Briefkasten im Frischemarkt

Sanicare betreibt Rezeptsammelstelle

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Berlin -

Die Versandapotheke Sanicare betreibt jetzt eine Rezeptsammelstelle. In einem Frischemarkt im niedersächsischen Bad Iburg können Kunden ihre Bestellungen aufgeben und werden „innerhalb von 1-3 Werktagen“ beliefert. Solche Pick-up-Stellen sind seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) auch ohne Genehmigung zulässig. Apotheker aus Bad Iburg fürchten die Konkurrenz nicht – sehen die Entwicklung aber trotzdem kritisch.

Besonders kundenfreundlich ist das Sanicare-Angebot nicht. Der Briefkasten wird wochentags ab 16: 30 Uhr geleert, bis zu drei Tage müssen die Kunden dann auf ihre Bestellung warten. Und kostenlos geliefert wird auch nur, wenn ein Rezept mit in den Briefkasten geworfen wird oder der Kunde für mindestens 29 Euro rezeptfreie Artikel bestellt. Ansonsten kostet die Lieferung 4,95 Euro. Bestellscheine und Briefumschläge befinden sich in einer Halterung unter dem Briefkasten. Ob Sanicare weitere solcher Pick-up-Stellen betreibt oder dies beabsichtigt, ist bislang nicht bekannt.

Regina Schlotheuber betreibt die Mühlentor-Apotheke in Bad Iburg. Die Rezeptsammelstelle im Frischemarkt im Stadtteil Glane macht ihr in der derzeitigen Aufmachung noch nicht allzu viele Sorgen. Zunächst sei die Box neben den Kartoffeln kaum zu finden und dann müssten die Kunden ja auch ihr Rezept dabei haben, den Zettel ausfüllen und am Ende noch auf ihr Arzneimittel warten. Sie befürchtet aber, dass sich Sanicare damit auf die Einführung des E-Rezeptes vorbereiten will und in diesem Zusammenhang macht ihr die Aktivität des Versenders in ihrer Nachbarschaft schon Sorge. „Das rückt näher.“

So sieht es auch ihr Mann Hans Schlotheuber, der in Bad Iburg die Hirsch-Apotheke. Gegenüber APOTHEKE ADHOC sagte er: „Dass ein Versender jetzt in die benachbarten ländlichen Räume expandiert, ist schon bedenklich.“ Sanicare gehe es vermutlich darum, jetzt Erfahrungen mit den Techniken zu sammeln und die Kunden anzusprechen, um auf das E-Rezept vorbereitet zu sein.

Die Konkurrenz nimmt er sportlich: „Das ist ein Versuch, aber wir arbeiten seit Jahrzehnten mit unseren Kunden zusammen, leisten rund 30 Notdienste im Jahr und gewährleisten über die gute Zusammenarbeit mit den Ärzten vor Ort eine reibungslose Versorgung.“ Natürlich stünden die Apotheken vor einem Strukturwandel und blieben von der Digitalisierung nicht ausgespart. „Wenn so etwas kommt, dann müssen wir eben unsere Anstrengungen erhöhen“, so Schlotheuber dessen Familie die Hirschapotheke ist seit fast 150 Jahren betreibt. Heute können auch seine Kunden über eine Plattform Rezepte hochladen und Arzneimittel vorbestellen.

Eine Versanderlaubnis besitzt Schlotheuber selbst nicht und hat dies auch künftig nicht vor, weil er seinen Beruf anders versteht, wie er sagt. „Pick-up – das steckt schon im Namen: Die picken sich die Dauerverordnungen raus und wir machen die Notdienste und die Akutversorgung.“ Aus seiner Sicht geht es jetzt um die Grundsatzfrage: „Wir werden sehen, wie wir unsere Arzneimittelversorgung künftig organisieren wollen: mit Apotheken vor Ort oder digitalisiert und zentral.“

Pick-up-Stellen von Versandapotheken hatten die Leipziger Richter schon 2008 für zulässig erklärt. Damals ging es um die Kooperation der Europa Apotheek Venlo (heute Shop Apotheke) mit der Drogeriekette dm. In der Folge wurde aber noch darüber gestritten, ob Apotheken diesen Service auch unter Einsatz ihres Botendienstes anbieten dürfen. Dürfen sie, entschied das BVerwG im April. Auch dabei handele es sich um eine Spielart des Versandhandels, der damit auch lokal begrenzt zulässig ist. Voraussetzung ist die Versanderlaubnis. Das hat schon zu einigen Aktivitäten am Markt geführt: Die Kooperation Bären-Apotheken sammelt bereits an einigen Standorten, auch einzelne Apotheken sind aktiv.

 

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