Versandapotheke

Sanicare: Kliniken suchen neue Apotheken

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Berlin -

Keine Klinikware mehr von Sanicare: Die insolvente Versandsapotheke hat

mit dem Rückzug aus dem Geschäftsbereich den Markt für andere Versorger

geöffnet. Von den insgesamt 50 Kliniken, die aus Bad Laer versorgt

wurden, haben sechs bereits neue Apotheken unter Vertrag genommen. Der

Rest werde aus dem noch vorhandenen Bestand und zusätzlich von anderen

Krankenhausapotheken beliefert, sagt eine Sanicare-Sprecherin. Mit

ähnlich günstigen Preisen sollten die Kliniken bei den neuen

Geschäftspartnern jedoch nicht rechnen.

Der verstorbene Sanicare-Inhaber, Johannes Mönter, hatte Kliniken mit insgesamt 12.500 Betten durch günstige Konditionen an sich gebunden. Durch Querfinanzierungen soll er den Geschäftsbereich aufrecht erhalten haben. Mit der Pleite von Sanicare hat der vorläufige Insolvenzverwalter Ralph Bünning die Klinikversorgung nach etwa einer Woche eingestellt. Der Bereich sei nicht kostendeckend, hieß einer der Gründe.

Das Evangelische Krankenhaus (EvKB) in Bielefeld zählte mit seinen 1500 Betten zu einem der größten Kunden von Sanicare. „Die Insolvenz hat uns überraschend getroffen“, sagt Jörg Buchloh, Kaufmännischer Direktor am EvKB. Außer einzelnen Präparaten wie Zytostatika liefere Sanicare seit dieser Woche nicht mehr.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz hat das Krankenhaus nach einer anderen Apotheke gesucht. Mit Erfolg: Die Arzneimittelversorgung ist bereits auf die Krankenhausapotheke des Sankt Elisabeth Hospitals zwölf Kilometer entfernten Gütersloh umgestellt worden, von dort werden bereits sechs Kliniken beliefert. „Das hat bisher gut geklappt“, lobt Buchloh die neue Zusammenarbeit.


Die günstigen Preisen, die Mönter bot, scheinen die Kliniken nicht mehr erwarten zu können: „Ich kann und möchte die Konditionen von Sanicare nicht anbieten“, sagt Chefapotheker Thomas Watermann. Zum einen sei ihm der ambulante Bereich und damit Querfinanzierungen verschlossen. Außerdem sei er gegen eine Vermischung der Märkte.

Für Watermann ergeben sich durch den neuen Kunden Mehrarbeit und Chancen. „Wir fahren momentan einen Zwei-Schichtbetrieb“, sagt der Apotheker, der seit 1983 in der Klinikversorgung arbeitet. Personell könne die zusätzliche Arbeit langfristig nicht gestemmt werden. Dadurch, dass er bereits ein Krankenhaus in Bielefeld versorge, könnten die Auslieferungen jedoch parallel geschaltet werden.

Durch die Zahlungsunfähigkeit hat er zu den rund 1800 Betten nochmals 1500 dazubekommen. Auch für die Patienten der Bodelwschinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld liefert die Zentralapotheke nun Medikamente.


Sanicare hat mit seiner Preispolitik auch im Nachhinein viel Kritik auf sich gezogen. Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) hatte kurz nach der Insolvenz auf die Folgen hingewiesen: Sanicare habe funktionierende Strukturen zerstört, was sich nun räche, hatte Geschäftsführer Klaus Tönne kritisiert. Der plötzliche Ausfall stelle die Krankenhäuser, die sich damals für Mönter entschieden hätten, jetzt vor Probleme.

Im Evangelischen Krankenhaus wirft man Sanicare nichts vor. „Es gibt keine Gründe verärgert zu sein“, sagt Buchloh. Nach der Insolvenz hätten Mitarbeiter des zahlungsunfähigen Versenders in mehreren Gesprächen über die aktuelle Lage aufgeklärt. Dass durch die Insolvenz nun auf den eigenen Betrieb Störungen zukommen, nehme man nicht übel.

Bei Sanicare zeigt man für eine gewisse Unruhe unter den Krankenhäusern Verständnis: „Die Krankenhäuser haben Angst, dass die Versrogungsqualität nicht gewährleistet ist“, so die Sanicare-Sprecherin. Mitarbeiter suchten den Kontakt und würden andere Krankenhausapotheken empfehlen.

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