, sagen die Geschäftsführer. Nach Umsetzung der Maßnahmen werde Sanimed mit den verbleibenden Geschäftsbereichen die Rentabilitätszone erreichen und im Wettbewerb erfolgreich agieren können.

Inhaberin kritisiert Sanimed

Kritik an der vergangenen Geschäftspraktik des Unternehmens kommt aus de Apotheken: Denn Sanimed habe sich in der Region mit unschönen Mitteln Marktanteile „erkämpft“. Im Bereich Inko- und Stomaversorgung, Pflegehilfsmittel, Trink- und Sondennahrung und Reha-Bedarf habe das Unternehmen zu einem großen Teil auch mit Apotheken und kleinen Sanitätshäusern konkurriert, sagt sie. „Die Firma hat mit Kontakten in die Kliniken und Kampfpreisen hier den Markt stark beeinflusst.“

Sanimed wurde 1983 gegründet und gehört laut eigenen Angaben zu den marktführenden Unternehmen der Branche. 2001 ging das Unternehmen an die Hartmann Gruppe und wurde 2020 an Palero verkauft. Ein Jahr später übernahm die Löwenstein Gruppe mit Sitz in Bad Ems das Unternehmen.

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