Genossenschaften

Sanacorp zieht Cerp davon

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Berlin -

14 Jahre ist es her, dass Sanacorp und Cerp Rouen ihr Geschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen einbrachten. Damals konnte die französische Genossenschaft etwas mehr Umsatz vorweisen, doch mittlerweile ziehen die deutschen Partner davon.

Sanastera heißt das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Bologna, das Sanacorp und der französischen Cerp-Holding Astera zu gleichen Teilen gehört. Ziel war es, ein Gegengewicht zu den paneuropäischen Pharmahändlern wie Phoenix, Alliance und Celesio (heute McKesson) aufzubauen, Synergien heben und Schwankungen bei Umsatz und Ertrag besser ausgleichen zu können. So holte mal der eine Partner etwas mehr an Umsatz und der andere etwas mehr an Ertrag, später lief es andersherum.

Zunächst entfielen 55 Prozent der Erlöse auf die französische Seite. Doch seit der Übernahme des Privatgroßhändlers von der Linde brachten die beiden Schwestergenossenschaften annähernd denselben Umsatz auf die Waage. Weil aber die Genossenschaft aus Planegg in der Folge weitere Niederlassungen in ganz Deutschland eröffnete, stiegen die Umsätze: Seit einigen Jahren steuert Sanacorp den größeren Teil des Umsatzes bei.

Der Trend setzte sich im vergangen Jahr fort: Die Sanacorp legte um 6,8 Prozent zu, das war nicht nur mehr als der Durchschnitt im deutschen Pharmagroßhandel (plus 5,5 Prozent), sondern auch mehr, als der Partner in Frankreich (1,8 Prozent) und Belgien (5,1 Prozent) vorweisen konnte. Mit 5,2 Milliarden Euro steuerte Sanacorp nun 55 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Zum Vergleich: In Frankreich lagen die Erlöse bei 3,9 Milliarden Euro, in Belgien bei knapp 400 Millionen Euro.

Auf absehbare Zeit dürfte die Schere weiter auseinandergehen: 400 Millionen Euro Jahresumsatz bringt alleine die Übernahme des Privatgroßhändlers Fiebig mit. Im kommenden Jahr soll mit einem neuen Vertriebszentrum in Bad Hersfeld ein letzter Fleck auf der Landkarte geschlossen werden. Es wird dann die 19. Niederlassung sein, während Cerp ganze 32 Depots in Frankreich und vier Vertriebszentren in Belgien hat.

Allerdings lassen sich die Zahlen der beiden Genossenschaften nicht 1:1 übereinander legen. Denn Cerp/Astera hat weitere Aktivitäten, die nicht im Gemeinschaftsunternehmen, sondern auf Ebene der Holding angesiedelt sind: Rund 600 Millionen Euro Umsatz erlöst die französische Genossenschaft mit Logistikdienstleistungen für die Pharmaindustrie sowie Services für Apotheken.

Auf der anderen Seite vermietet die Sanacorp auf Ebene der Genossenschaft ihre Niederlassungen an die eigene Großhandlung, rund 5 Millionen Euro fließen so an Sanastera vorbei direkt in die Holding. So kommt es, dass der Gewinn aus dem reinen Großhandelsgeschäft in Deutschland mit 13 Millionen Euro entsprechend niedriger liegt als auf französischer Seite (18 Millionen Euro).

Betrachtet man dann wieder, was beiden Genossenschaften nach 50:50-Ausschüttung aus dem Gemeinschaftsunternehmen und Abzug der eigenen Kosten übrig bleibt, ergibt sich wieder ein anderes Bild: Wegen Abschreibungen bei den sonstigen Aktivitäten kann Astera nur einen Konzernüberschuss von 14 Millionen Euro vorweisen, verglichen mit knapp 17 Millionen Euro bei Sanacorp.

Entsprechend stehen dem französischen Apothekerunternehmen – nach Zuweisungen in die Rücklagen in Höhe von 4,3 Millionen Euro analog zu Sanacorp – nur 3,7 Millionen Euro für die Ausschüttung einer Dividende zur Verfügung. Bei Sanacorp sind es 6,5 Millionen Euro, sodass erneut eine Basisdividende von 3,18 Prozent und eine Förderdividende von 10,82 Prozent gezahlt werden können.

Jenseits der Finanzen gab es auch strukturelle und personelle Veränderungen, die Vorstandschef Dr. Herbert Lang bei der digitalen Vertreterversammlung verkünden konnte: So wurde der Squeeze-out ab Ebene der AG abgeschlossen, sodass sich die Sanacorp wieder im ausschließlichen Besitz ihrer Mitglieder befindet. Aktuell sind es 7355, nach 154 Zu- und 199 Abgängen. Im Aufsichtsrat folgt Simon-Peter Skopek auf Ursula Schröder, die satzungsgemäß ausgeschieden ist. Klaus Mellis wurde im Amt bestätigt. In der Ergänzungswahl für ein Ersatzmitglied des Aufsichtsrates wurde Stephanie Funk neu gewählt.

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