Finanzprobleme im Apothekenmarkt

Sanacorp: Zahlungsausfälle vervierfacht

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Berlin -

Die finanzielle Situation im Arzneimittelmarkt ist mehr als angespannt. Während der Großhandel mit explodierenden Finanzierungskosten konfrontiert ist, sieht er auch die Apotheken in einer schwierigen Lage. Die Zahlungsausfälle hätten sich bereits vervierfacht.

Im Debitorenmanagement der Sanacorp kümmern sich zwei Angestellte darum, dass es möglichst selten zu Zahlungsausfällen kommt. „Wenn man 200.000 Euro verliert, dauert es bei den schmalen Margen sehr lange, bis man sie wieder ausgeglichen hat“, so Lang.

Beide Mitarbeitende seien seit Jahren dabei und hätten Bankenhintergrund. „Sie haben wohl jede Ausrede, warum gerade kein Geld da ist, um die Rechnung zu bezahlen, schon tausend Mal gehört.“

Zahlungsausfälle werden zunehmen

Und trotzdem könne man nicht verhindern, dass es immer häufiger zu Zahlungsausfällen komme. Aktuell hätten sich die Fälle vervierfacht. „Und das wird nicht das Ende sein!“

Für Lang ist klar: Die Vergütung der Apotheken muss umgehend und substanziell erhöht werden. „Es muss sofort mehr Geld ins System. Es bringt nichts, eine Umverteilung in einem System zu fordern, das seit Jahren chronisch unterfinanziert ist.“

Skonto-Freigabe hilft nicht

Die geplante Freigabe von Skonti würde seiner Meinung ins Leere laufen, denn das von Niedrigzinsen geprägte Jahrzehnt sei längst vorbei. „Selbst wenn wir Skonto geben dürften, könnten wir es gar nicht.“

Für den Goßhandel werde die Finanzierung der Warenbeschaffung in den nächsten Jahren die größte Herausforderung, schon jetzt hätten sich die Zinskosten verdreifacht. Die Sanacorp sei deswegen zuletzt wieder verstärkt dazu übergegangen, ihre Forderungen gegenüber Apotheken zu verkaufen – von diesen stillen Abtretungen erführen die Kunden allerdings nichts.

Aufgefordert, nach dem Skonto-Urteil endlich mit Werkzeugen wie dem Handelsspannenausgleich oder Ausschlüssen aufzuräumen, sicherte er zu: „Wir sind dabei. Unser Vertrieb hat das auf dem Schirm.“ Man könne nicht jeden Umsatz gleich behandeln, aber im Grunde schaue man, was zu machen sei. Immerhin habe man den Auftrag, die Apotheken der Mitglieder am Laufen zu halten. Neue Konditionenbausteine halte er für problematisch, die Lastschriftgebühr etwa sehe er als Umgehungstatbestand.

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